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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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herauszufinden, was los ist. Meine Beine sind zerkratzt und blutig. Auch über die Brust rinnt Blut, von der Wunde an meiner Schulter.
    Oben an der Treppe zögere ich. Sie war vorn im Zimmer, als sie mich angeschrien hat. Also muss sie auch jetzt noch dort sein …
    »Neisha, ich bin’s. Carl. Wo bist du?«
    Ich konzentriere mich wieder auf mich und tappe über den Flur. Alle Türen stehen offen, bis auf die eine zu ihrem Zimmer. Im Vorbeigehen schaue ich überall rein. In den Zimmern ist niemand, eines ist so sauber und aufgeräumt wie das nächste. Hier oben sieht man nichts von dem Schlachtfeld draußen und unten. Es ist verrückt, dass etwas so normal aussehen kann, wenn nur ein paar Meter entfernt die Welt aus den Fugen bricht, verschluckt wird, für immer verändert.
    Ich tropfe auf den Teppich, hinterlasse nasse, blutige Fußspuren in dem weichen Flor. Im Verhältnis zu all dem andern spielt das natürlich überhaupt keine Rolle, aber es verstärkt meine Unsicherheit, das Gefühl, dass ich kein Recht habe, hier zu sein, dass ich etwas überschreite und Dinge zerstöre.
    Vor der Tür, hinter der offenbar Neishas Zimmer ist, bleibe ich stehen, klopfe leise und rufe ihren Namen.
    Keine Antwort. Ich fasse nach dem Griff, drehe ihn und öffne einen kleinen Spaltbreit die Tür.
    Ich sehe sie nicht. Das Fenster steht offen und ich höre von draußen den Wind und den Regen, aber nichts aus dem Zimmer. Es ist fast so, als ob das Zimmer den Atem anhält. Ich drücke die Tür weiter auf und trete hinein.
    Eine Erinnerung blitzt auf. Ich habe das Zimmer schon einmal gesehen. Das Bett. Hier sind die Fotos gemacht worden. Hier ist –
    Irgendwas trifft mich seitlich am Kopf. Alles wird plötzlich rot, dann blau, als der Schmerz in meinem Schädel explodiert. Ich taumle zur Seite, kann mich gerade noch auf den Beinen halten, und als sich mein Blick wieder klärt, bekomme ich noch einen Schlag, diesmal auf die Schulterpartie am Rücken. Er katapultiert mich nach vorn. Ich strecke die Hände aus, um meinen Sturz abzufedern, und knalle auf den Teppich neben ihrem Bett.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst verschwinden!«
    Ich halte die Hand an mein Gesicht, drehe mich um und schaue hoch. Neisha steht ein paar Meter von mir entfernt und hält den Eisenständer einer Nachttischlampe in den Händen, als ob er ein Baseballschläger wäre. Sie peitscht den Ständer durch die Luft, zieht die Augenbrauen zusammen vor Anstrengung und schlägt mit ihm um sich wie ein Kind, das mit einem Spielzeug-Lichtschwert gegen Darth Maul kämpft.
    »O Gott, Neisha!«
    Sie schaut wieder zu mir, hebt erneut die Lampe hoch, tritt vor und knallt sie mir mit voller Wucht in die Seite, dass ich keine Luft mehr bekomme.
    »Ich will dich hier nicht! Euch beide nicht. Haut ab! Haut ab!«
    Ich hebe den Arm und versuche so viel wie möglich von meinem Kopf zu schützen. »Okay, okay«, schreie ich. »Ich verschwinde. Aber ich kann nicht, wenn du mich weiter schlägst. Gib mir verdammt noch mal eine Chance.«
    Ich krieche zur Tür, beobachte, wie sich ihre Füße zurückziehen, Abstand halten zu mir. Als ich an der Tür bin, warte ich.
    »Was hast du gesehen, Neisha? War es Rob? Hör zu, du hast mich gebeten, dir zu helfen. Deshalb bin ich hier.«
    »Du Scheißlügner!« Sie schreit mich an, dass ihr der Speichel aus dem Mund rinnt. »Du hast gesagt, du hast dich verändert, aber du hast mich die ganze Zeit nur belogen.« Ihre Augen sind weit aufgerissen, die Armmuskeln angespannt und die Adern stehen heraus wie Peitschenschnüre. »Wieso hast du ihn hergebracht, Carl? Wieso hast du es schon wieder getan? Ich war bereit dir zu vertrauen.«
    »Sag mir, was du gesehen hast, Neisha. Ich hab niemanden hergebracht. Ich bin allein.«
    Sie tritt wieder vor und ich krieche nicht weiter, sondern kauere mich dichter an den Boden, ziehe die Knie vor die Brust.
    »Du lügst! Er ist da!« Sie zeigt wild fuchtelnd auf eine Stelle, an der nichts ist. »Dein Scheißkerl von Bruder. Er ist da, direkt neben dir. Jedenfalls war er es. Ich … ich seh ihn nicht mehr. Wo ist er hin? O Gott, wo ist er?« Sie wirbelt herum, schlägt mit der Lampe um sich. In einem Bogen von dreihundertsechzig Grad. »Er war hier. Ich schwör es.«
    »Er war hier. Und jetzt nicht mehr.« Der Groschen fällt. »Du trocknest.«
    »Was?«, fragt sie.
    »Du siehst ihn nur, wenn du nass bist. So wie ich ihn gesehen hab, aber jetzt seh ich ihn nicht mehr. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Er ist vorhin

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