Druidenherz
tiefer Kratzer in seiner Nierengegend heilte. »Das ist … unheimlich.«
Schwach schüttelte er den Kopf. »Nur eine kleine Anstrengung.«
»Aber wieso hast du es nicht sofort getan? So wie die Wunden aussehen, müssen sie schon ein paar Tage alt sein.«
»Das stimmt. Aber nur hier habe ich meine volle Stärke.«
Nach dem, was sie gerade beobachtet hatte, war sie gewillt, an Magie zu glauben. Anders ließ es sich beim besten Willen nicht erklären. Die Erkenntnis, was er durchgemacht hatte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Dian musste schreckliche Schmerzen gelitten haben. Sie bemerkte eine noch nicht verheilte Wunde auf seiner Brust, ein Stück über dem Herzen. Wie von selbst legten sich ihre Hände darüber. Sie berührte ihn nicht, ließ einige Millimeter Platz zwischen der verletzten Haut und ihren Handflächen. Plötzlich schien es ihr, als strahle Hitze von ihren Händen ab, und eine nie gekannte Macht durchströmte sie.
Dian fing ihren Blick ein und lächelte. Sein Gesicht hatte ein wenig Farbe gewonnen.
Imogen zog ihre Hände zurück. Wo eben noch die tiefe Wunde gewesen war, zeigte sich nur noch eine leichte Rötung. Vorsichtig strich Imogen darüber. Wie konnte das sein? Woher konnte sie das plötzlich?
»Das hast du sehr gut gemacht.« Dians Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
»Warum ist mir das gelungen? Ich habe bisher wirklich keine heilkundigen Talente besessen. Ich weiß nicht mehr, als dass man bei Kopfschmerzen Aspirin nehmen kann und Wunden desinfizieren sollte, bevor man ein Pflaster aufklebt.« Sie konnte es immer noch nicht fassen. Hatte sie es sich vielleicht nur eingebildet? Oder war er gar nicht verletzt gewesen – stammte das verkrustete Blut womöglich von seinem Gegner? Nein, sie hatte die Wundränder ja gesehen. Außerdem war Dian eindeutig geschwächt gewesen, daran gab es keinen Zweifel, auch wenn ihr Verstand viel lieber eine sachliche, logische Erklärung gefunden hätte.
»Die Verbindung zwischen uns hat es dir ermöglicht.«
»Du meinst, das war eine einmalige Sache?« Sie konnte nicht umhin, ein klein wenig enttäuscht zu sein. Wie praktisch es wäre, alle kleineren und auch größeren Blessuren in Sekundenschnelle bloß durch ihre Hände zu heilen! Geschnitten an einem scharfen Dosendeckel? Kein Verband mehr nötig, einfach kurz drübergestrichen, und schon war der Schnitt vergessen. Sich den Kopf an einer offenstehenden Schranktür gestoßen? Einmal die Hand darauf gelegt, und es würde keine Beule geben. Selbst Laufen in High Heels wäre möglich, denn wenn sie umknickte, ließ sich auch ein verstauchter Knöchel sofort heilen.
»Vielleicht könntest du mir in einer ähnlichen Situation noch einmal helfen, wenn unsere Verbindung weiterhin so stark bleibt. Im Moment ist es die uns verbindende Magie, die durch dich gewirkt hat.«
»Also eine Reflexion deiner Kräfte?«
»Ja, so ungefähr. Wenngleich es etwas komplizierter ist.«
»Ich bin einfach nur froh, dass es funktioniert.« Sie küsste ihn und lehnte ihre Stirn gegen seine. Gern hätte sie ihn weiter ausgefragt, doch dazu war nun nicht der richtige Zeitpunkt. Im Moment wollte sie ohnehin nur genießen, dass er bei ihr war und lebte. Das allein erschien ihr wie das schönste Geschenk überhaupt. Erst jetzt wurde ihr in ganzer Deutlichkeit bewusst, wie sehr sie ihn liebte. Nein, sie konnte nicht gehen. An seiner Seite wollte sie sein und nirgends sonst. Und sie wollte auch gar nicht mehr an irgendetwas anderes denken.
Er zog sie an sich, löste sich aber nach einem tiefen Kuss wieder von ihr. »Ich möchte mich erst waschen.«
Imogen sah zu, wie er aufstand und mit den üblichen geschmeidigen Bewegungen in den Nebenraum ging. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell sich Dian erholt hatte. Sie folgte ihm und sah zu ihrer Überraschung, dass dort der mit duftendem Badewasser gefüllte Zuber stand. Dian streifte ab, was vom Rest seiner Kleidung noch übrig war, warf es zu einem Bündel verschnürt in die Ecke und stieg ins Wasser.
Unsicher wartete Imogen, bis er sich gewaschen hatte, aufstand und sich abtrocknete. Nichts an seinem wunderschönen athletischen Körper verriet mehr, wie zerschunden er vorhin noch gewesen war. Er sah kräftig und stark aus, bereit zu kämpfen, bereit zu lieben.
Nackt, wie er war, trat er auf sie zu, zog sie an sich und ließ sie seine Erregung spüren.
Imogen schnappte nach Luft. Seine harte Männlichkeit an ihrem Bauch steigerte unverzüglich ihr eigenes Verlangen.
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