Druidenherz
Augen, riss sie sie weit auf und versuchte wieder, den Blick auf ihn zu fokussieren.
»Ganz ruhig«, murmelte Dian. »Wehr dich nicht dagegen. Es wird dir besser gehen, wenn du nun ein wenig schläfst.«
Ihr Blick verschleierte sich immer mehr. Wieder sanken ihre Augenlider herab, und diesmal blieben sie geschlossen. Im Schein der Flammen wirkten ihre Wimpern dunkelgolden.
Dian spürte, wie ihr Körper schlaff wurde und sie in tiefen Schlaf glitt. Einen Moment lang wartete er noch, dann begann er mit seiner Arbeit.
Die Wunden stammten von Reißzähnen, und sie waren tief in das zarte Fleisch eingedrungen. Dian konnte sich denken, wer sie verursacht hatte – und Carney hatte die Hunde sicher erst zurückgepfiffen, als sie bereits mehrfach zugebissen hatten. Wahrscheinlich hatte er sie sogar dazu ermuntert, denn normalerweise griffen sie niemanden an. Wenn sie einen Eindringling stellten, knurrten und bellten sie und warteten, dass ihr Herr zu ihnen kam und ihnen den nächsten Befehl gab.
Die Frau lag ruhig, während Dian mit einem weiteren Kräutersud die Wunden ausspülte und verband. Ob das genügte, würde sich noch herausstellen. Mit ihren aufgeschürften Knien verfuhr er ähnlich, ließ sie jedoch offen. Diese Verletzungen waren oberflächlich genug, um nicht verbunden werden zu müssen, jedenfalls solange sie still lag.
Dian schwor sich, dass er persönlich für ihre Sicherheit sorgen würde. Er würde niemanden zu ihr lassen, solange es ihr nicht besser ging.
Sie schlief ruhig, was bedeutete, dass er nach weiteren Verletzungen in ihrem Körper suchen konnte. Vorsichtig tastete er sie erst mit den Fingern ab. Dann konzentrierte er sich, löste seinen Geist und ließ ihn durch ihren Körper gleiten. Er sah ihr durch die Venen fließendes Blut, das gleichmäßig schlagende Herz, die gut arbeitende Lunge. Ihre anderen Organe waren ebenso gesund. In ihrem Arm wütete die Entzündung, ebenso wie in ihrem Bein, und sie drohte sich auszuweiten, auch wenn ihr Körper bereits dagegen ankämpfte. Das war gut. Trotz ihrer offensichtlichen Schwäche besaß sie Kampfgeist. Solange sie sich nicht aufgab, hatte sie eine Chance, obwohl ihr Arm in einem besorgniserregenden Zustand war. Die nächsten Stunden würden darüber entscheiden, ob sie ihn behielt.
Dort konnte Dian nun nichts ausrichten, er musste Geduld haben, so schwer es ihm auch fiel. Normalerweise blieb er stets auf Distanz zu Verletzten und Kranken. Das war wichtig – sein alter Lehrmeister hatte es ihm ebenso gepredigt wie die anderen, von denen er sich etwas abgeschaut hatte und die ihn früher bei Behandlungen zusehen ließen. Doch diese ihm völlig unbekannte junge Frau berührte ihn rätselhafterweise mehr als irgendjemand vor ihr.
Er wusste, dass er sie weiter untersuchen musste, und hoffte, nicht noch andere Verletzungen zu finden. Abermals tastete sich sein Geist vorsichtig vor. Im wachen Zustand hätte sie es nur bemerkt, wenn sie selbst magisch begabt wäre, doch in dem Tiefschlaf, in den der Trank sie versetzt hatte, bekam sie nichts davon mit. Das war gut – möglicherweise hätte es sie nur erschreckt oder schlimme Erlebnisse heraufbeschworen, die sich wieder und wieder in ihrem Kopf abgespielt hätten.
Dian konzentrierte sich auf ihre weiblichste Stelle, und zu seiner Erleichterung fand er sie unberührt. Wenigstens das war ihr erspart geblieben. Da sie in so schlechter Verfassung war, hatte er befürchtet, sie sei einem Dämon in die Hände gefallen. Fomore paarten sich zwar nur untereinander und ließen Menschen in dieser Hinsicht in Ruhe, aber es gab noch andere Dämonen.
Nun, wie es aussah, war sie irgendwie nach Annwn geraten, und dann hatten sie wohl die Wachhunde erwischt, woraufhin Carney und Beathan sie zum Käfig geschleift und nichts weiter getan hatten, als auf ihren Tod zu warten. Das war schrecklich genug. Dian wollte sich gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre – falls er das überhaupt war. Mit dem Blick des erfahrenen Heilers sah er, dass sie auch jetzt nur geringe Chancen hatte, die erlittene Tortur zu überleben.
Er beendete diese besondere Art der Untersuchung, denn er wusste genug. Was leider nicht bedeutete, dass er ihr helfen konnte. Am besten wäre es gewesen, sie in die Welt der Lebenden zu bringen, denn dort gab es Hospitäler und starke Medikamente gegen Entzündungen, wirksamer als das, was er in seinen eigenen Vorräten hatte. Aber in diesem geschwächten Zustand
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