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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Warngeräusch, piepst an und aus, und eine elektronische Stimme dröhnt los. Auf beiden Seiten beginnen die Räder sich zu bewegen, rollen langsam rückwärts. Die Unterseite des Führerhauses kommt auf mich zu. Rückwärts? Mir bleibt keine andere Chance als mitzulaufen.
    Auf Händen und Füßen krabble ich wie ein Affe über den Hof. Durch Öllachen, Wasserpfützen und über scharfkantige Schottersteine halte ich mit der Bewegung des Lastwagens Schritt und versuche hinter einem der Räder zu bleiben, um nicht entdeckt zu werden. Der Lastwagen kriecht langsam über den Hof und bleibt dann vor einem der Gebäude stehen. Die Hecktüren werden geöffnet und dann trampeln plötzlich über meinem Kopf ungefähr eine Million Füße herum. Mir wird ganz heiß. Dieser Laster wird definitiv heute losfahren. Wenn ich Ruhe bewahre, ist das hier mein Ticket, das mich wegbringt. Ich werde es schaffen.
    Es dauert etwa zehn Minuten, dann werden die Türen zugeschlagen. Das war’s. Ich kann auf meiner Höhe keine Füße mehr sehen, nur die beiden anderen Lastwagen drüben auf dem Hof und den Betonboden mit seinen Pfützen, in denen der Regen tanzt, zu dem sich das Nieseln inzwischen entwickelt hat.
    Dröhnend springt der Motor an. Jetzt oder nie. Ich krieche nach vorn, direkt hinter die Räder, dann springe ich raus, um das Rad herum und hoch auf den Verbindungstunnel. Alles im Bruchteil einer Sekunde. Ich schaue nicht nach hinten oder zur Seite – konzentriere mich nur darauf, raus und dann hochzukommen. Und jetzt habe ich es geschafft! Ich setze mich, stemme den Rücken gegen das Führerhaus, die Füße gegen den Kastenaufbau. Ich halte mich an den Schläuchen rechts und links fest und bin mir vollkommen im Klaren, dass es nun nichts gibt, was mich halten wird, wenn ich falle.
    Es fehlt nur etwas. Rob. Der Schmerz in meinem Kopf ist weg, aber alles an mir ist noch nass von der Nacht und der Regen klatscht herunter, selbst in die kleine Lücke zwischen Führerhaus und Aufbau. Wo also ist Rob?
    Der Lastwagen rollt jetzt vorwärts und aus dem flauen Gefühl in meinem Magen wird ein Ziehen und Stechen.
    Wir fahren aus dem Hof, rollen zwischen den Gebäuden hindurch auf die Einfahrt zu.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass jemand von der Seite auf den Lastwagen zuläuft. Unglaublich schnell. Ein bleicher, weißer Körper, fast nackt, jetzt ist er ganz nah.
    Er ist es.
    Der Fahrer steigt in die Bremse und mein Kopf kracht gegen die Kante vom Führerhaus. Meine Ohren dröhnen von der Hupe, die einen langen, anhaltenden Ton ausstößt, und von dem Knirschen der Bremsscheiben. Das Führerhaus schaukelt nach vorn und wieder zurück. Die Tür geht auf und die Stiefel des Fahrers schlagen dumpf auf den Asphalt, als er aus dem Führerhaus springt. Leute kommen vom Hof gerannt, der jetzt hinter uns liegt.
    »O Gott! O Gott, helft mir!« Der Fahrer brüllt, so laut er nur kann, es ist mehr ein Schreien. Ein Stoßgebet, das er in die Morgenluft schreit.
    »Was ist passiert? Was ist los?« Stimmen von hinten.
    »Ich glaub, ich bin über was drübergefahren.«
    Männer trampeln an meinem Versteck vorbei. Ich erstarre. Unmöglich, hier rauszukommen. Ich muss einfach starr sitzen bleiben.
    »Ich kann da nicht nachschauen! O Gott. Es tut mir so leid, so leid.«
    »Beruhige dich, Alter. Du hast keine Schuld. Jetzt beruhige dich!«
    »Ich hab irgendwas gespürt, hab geglaubt, ich seh was, im allerletzten Moment.«
    »Und was?«
    »Keine Ahnung. Ein Hund oder ein Fuchs oder …«
    »Da ist aber nichts unterm Führerhaus. Bleib hier, Alter, bleib hier, wir schauen mal weiter hinten.«
    Ich halte die Luft an und schließe die Augen. Ich bin drei Jahre alt und spiele Verstecken. Wenn ich nichts sehe, sieht ja vielleicht auch mich keiner. Regentropfen landen auf meinem Gesicht, meinen Händen.
    Ich höre sie näher kommen, Schritte, die über den Boden trampeln und das Stöhnen, als die Männer sich bücken, um unter den Wagen zu schauen.
    Das Spiel ist aus, kleiner Bruder. Du hast verloren.
    Plötzlich ganz nah. Ich werde verschwinden müssen. Ich öffne die Augen. Links von mir beugt sich ein Rücken, genau auf meiner Höhe, liegt waagrecht, weil der Mann unter die Räder schaut. Dann rechts von mir eine Stimme: »Hui! Verdammt, was ist …? Hab ihn. Er lebt.« Ich drehe mich um. Ein Typ steht da, dem fast die Augen aus dem Kopf fallen. Ein schwerer Brocken, der jetzt den Arm ausstreckt, um mich am Kragen zu packen, aber ich weiche auf die andere

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