Drucke zu Lebzeiten
verbindlich
aber rasch: „Haben Sie jetzt die Güte, verehrter Herr
Senator, mit Ihrem Herrn Neffen diesem Matrosen zu
folgen, der Sie ins Boot bringen wird. Ich muß wohl
nicht erst sagen, welches Vergnügen und welche Ehre
mir das persönliche Bekanntwerden mit Ihnen, Herr Se-
nator, bereitet hat. Ich wünsche mir nur, bald Gelegen-
heit zu haben, mit Ihnen, Herr Senator, unser unterbro-
chenes Gespräch über die amerikanischen Flottenver-
hältnisse wieder einmal aufnehmen zu können und dann
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vielleicht neuerdings auf so angenehme Weise, wie heute,
unterbrochen zu werden.“
„Vorläufig genügt mir dieser eine Neffe“, sagte der
Onkel lachend. „Und nun nehmen Sie meinen besten
Dank für Ihre Liebenswürdigkeit und leben Sie wohl. Es
wäre übrigens gar nicht so unmöglich, daß wir“ – er
drückte Karl herzlich an sich – „bei unserer nächsten
Europareise vielleicht für längere Zeit mit Ihnen zusam-
menkommen könnten.“
„Es würde mich herzlich freuen“, sagte der Kapitän.
Die beiden Herren schüttelten einander die Hände, Karl
konnte nur noch stumm und flüchtig seine Hand dem
Kapitän reichen, denn dieser war bereits von den viel-
leicht fünfzehn Leuten in Anspruch genommen, welche
unter Führung Schubals zwar etwas betroffen, aber doch
sehr laut einzogen. Der Matrose bat den Senator, vor-
ausgehen zu dürfen und teilte dann die Menge für ihn
und Karl, die leicht zwischen den sich verbeugenden
Leuten durchkamen. Es schien, daß diese im übrigen
gutmütigen Leute den Streit Schubals mit dem Heizer
als einen Spaß auffaßten, dessen Lächerlichkeit nicht
einmal vor dem Kapitän auöre. Karl bemerkte unter
ihnen auch das Küchenmädchen Line, welche, ihm lustig
zuzwinkernd, die vom Matrosen hingeworfene Schürze
umband, denn es war die ihre.
Weiter dem Matrosen folgend verließen sie das Bureau
und bogen in einen kleinen Gang ein, der sie nach ein
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paar Schritten zu einem Türchen brachte, von dem aus
eine kurze Treppe in das Boot hinabführte, welches für
sie vorbereitet war. Die Matrosen im Boot, in das ihr
Führer gleich mit einem einzigen Satz hinuntersprang,
erhoben sich und salutierten. Der Senator gab Karl gera-
de eine Ermahnung zu vorsichtigem Hinuntersteigen,
als Karl noch auf der obersten Stufe in heiges Weinen
ausbrach. Der Senator legte die rechte Hand unter Karls
Kinn, hielt ihn fest an sich gepreßt und streichelte ihn
mit der linken Hand. So gingen sie langsam Stufe für
Stufe hinab und traten engverbunden ins Boot, wo der
Senator für Karl gerade sich gegenüber einen guten Platz
aussuchte. Auf ein Zeichen des Senators stießen die Ma-
trosen vom Schiffe ab und waren gleich in voller Arbeit.
Kaum waren sie ein paar Meter vom Schiff entfernt,
machte Karl die unerwartete Entdeckung, daß sie sich
gerade auf jener Seite des Schiffes befanden, wohin die
Fenster der Hauptkassa gingen. Alle drei Fenster waren
mit Zeugen Schubals besetzt, welche freundschalichst
grüßten und winkten, sogar der Onkel dankte, und ein
Matrose machte das Kunststück, ohne eigentlich das
gleichmäßige Rudern zu unterbrechen, eine Kußhand
hinaufzuschicken. Es war wirklich, als gäbe es keinen
Heizer mehr. Karl faßte den Onkel, mit dessen Knien
sich die seinen fast berührten, genauer ins Auge, und es
kamen ihm Zweifel, ob dieser Mann ihm jemals den
Heizer werde ersetzen können. Auch wich der Onkel
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seinem Blicke aus und sah auf die Wellen hin, von denen
ihr Boot umschwankt wurde.
[ ]
Die Verwandlung
I.
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träu-
men erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem
ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem
panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf
ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogen-
förmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Hö-
he sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten be-
reit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Ver-
gleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Bei-
ne flimmerten ihm hilflos vor den Augen.
„Was ist mit mir geschehen?“ dachte er. Es war kein
Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines
Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbe-
kannten Wänden. Über dem Tisch, auf dem eine ausein-
andergepackte
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