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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Neisha unter ihren dichten schwarzen Wimpern an und ich will das alles beenden, den Text in meinem Kopf zerreißen, der ihr von den Visionen und Stimmen erzählt. Stattdessen will ich ihr erklären, was für ein schlechter Mensch ich bin. Will ihr sagen, dass Weglaufen ein schwerer Fehler war und ich mit ihr zusammensein, sie festhalten und küssen möchte. Aber es gibt so vieles, was sie nicht weiß …
    »Und was hattest du vor?«
    »Ich wollte einfach nur weg.«
    »Und du wolltest dich nicht mal verabschieden?«
    Sie ist verletzt. Ich bin ein Idiot. Wieso habe ich nicht daran gedacht, wie verletzt sie sein würde?
    »Ich wollte dich anrufen. Es schien mir einfach das Beste. Dass du ohne mich besser dran wärst.«
    »Wie kannst du das sagen? Ich dachte, wir … ich dachte, du magst mich.«
    »Stimmt ja auch.«
    »Ja und, Carl? Ja und, verdammte Scheiße?«
    Ich lege meine Hand auf ihren Arm, doch sie stößt sie mit einer Heftigkeit fort, die ich nicht erwartet habe.
    »Ich mag dich, Neisha. Sehr sogar.«
    »Aber?«
    »Was meinst du?«
    »Da kommt doch noch ein ›aber‹. ›Du magst mich, aber …‹«
    »Ich kann’s dir nicht sagen. Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Es ist besser, wenn wir nicht, wenn … wenn … wenn wir aufhören.«
    Es zerreißt mich, den Satz auszusprechen, aber er wirkt bei ihr wie ein Stromstoß.
    »Aufhören? Das ist es also? Willst du mich nicht vielleicht vorher noch vögeln wie dein Bruder?«
    Sie hat die Schaukel angehalten, ihre Schuhe bohren sich in die Erde. Ihre Finger umklammern die Kette so fest, dass die Haut über den Knöcheln vor Spannung ganz weiß ist.
    »Neisha, ich –«
    »Weil du genauso bist wie er, stimmt’s? Du hast gar kein echtes Interesse an mir. Es macht dir einen Scheiß aus.«
    Das ist es. Jetzt kann ich es tun, wenn ich wirklich will. Ich kann sie aus meinem Leben streichen. Ich sollte es tun. Ich muss. Um sie in Sicherheit zu bringen.
    »Du hast Recht, Neisha. Wir sind gleich. Rob und ich. Deshalb solltest du gehen. Weil ich nicht gut für dich bin. Nie sein werde.«
    Doch die Worte, von denen ich dachte, sie würden Neisha vertreiben, bewirken das Gegenteil.
    »Siehst du«, sagt sie, »siehst du, wie falsch du liegst? Schon weil du es sagst, bist du nicht wie er. Du glaubst, du bist so, aber du bist es nicht.«
    Ihre Schultern lösen sich ein bisschen und ich sehe ein kleines Lächeln.
    »Du dummer, süßer Kerl. Ich kenn dich. Ich kenn dich besser als du dich selbst. Du musst nicht weglaufen.«
    Ich weiß, ich sollte nicht, aber ich gleite von der Schaukel und stelle mich vor sie hin. Die Sonne kommt raus und lässt alle nassen Oberflächen glitzern. Ich spüre die Wärme im Nacken. Neisha zieht mich zu sich heran, ich stolpere auf sie zu und sie schwingt mir auf ihrer Schaukel entgegen, jetzt schlingt sie die Arme um meinen Körper.
    »Vorsicht«, sage ich, aber zu spät, die Schaukel gleitet unter ihr weg, Neisha packt mich mit ihren Armen und instinktiv halte ich sie fest. Sie klammert sich an mich wie ein kleiner Affe und wir sind kurz davor umzufallen. Ohne nachzudenken, versuche ich sie höher zu schieben und meine Hände unter ihren Po zu bekommen. Aber ich kann das Gleichgewicht nicht halten, jeden Moment werden wir fallen.
    »Stell dich auf die Füße. Du musst die Füße runternehmen!«, schreie ich. Und sie lacht und umklammert mich nur noch stärker.
    »Neisha, stell dich auf die Füße. Ich kann dich nicht halten!«
    Schließlich löst sie sich von mir und knallt die Füße auf den Boden.
    »Du bist verrückt«, sagt sie und sieht mich nervös an, ob mich der Ausspruch verärgert. »Im guten Sinne«, fügt sie hinzu. »In einem ganz, ganz guten Sinne.«
    Sie zieht den Kopf zurück und lacht. Meine Augen folgen der Linie an ihrem Hals hinab bis in den dunklen Ausschnitt ihres Anoraks. Und sie schiebt ihre Hand in meinen Nacken und legt den Kopf gerade so weit zur Seite, dass sich unsere Lippen treffen, als ob es das Natürlichste der Welt wäre.
    »O Neisha«, flüstere ich.
    Wie soll ich mich davon fernhalten? Von ihr?
    »Verlass mich nie, ja?«
    Ihre simplen Worte verwandeln sich auf dem Weg von ihrer Zunge zu meiner.
    »Nein, nein, natürlich nicht. Ich werde dich nie verlassen.«
    Wir küssen uns für Stunden oder Minuten oder Sekunden. Keine Ahnung, wie lange. Ein paar Kinder laufen vorbei und johlen, machen Schmatzgeräusche, Geräusche wie von Gummistiefeln, die im Schlamm stecken, doch wir halten die Augen

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