Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
Vom Netzwerk:
habe. Doch dann küsst sie mich wieder und es fühlt sich weich und zart an, ist voller Trost und Wärme. Und vielleicht ist es ja egal, wenn sie es nicht sagt, nicht sagen kann, noch nicht.
    Als wir aufhören uns zu küssen, ziehe ich sie ganz dicht an mich.
    »Ich habe Angst«, sagt sie.
    »Ich glaube, das Wasser steigt nicht mehr weiter«, antworte ich. »Ich glaube, wir schaffen es.«
    Und dann bersten plötzlich um uns herum die Fenster und alles wird schwarz. Das Wasser rauscht herein und spült Neisha aus meinen Armen.

ACHTUNDZWANZIG
    Keine Zeit durchzuschnaufen. Keine Zeit zu sagen: »Warte mal kurz.«
    Das Wasser kommt plötzlich und mit voller Wucht. Es reißt mir die Beine weg, reißt mich herum, schleudert mich gegen eine Wand, ein Geländer oder die Decke, ich weiß es nicht. Ich komme dagegen nicht an – weiß keine Möglichkeit. Wo ist oben? Woran soll ich mich festhalten? Das Wasser ist überall, reißt an den Sachen, die ich anhabe. Ich drehe und winde mich hilflos hin und her. Ich werde gegen etwas anderes geschleudert, versuche mich festzuhalten, aber meine Finger finden keinen Halt.
    Mein Mund ist voller Wasser. Ich will es ausspucken, nutze die kleinen Lufttaschen, die noch in mir sind, um das Zeug rauszukriegen, und merke erst dann, wie dumm das war. Meine Lunge ist plötzlich leer und mein Gehirn sagt mir: einatmen. Ich kämpfe gegen den Drang, meinen Mund erneut zu öffnen, doch der Instinkt ist zu stark. Mich zu bewegen, macht alles noch schlimmer, also erstarre ich, und da findet mein Körper endlich den Weg nach oben, nur dass oben auf einmal zur Seite heißt. Ich stoße durch die Wasseroberfläche, wende den Kopf nach links und sauge die Luft ein. Alles schmerzt. Ich versuche das Wasser loszuwerden, das noch in der Luftröhre steckt, atme tief ein und wieder aus. Und noch mal ein und diesmal zwinge ich die Luft durch die Nase wieder hinaus. Wieso tut Wasser so weh?
    Neisha ist nicht da.
    Ich senke die Beine nach unten, trete im Wasser und versuche herauszufinden, wo ich bin. Der Abstand zwischen meinem Kopf und der Decke beträgt ungefähr zehn Zentimeter. Der Raum, in dem ich bin, ist ziemlich klein. Nach der Lampe an der Decke zu urteilen, muss es das Badezimmer sein.
    Denk jetzt nicht an Abflussrohre. Denk nicht an Abwasser. Du musst Neisha finden. Sonst nichts. Finde sie!
    Sie ist nicht hier, jedenfalls nicht an der Oberfläche.
    Ich hasse es, wenn mein Gesicht unter Wasser ist …
    Das Wasser steht hier einen Meter achtzig oder zwei Meter hoch. Draußen auf dem Flur wird es doppelt so hoch stehen, wahrscheinlich sogar noch höher. O Gott, wo ist sie?
    Es muss sie doch in die gleiche Richtung geworfen haben, oder? Ich hole noch einmal tief Luft und tauche unter, sinke nach unten, bis meine Füße den Boden berühren, paddle mit den Händen und drehe mich suchend um. Durch das Badezimmerfenster dringt etwas Licht und hebt die weißen Einbauten in dem schmutzigen Wasser hervor – Badewanne, Waschbecken, Klo. Ich muss immer wieder an ein Schiff denken, an die Titanic oder so, ein Schiff, das untergegangen ist. Aber das hier ist kein Schiff, es ist ein Haus, ein Haus, wie ich kein anderes je gesehen habe.
    Sie ist nicht da. Ich drücke mich vom Boden ab, stoße unter der Decke an die Oberfläche und hole noch einmal Luft. Ein tiefer Atemzug und ich bin wieder unten, diesmal schwimme ich unter dem Türrahmen durch auf den Flur. Ich versuche mir die Raumaufteilung des Hauses ins Gedächtnis zu rufen. Das Bad liegt vorn im Haus, gleich neben Neishas Zimmer. Wenn sie in die gleiche Richtung wie ich gespült wurde, muss sie entweder im Zimmer nebenan sein oder auf dem Flur.
    Ich komme wieder an die Oberfläche, suche nach einem Zeichen von ihr. Eine Schicht Abfall schwimmt jetzt auf dem Wasser. Ich ringe nach Luft, als ich plötzlich ein paar Meter entfernt ein Kind mit dem Gesicht im Wasser treiben sehe. Ich schwimme hinüber, drehe es um und schreie auf, als sich das Gesicht zu mir umwendet. Die Augen sind über Kreuz gestickte Fäden, die Haare durchgeweichte Wolle. Kein Kind, nur eine große Stoffpuppe. Angewidert werfe ich sie zurück und schwimme fort.
    Ich höre auf zu schwimmen und rufe.
    »Neisha? Neisha?«
    Und dann merke ich, dass mein Kopf fast die Decke berührt. Das Wasser steigt. Mir läuft die Zeit davon.
    Wieder Luft holen, dann tauche ich durch den Türrahmen ins vordere Zimmer, ihr Zimmer, stoße mich wie ein Frosch vorwärts, um tiefer zu schwimmen, und schaue nach

Weitere Kostenlose Bücher