Druidenherz
seiner Mission etwas zustieß? Dann würde sie auf ewig hier festsitzen.
Wobei es so aussah, als würde sie das auch dann, wenn er zurückkehrte. Langsam wandelte sich ihre Enttäuschung in Wut. Sie würde nicht kampflos aufgeben. Wie sie gegen jemand so Mächtigen vorgehen konnte, wusste sie zwar nicht, aber niemals würde sie sich einfach so in ihr Schicksal fügen. Dian hatte ihr das Leben gerettet und war zu ihrem Liebhaber geworden, aber nichts davon gab ihm das Recht, Entscheidungen über ihren Kopf hinweg zu treffen.
Gwyd sorgte gut für sie. Er brachte ihr ausreichend zu essen, dazu kühles klares Wasser und oft auch besondere Leckerbissen wie eine Schale Beeren oder Honigkuchen. Außerdem bereitete er ihr allabendlich ein heißes Bad. Wie er es bewerkstelligte, in wenigen Minuten den Zuber mit warmem Wasser zu füllen, hatte sie immer noch nicht herausgefunden.
Die Tage verstrichen. Imogen versuchte sie zu zählen, gab aber bald auf, da sie nicht sicher war, ob wirklich ein ganzer Tag vergangen war, wenn sie dreimal gegessen und einmal gebadet hatte. Nirgends gab es einen Kalender, eine herumliegende Zeitung oder andere Anhaltspunkte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als so weiterzuleben wie vor Dians Weggang. Also kümmerte sie sich um ihre Körperpflege, genoss lange Bäder, cremte sich mit exotisch duftenden Lotionen ein, die Gwyd ihr bereitstellte, aß und übte auf der Leier. Nicht gerade abwechslungsreich, eher recht eintönig, aber zumindest ganz gut, um Kräfte zu sammeln. Gwyd kümmerte sich darum, dass sie Speisen und Getränke und immer frische Kleidung hatte. Daran allerdings könnte sie sich wirklich gewöhnen.
Dann schreckte sie eines Nachts plötzlich aus dem Schlaf hoch. Das Herz raste wie wild in ihrer Brust, und ihr Rücken schmerzte, als ritze ihn jemand auf. Gehetzt sah sie sich um. Neben ihrem Bett brannte ein Talglicht. Die Flamme flackerte leicht.
Nur ein Albtraum, sagte sich Imogen und versuchte sich zu erinnern, was sie geträumt hatte. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Nun, nach dem, was sie bisher erlebt hatte, war es wohl kein Wunder, wenn etwas davon seinen Weg in ihr Unterbewusstsein fand und ihr in Träumen begegnete. So war es ihr schon nach ihrer Verwundung gegangen, und wahrscheinlich war es besser, dass sie sich nicht erinnern konnte.
Sie legte eine Hand an ihre Stirn und entschied, dass sie sich normal anfühlte. Dann betastete sie ihren Rücken. Die Haut war glatt und seidig. Es war also wirklich nur ein Traum gewesen.
Allerdings hatte er sie so aufgewühlt, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Sie stand auf, goss aus einer Karaffe Wasser in einen Becher und leerte ihn in einem Zug.
Unruhe ergriff von ihr Besitz. Was war nur mit ihr los? Waren das nun die psychischen Folgen ihrer Gefangenschaft? Wurde sie gar langsam verrückt?
Der Gedanke war so schrecklich, dass sie erschauerte. Sie zündete zwei weitere Talglichte an. So wirkten die Räume zwar freundlicher, aber dafür war sie nun endgültig wach.
Seufzend nahm sie wieder auf dem Bett Platz. Ihr Rücken schmerzte. Mit einer Hand tastete sie darüber. Hatte sie sich verlegen, oder zeigte sie plötzlich eine allergische Reaktion auf den Leinenstoff? Die Haut jedoch fühlte sich ganz glatt und wie immer an.
Dian! Sie wusste nicht, woher der Gedanke kam, aber sie hatte das Gefühl, zu ihm zu müssen – sofort.
Verdammt, hatte sie es denn nicht begriffen? Sie war ihm nicht wichtig. Er mochte ja ein rücksichtsvoller und toller Liebhaber sein, aber das wog sein sonstiges Verhalten nicht auf.
Und doch blieb der Gedanke an ihn hartnäckig in ihrem Kopf und drängte alles andere beiseite. Wieder schmerzte ihr Rücken, dazu kamen Schmerzen an ihren Armen und auch auf der Brust. Zu sehen war allerdings nichts. Dann wurde ihr schwindelig. Langsam legte sie sich hin, schloss die Augen und versuchte die seltsamen Empfindungen unter Kontrolle zu bekommen.
»Dian.« Wie von selbst hatten ihre Lippen seinen Namen geformt. Was war mit ihm? Schwebte er in Gefahr? Tränen traten ihr in die Augen. Sie wollte ihn nicht verlieren. Er sollte zu ihr kommen, sie küssen, in die Arme nehmen und … lieben.
Irgendwann schreckte sie hoch und stellte fest, dass sie eingeschlafen sein musste. Das Kissen war noch feucht von ihren Tränen.
Sie stand auf, streckte sich und ging barfuß einige Schritte. Auf dem Tischchen stand ein Tablett mit Brot, Käse, Birnenmus und einer frischen Karaffe Wasser. Gwyd musste hier gewesen
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