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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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und hielt ihr die Schale hin. Sie war klein genug, dass sie sie mit einer Hand halten konnte.
    Sie schnupperte und probierte vorsichtig einen Schluck.
    »Ich weiß, sie schmeckt nicht besonders gut. Aber du musst langsam wieder an Nahrung gewöhnt werden.«
    »Ist schon in Ordnung.« Sie nahm zwei weitere Schlucke. »So schlecht schmeckt sie auch nicht. Auch wenn Cola und Salzstangen oder wenigstens Löffelbiskuits und Zwieback mir lieber wären. Das habe ich als Kind immer bekommen, wenn ich krank war. Außerdem heiße Hühnersuppe, von Tante Mable selbst gekocht.«
    Das schienen besondere Speisen aus ihrer Heimat zu sein. Aber er wollte nicht nachfragen. »Später werde ich dir ein bisschen trockenes Brot bringen.«
    »Wie verlockend!«
    »Dein Magen wird mir dafür dankbarer sein als dein Geist.«
    »Ja, das ist er bereits für die Brühe.«
    Dian lächelte, als sie ihm die geleerte Schale zurückgab, und stellte einen Becher Wasser in ihre Reichweite.
    Imogen blieb in aufrechter Haltung sitzen, sich mit dem gesunden Arm abstützend. Das blonde Haar fiel ihr bis zur Taille. Obwohl es zerzaust war, spiegelten sich doch die Flammen darin und ließen die Illusion entstehen, es sei mit Gold durchwirkt. »Was hast du denn nun mit mir vor? Ich schätze, ich störe deinen Tagesablauf. Schließlich bist du fast immer bei mir, wenn ich wach werde. Also kannst du in der Zeit nicht arbeiten. Okay, du bist der Chef hier, also ist wenigstens kein Vorgesetzter da, mit dem du Ärger bekommen kannst, aber trotzdem kannst du nicht richtig arbeiten – was auch immer du tust.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Sobald du kräftig genug bist, werde ich versuchen, dich an die Oberfläche zurückzubringen.« Er hoffte, dass es funktionierte. Vielleicht würde er Magie einsetzen müssen, um sie durch das Tor zu bringen. Und möglicherweise würde sie Annwn überhaupt nicht verlassen können. Aber daran wollte er nun nicht denken, geschweige denn Imogen davon erzählen.
    »Und hast du so eine ungefähre Vorstellung, wann das sein wird? Meine Tante macht sich sicher schon riesige Sorgen um mich. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, aber es sind garantiert mehrere Tage. Außerdem habe ich Urlaub. Den möchte ich nicht damit verbringen, in irgendeinem Gewölbe herumzuliegen. Ich wollte durch die Highlands wandern, mir alles Mögliche ansehen …« Ihre Unterlippe zitterte und verriet, wie dicht sie davorstand, in Tränen auszubrechen.
    Dian achtete nicht auf die Zeit, die verging, weil sie für ihn ebenso wie für alle anderen in Annwn keine Bedeutung hatte. Doch für eine menschliche Frau sah das natürlich anders aus. »Es hängt davon ab, ob deine Wunden gut verheilen, du kein Fieber mehr bekommst und kräftiger wirst. Wenigstens so weit, dass du ohne Hilfe laufen kannst.«
    Sie blickte auf ihr Bein und presste die Lippen zusammen. Es musste ihr schon vorher bewusst gewesen sein, dass sie noch nicht wieder laufen konnte, aber es zu hören, schien sie weit mehr zu treffen. Mehrmals blinzelte sie und wandte den Kopf ab, sodass Dian ihre Augen nicht mehr sehen konnte. Ihre Brust hob und senkte sich so ruhig, als wollte sie sich selbst beruhigen. Doch in ihr brodelte es, und nur mühsam hielt sie ihre Beherrschung aufrecht.
    Mitgefühl überflutete Dian. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, zärtlich gewiegt und ihr tröstende Worte zugeflüstert. »Du bist jung und stark. Hab ein wenig Geduld. Dein Zustand hat sich schon deutlich gebessert.«
    Sie sah ihn an, und die Verzweiflung in ihrem Blick traf ihn schmerzhaft wie ein Messerstich.
    Nun konnte Dian nicht länger widerstehen. Er trat zu ihr und legte die Arme um ihre schmalen Schultern. »Ich verstehe, dass du verzweifelt bist«, murmelte er, den Mund an ihren weichen Haaren.
    Imogen schmiegte sich an ihn. So zart, so zerbrechlich … Er drückte sie sanft. »Glaub mir, das wäre ich in einer solchen Situation ebenfalls. Aber im Moment bleibt dir nichts anderes übrig, als dein Schicksal zu akzeptieren. Die Götter spielen manchmal ihre eigenen Spielchen.«
    »Du gehörst dem alten Glauben an?« Sie klang erstaunt und hob den Kopf so weit, dass sie ihn ansehen konnte.
    »Ja, natürlich.« Bei seinen Besuchen in der Welt der Lebenden hatte er mitbekommen, dass die Brauchtümer und Legenden in den Köpfen der meisten Menschen nicht mehr so präsent waren. Auch wenn die Christianisierung es nicht geschafft hatte, den alten Glauben vollständig auszurotten, so nahm

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