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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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erleichtert, nichts Böses in ihr zu spüren. Ein weiterer Beweis, dass sie kein von den Dämonen ausgelegter Köder war.
    Sanft streichelte er der jungen Fremden über die Wange. Ihre Lider flatterten, doch sie wachte nicht auf. Gut. So würde sie weniger Schmerzen haben, und ihr geschwächter Körper konnte sich besser erholen.
    Wieder fragte er sich, wo sie wohl herkam und wie sie den Weg nach Annwn gefunden hatte. Dass ihr jemand, der selbst magisch begabt war, dabei geholfen hatte, schloss Dian aus. Das ergab einfach keinen Sinn, denn ihre Anwesenheit nützte hier niemandem. Für eine Spionin hatte sie sich denkbar ungeschickt angestellt, und zudem trug sie, von der inzwischen ja leider verbrannten Tasche abgesehen, nichts bei sich. Vor allem keine Waffen.
    Natürlich war es möglich, dass sich in der Tasche welche befunden hatten, aber jeder Krieger trug seine Waffen griffbereit am Körper und bewahrte sie nicht verschlossen in einer Tasche auf. Das wäre viel zu umständlich, und außerdem ließ sich eine Tasche leichter stehlen als etwas, das man am Körper trug.
    Beathan hatte nur gesagt, dass sie die Tasche verzaubert habe, nicht aber, ob er hineingesehen hatte. Und Dian hatte nicht näher nachgefragt. Vielleicht hätte ihm das einen Hinweis liefern können, woher die Frau stammte oder was sie vorhatte. Andererseits: Möglicherweise würde sie ihm das bald selbst sagen können. Er kannte Methoden, jemanden zum Sprechen zu bringen, dessen Zunge sich von allein nicht lösen wollte. Allerdings sträubte sich alles in ihm gegen den Gedanken, solche Maßnahmen bei dieser jungen Frau anzuwenden. Dennoch: Die Sicherheit von Annwn und seinen Bewohnern genoss höchste Priorität. Dian war der Herrscher über diesen Teil der Anderswelt und durfte sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen. Ein solcher Anführer ließ sich im Handumdrehen stürzen, denn er konnte Verderben über alle Wesen bringen.
    Zum Glück blieb ihm für diese Entscheidung noch Zeit. Im Moment stellte die kranke Fremde ganz sicher keine Gefahr für irgendjemanden dar.
    »Erst mal musst du gesund werden«, murmelte er und strich ihr erneut über die Wange. Sie glühte immer noch in der gleichen Intensität oder sogar noch etwas stärker. Dian blieb an ihrer Seite, erneuerte die kalten Wadenwickel und legte immer wieder eine Hand auf ihre Stirn.
    Das Fieber stieg unaufhörlich. Er wusste, was das bedeutete.
    Wenn die Fremde überleben sollte, musste Dian handeln. Es gab nur eine Chance für sie: Magie. Er setzte sie nicht gern bei Behandlungen ein, denn obwohl Magie oft das zu bewirken vermochte, was Leichtgläubige und Unwissende als Wunder bezeichneten, so entwickelte sie sich dabei mitunter unvorhersehbar. Und das konnte fatale Konsequenzen haben. Sein Lehrmeister hatte ihm eingeschärft, mit der Gabe stets vorsichtig umzugehen.
    In diesem Fall kam erschwerend hinzu, dass er nichts über diese Frau wusste. Sie wirkte wie ein Mensch, allerdings sah ihre Kleidung sehr fremdartig aus. Sein Blick wanderte zu dem Stoffhaufen in der Ecke. Da er ihr die Hose und das Oberteil vom Körper geschnitten hatte, waren die Sachen unbrauchbar. Später würde er Gwyd damit beauftragen, sie zu entsorgen. Allerdings hatten sie auch vorher schon nicht besonders praktisch gewirkt. Besonders die kurze Hose bot den Beinen keinerlei Schutz, und das, was sich an ihre kleinen festen Brüste geschmiegt hatte, konnte man nicht einmal mit viel Phantasie als Hemd bezeichnen. Eine Kriegerin, die entsprechende Armfreiheit benötigte, war die junge Fremde sicher nicht. Ihr zierlicher Körper war weich, es gab keine ausgeprägten Muskeln an Armen und Oberschenkeln.
    Vermutlich hatte sich die Mode rasend schnell weiterentwickelt – oder er war einfach zu lange nicht mehr in der Welt der Lebenden gewesen. Auch sah die Kleidung nicht so aus, wie er die der Menschen in den Highlands in Erinnerung hatte. Aber in der anderen Welt herrschte gerade Sommer. Vielleicht hatte sich die Fremde deshalb so seltsam angezogen.
    Andererseits: Als normaler Mensch hätte sie niemals lebend den Zugang nach Annwn finden können, es sei denn, sie verfügte über magische Fähigkeiten. Aber Dian vermochte keine Magie in ihr zu spüren.
    Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Nun, da er sie von Schmutz und Blut befreit hatte, ließ sich ihre wahre Schönheit erkennen. Hohe Wangenknochen, eine gerade Nase, sanft geschwungene Lippen und glatte, reine Haut. Sie sah sehr jung aus, war aber dennoch eine

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