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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Kriegerinnen ein Zeichen, sie allein zu lassen.
    Die jungen Frauen nahmen die Messer, deren Klingen sie gerade geschärft hatten, und gingen davon. Sie zögerten nicht – sie hatten einen Befehl erhalten und gehorchten, auch wenn Dian darauf wetten würde, dass es in beiden vor Neugier brodelte und sie bei der geringsten Lockung umgedreht hätten.
    »Sie ist immer noch bei dir«, fauchte Dayana und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    Es überraschte ihn nicht, dass sie ihren Zorn nicht unterdrückte. Kriegerinnen lebten solche Gefühle aus.
    »Ich bin gekommen, um nach dir zu sehen.« Er blickte sich um. Zwar waren die nächsten Krieger mindestens zwanzig Schritte entfernt, doch er wäre lieber ungestörter. »Können wir in dein Haus gehen?«
    »Wozu?«
    »Weil ich dich gern untersuchen würde.« Und weil er keine neugierigen Gaffer gebrauchen konnte. Noch dazu welche, die von Dayanas Zorn aufgewiegelt wurden.
    »Das ist nicht nötig. Du hast die Wunde doch versorgt. Hätte es Probleme gegeben, würde ich schon nicht mehr leben. Aber das interessiert dich ja sowieso nicht.« Sie stand auf und wollte gehen.
    Mit einem Schritt war Dian bei ihr und ergriff ihren Arm. Er wusste, dass er riskierte, ein Messer in der Seite oder zumindest ihren Fuß in seinen Genitalien zu haben.
    Sie erstarrte und blickte ihn wütend an. »Lass mich los!«, zischte sie leise.
    »Wirst du mit mir kommen?«
    »Ja.« Sie hatte nur ganz kurz gezögert.
    Sofort zog er seine Hand zurück. Das Wort einer Kriegerin zählte.
    Er ließ sie vorangehen und protestierte auch nicht, als sie hinter ihm die Tür verriegelte. Zwei Betten befanden sich in dem kleinen Haus, das eine unbenutzt, das andere mit Decken und einem Kissen versehen. Dayana hatte hier mit ihrer Schwester gelebt, sie hatten sich den engen Raum geteilt. Dian war sicher, dass im Nebenzimmer immer noch Elayas Waffen lagerten.
    »Nun, was willst du wirklich?«, fragte sie, die Arme vor der Brust verschränkt und ihn abschätzend musternd.
    »Zuerst einmal dich untersuchen. Lass mich sehen, ob die Wunde gut verheilt ist.« Er hatte auf jede ihrer Bewegungen geachtet und gemerkt, dass sie noch leichte Schmerzen haben musste, auch wenn sie sich bemühte, es zu verbergen.
    Sie öffnete die Verschnürungen an ihrem Lederwams und zog es weit hinunter.
    Dian bedeutete ihr, näher ans Fenster zu treten, und betrachtete ihre Seite. Dians Magie und die Heilauflagen hatten zwar Schlimmeres verhindert, dennoch würde sie eine Narbe zurückbehalten. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über die Haut und beobachtete genau, ob sie Schmerzen hatte. Kein Zittern überlief sie. Bei der Disziplin und Selbstbeherrschung der Kriegerinnen hätte sie zwar ohnehin keinen Schmerzenslaut von sich gegeben, aber er war daran gewöhnt, auch auf kleinste Hinweise zu achten.
    »Und?«, fragte sie, nachdem er einen Schritt zurücktrat.
    »Es heilt wirklich gut. Trotzdem solltest du dich noch schonen.«
    »Das mache ich.« Sie rückte das Lederwams wieder an seinen Platz und band geschickt die Schnüre fest.
    »Keine Kampfübungen?«, fragte er erstaunt und berührte das Messer an ihrem Hüftgürtel.
    »Das trage ich immer.«
    »Und würdest es auch benutzen.«
    »Wenn es nötig wird. Aber das ist im Moment nicht der Fall. Ich war noch nicht wieder im Schattenland und auch nicht im Reich der Fomore.«
    Er nickte und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Viel Geduld brauchte er nicht.
    »Warum behältst du sie immer noch bei dir?«, explodierte Dayana und baute sich vor ihm auf. Sie war fast einen Kopf kleiner als er und schlank, doch nun schien sie zu wachsen.
    Dian zuckte nicht zurück. Er hatte schon ganz anderes gesehen, richtige Illusionen, die einem Albträume bescheren konnten. Auch wenn eine wütende Kriegerin nichts war, was man sich wünschte. »Weil sie krank ist. Es wäre verantwortungslos, sie in diesem Zustand an die Oberfläche zu bringen.«
    »Sie hätte es verdient zu sterben! Nur ihretwegen musste meine Schwester ins ewige Vergessen.«
    »Nein.« Dian fing ihren Blick ein. »Und wenn du in deiner Trauer und deinem Zorn nur einmal genauer nachdenken würdest, wüsstest du, dass Imogen nicht die geringste Schuld daran trifft. Sie hat mich nicht darum gebeten, ihre Wunden zu versorgen. Wenn du also auf jemanden wütend sein willst, dann auf mich.«
    Sie schnaubte. »Das bin ich! Aber sie ist der Grund, warum …«
    »Nein!«, fiel Dian ihr ins Wort. »Sie weiß nichts von dir, deiner

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