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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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und durch den hohen Blutverlust würde sie einen Transport nicht überleben. Sie an die Oberfläche zu bringen, wäre zwar nicht weiter schwierig, doch danach musste er sie in die nächste Stadt bekommen. Da sie zu schwach zum Laufen war, würde er sie tragen müssen oder jemanden finden, der sie mitnahm. Damit würden sie Aufmerksamkeit erregen, und das war nicht gut – weder für sie noch für ihn. Außerdem wusste Dian nicht, ob sie tatsächlich einfach so durch die Tore nach Annwn wandeln konnte wie er selbst.
    Vielleicht war sie in einigen Stunden kräftiger und konnte ihm Antworten auf einige seiner vielen Fragen geben. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als an ihrer Seite Wache zu halten.
    Er nahm die Decken, die Gwyd ebenfalls gebracht hatte, und richtete ein Lager für sie. Dann hob er sie auf seine Arme und legte sie vorsichtig ab. Sie bekam nichts davon mit, denn ihr Schlaf war weiterhin so tief, dass er ihren Geist nur spüren konnte, wenn er sich darauf konzentrierte.
    »Bleib bei mir«, flüsterte Dian und streichelte ihr über die Wange. Sie fühlte sich etwas zu warm an, aber nicht so glühend, dass es bedenklich gewesen wäre. Wenn sie nun ruhig schlief, bekam ihr Körper Gelegenheit, sich zu erholen. Ihre Temperatur würde Dian ebenfalls überwachen. Er wollte sie nicht verlieren, und das nicht nur, weil er unbedingt wissen wollte, wie sie es geschafft hatte, nach Annwn zu kommen. Sie hatte darüber hinaus etwas an sich, das ihn faszinierte, und es wunderte ihn selbst, wie stark er auf sie reagierte. Wenn er seine Lust ausleben wollte, so suchte er sich normalerweise gezielt eine Frau, die ebenfalls nach einem leidenschaftlichen Abenteuer Ausschau hielt.
    Doch bei diesem Geschöpf verhielt es sich völlig anders. Es war kein Begehren, sondern etwas viel Tieferes, das er sich nicht erklären konnte, das aber mit einer Stärke in ihm wütete, die es ihm unmöglich machte, auch nur eine Handbreit von ihr abzurücken.

3

    In der Nacht stieg das Fieber. Zuerst wartete Dian ab, wie es sich entwickelte, denn es war gut, wenn sich der Körper wehrte. Doch als sich das Gesicht der jungen Frau glühend heiß anfühlte, tauchte er eilig Tücher in Wasser und legte sie ihr auf die Stirn. Das Wasser in Annwn floss eisig aus den tiefen Brunnen und unterirdischen Flüssen, die kein Sonnenstrahl je erreichte. Doch Dian hatte die Tücher kaum aufgelegt, da absorbierte der kranke Körper die Kälte der Leinenstücke und wandelte sie in Hitze um.
    Stoisch tränkte er weitere Tücher mit dem kühlen Nass, wrang sie aus und wickelte sie ihr um die Waden. Zudem versah er ihre Wunden ebenfalls damit. Doch auch diese kalten Auflagen halfen nichts. Die Temperatur stieg stetig weiter an und erreichte ein lebensbedrohliches Ausmaß.
    Ebenso besorgniserregend war die in ihrem Arm wütende Entzündung. Als Dian den Verband abnahm, stellte er fest, dass sich eine große Beule gebildet hatte. Die Wunde hatte sich zu schnell geschlossen, der Eiter konnte nicht abfließen.
    Die Frau lag immer noch im tiefen Schlaf und bekam nicht mit, was um sie herum vorging. Wie lange der Trank bei ihr wirkte, konnte Dian nicht voraussagen. Hoffentlich so lange, wie er brauchte, um die Wunde aufzuschneiden. Besser, er verlor keine Zeit.
    Kaum hatte er das Skalpell angesetzt, quoll bereits Eiter hervor. Dian öffnete die Verletzung und wartete, bis nur noch reines Blut kam, ehe er sie erneut verband.
    Er rief Gwyd und wies ihn an, aufzuräumen und ihm zur Hand zu gehen, während er ihr ein frisches Leinenhemd überstreifte und die mit Schweiß, Blut und Eiter besudelten Decken entfernte. Außerdem befahl er seinem Diener, eine Schale trockener Kräuter mit kochendem Wasser zu übergießen, damit ihr Aroma den Gestank der Krankheit vertrieb. So würde sie sich ein wenig wohler fühlen, wenn sie erwachte. Falls sie erwachte …
    Dian zwang sich, nicht daran zu denken, wie nahe sie dem Tod war. Noch spürte er ihre Lebensenergie – nicht sehr stark zwar, aber eindeutig vorhanden. Er konzentrierte sich darauf, versuchte die Energie zu verstärken. Dabei erschien ihm ihr Bewusstsein wie das Echo eines zärtlichen Streichelns. Die normale Reaktion wäre gewesen, sich zu verschließen – jeder in Annwn, auch die, die keine magischen Fähigkeiten hatten, würden sofort bemerken, dass jemand in ihrem Geist herumtapste, und ihn entsprechend hinauswerfen.
    Diese Frau jedoch schien ihn eher dazu einzuladen. Dian hielt sich zurück, war jedoch

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