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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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sein.
    Geistesabwesend brach sie ein Stück Brot ab, tunkte es in das Mus und aß es. Der Schmerz in ihrem Rücken war verschwunden, auch fühlte sie sich nicht mehr so erschöpft und schwach.
    Was war letzte Nacht bloß los gewesen? War es wirklich nur ein Traum?
    Ruhelos schritt sie durch die Räume, wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht und den Oberkörper und aß ein weiteres Stück Brot. Ihr Blick fiel auf die Leier. Dian hatte sie ihr noch einige Male in die Hand gegeben und ihr eine kleine, einfache Melodie beigebracht.
    Einem inneren Impuls folgend nahm Imogen das Instrument, setzte sich auf einen Holzhocker und begann zu spielen. Diesmal hielt sie sich an keine Melodie, zupfte einfach die Töne, versuchte immer wieder andere und lauschte ihnen nach.
    Als sie schließlich die Leier an ihren Platz zurückstellte, erschien Imogen der Raum irgendwie heller und freundlicher. Die bedrückende Stimmung war gewichen.
    Kurz darauf schlüpfte Gwyd still wie ein Geist durch eine der Seitentüren herein. Wie er das immer schaffte, wusste Imogen nicht. Sie hatte ihn noch nie hereinkommen gehört.
    Gwyd stellte ein weiteres Tablett auf dem Tischchen ab. Darauf fand sich Schinken, ein großes Stück Käse, ein Krug Bier und ein Laib Brot.
    Dann schwang mit einem leisen Knarzen die Haupttür auf.
    Imogen wirbelte herum. Dian sah schrecklich aus. Schmutz, Blut und noch irgendetwas anderes besudelten seine Kleidung, die Hände und das Gesicht. Das Hemd wies größere Risse auf, hing stellenweise nur noch in Fetzen an ihm herab, darunter befanden sich dunkel verkrustete Wunden. Sie sahen aus, als stammten sie von riesenhaften Klauen. Sicher litt er schreckliche Schmerzen.
    »Dian!« Sie eilte auf ihn zu und griff nach seinem Arm. Ihr Blick fiel auf die noch offen stehende Tür. Sie musste sie schließen! Vielleicht wurde er verfolgt.
    Mit einem Satz hechtete sie zur Tür und schlug sie zu, lehnte ihr ganzes Gewicht dagegen.
    »Imogen.« Seine Stimme war so leise, dass er kaum zu verstehen war.
    Die Hände noch an der Tür, drehte sie sich um und fing Dians Blick auf. In seinen dunklen Augen lag unendliche Erleichterung, sie zu sehen. Stumm formten seine Lippen abermals ihren Namen. Es schien, als habe es ihn seine letzte Kraft gekostet, zu sprechen.
    Imogen schluckte. Ihn lebend wiederzusehen, verdrängte alle Pläne und Gedanken und bescherte ihr gleichzeitig eine große Portion Sorgen, denn es hatte ihn offenbar schlimm erwischt. »Komm, deine Wunden müssen versorgt werden.« Sie hatte keine Ahnung, wie man solch schwere Verletzungen richtig behandelte. Wenn sie sich das Knie aufgeschlagen oder irgendwo geratscht hatte, hatte Tante Mable die Wunde ausgewaschen, Desinfektionsspray darauf gesprüht und höchstens noch ein Pflaster oder einen Verband angelegt. Dians Wunden aber sahen viel schlimmer aus. »Gibt es hier einen Arzt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin der einzige Heilkundige in diesem Bereich Annwns. Einige der Feen beherrschen Heilzauber, aber die nützen mir nichts.«
    »Dann schick Gwyd, damit er einen Arzt oder Heilkundigen von woanders holt.« Sie sah sich um, konnte den kleinen Mann jedoch nirgends entdecken. »Ruf ihn.« Sie wusste zwar nicht, wie er das anstellte, aber Gwyd tauchte stets sofort auf, wenn Dian etwas wollte. »Du bist schwach, und deine Verletzungen sehen schlimm aus. Vermutlich haben sie sich schon entzündet.«
    »Nein.« Dian ließ zu, dass sie ihn bis zum Bett geleitete und ihm das zerfetzte Hemd auszog. Dann schloss er die Augen und begann, tief und gleichmäßig zu atmen.
    Imogen setzte sich nah neben ihn. Sie wünschte, ihm helfen zu können, aber wie es aussah, war sie zur Tatenlosigkeit verdammt. Ihn so schwer verletzt zu sehen und zu wissen, dass er litt, verursachte ihr selbst fast körperliche Schmerzen. Sie erinnerte sich an jene seltsame Nacht, in der sie mit schmerzendem Rücken hochgeschreckt war. Dabei war das nur ein schwaches Echo von dem gewesen, was Dian erdulden musste.
    Über seinen rechten Arm verliefen drei Kratzer, die aussahen, als stammten sie von einer Klaue. Jetzt wurden sie schmaler, und die langen Risse schlossen sich, bis nur noch feine rote Streifen zurückblieben. Und auch die verblassten so rasch, dass Imogen dabei zusehen konnte.
    Sie schnappte nach Luft. »Wie ist das möglich?«
    Sie begriff erst, dass sie laut gesprochen hatte, als er antwortete: »Ich besitze die Macht dazu.«
    »Aber wie kann das sein?« Fasziniert sah sie zu, wie ein weiterer

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