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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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forthalten wollte, taten sie weh.
    Sie glaubte, seine Gründe zu verstehen – aber allmählich war sie am Ende ihrer Geduld.
    Sie reckte das Kinn. »Willst du die Einzelheiten wissen, John David? Wenn ja, brauchst du mich nur danach zu fragen.«
    »So oder so, ist mir das alles völlig schnurz.«
    »Ach ja? Ich wette, du bist total versessen auf jedes noch so kleine, schmutzige Detail.« Es erfüllte sie mit einer gewissen Befriedigung, als eine dunkle Röte seinen Hals und seine Wangen überzog, und so fuhr sie fort: »Ich war achtzehn Jahre alt, als ich Tates Vater kennen lernte. Ich war damals am College, zum ersten Mal alleine von zu Hause fort, und dachte, er wäre meine große Liebe. Aber das stellte sich als bloßes Wunschdenken heraus, denn als ich ihm von der Schwangerschaft erzählte, machte er sich sofort aus dem Staub.«
    »Verdammt.« J.D.'s Miene verriet ehrliche Zerknirschtheit. »Hör zu, du brauchst nicht...«
    »Das war nicht das erste Mal, dass jemand mich nicht wollte«, fiel sie ihm ins Wort. Er hatte mit diesem Thema angefangen, also hörte er ihr, verdammt noch mal, jetzt auch bis zum bitteren Ende zu. »Meine Eltern hatten wesentlich größeres Interesse an ihrer Jagd nach Abenteuern als an ihrem Nachwuchs, so dass ich so oft wie möglich von ihnen bei Tante Sophie und Onkel Ben abgeladen worden bin. Was, wie sich zum Schluss herausstellte, ein wahrer Segen war, aber als kleines Mädchen habe ich das nicht so gesehen.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Ihr wurde zwar bewusst, wie derangiert sie aussehen musste, sie tat diesen Gedanken jedoch mit einem Schulterzucken ab. »Wie dir bereits aufgefallen sein dürfte, entschloss ich mich, das Baby zu behalten. Und da du Tate kennst, verstehst du sicher, dass ich diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut habe. Was vermutlich nicht ganz so auffällt, ist, dass ich damals beschloss, auf Liebe zu verzichten, weil die Liebe wehtut und ich nicht das Verlangen hatte, noch einmal so unglücklich zu sein. Es ist mir gelungen, mein Herz über Jahre hinweg zu verschließen. Und dann bist plötzlich du hier bei uns aufgetaucht.«
    »Und dann? Hast du ebenso plötzlich entdeckt, dass du dich in mich verliebt hast?« Er musterte sie zynisch.
    Der verächtliche Ton, in dem er diese Frage stellte, traf sie geradewegs ins Herz. Dachte er, es wäre leicht für sie, sich ihm derart zu öffnen? Doch als sie ihn genauer ansah, bemerkte sie die zusammengebissenen Zähne und den argwöhnischen Blick.
    Wenn sie auch nur halbwegs clever wäre, würde sie auf seine geringschätzige Stimme hören und sich dadurch schützen, dass sie ihre Gefühle rundweg abstritt. Doch seine mühsam getarnte Miene verlieh ihr den Mut, wahrheitsgemäß zu erwidern: »Ja, genau.«
    Eine Unzahl von Gefühlen huschte über sein Gesicht, doch er unterdrückte sie so schnell, dass sie sich fragte, was da eben zum Vorschein gekommen war. Alles, was er ihr jetzt zeigte, war leichte Ungeduld.
    »Du kennst mich doch gar nicht«, erklärte er tonlos. »Verdammt, wir kennen einander erst seit ein paar Wochen.«
    »Das ist richtig«, stimmte sie bei. »Und ich sage dir ganz ehrlich – wenn Tate mit achtzehn zu mir kommt und mir erklärt, er hätte sich Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt, das er so kurz kennt wie ich dich, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn davon abzuhalten, möglicherweise einen großen Fehler zu begehen.«
    »Gott sei Dank.«
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht so schnell bedanken.« Sie lächelte, als sie den erneuten Argwohn in seinen Augen sah. »Denn ich kenne dich. Und ich bin nicht mehr die naive Achtzehnjährige, die damals in Tates Vater verschossen war. Selbst wenn ich durchaus die Absicht habe, mich nicht noch einmal blindlings in irgendein Abenteuer zu stürzen, erscheint mir das, was ich für dich empfinde, alles andere als närrisch.«
    J.D. schnaubte. »Na klar. Du bildest dir urplötzlich ein, dich in mich verliebt zu haben. Wenn das nicht närrisch ist, was dann?«
    Sie bedachte ihn mit einem geradezu begütigendem Lächeln. »Was genau findest du daran närrisch?«
    Erneut hatte er diesen unglücklich-gequälten Blick. »Wie gesagt, Süße, du kennst mich gar nicht richtig.«
    »Die wichtigen Dinge weiß ich – ich weiß, dass du hart arbeitest, dass du umwerfend nett zu Tate bist, und so ehrenwert, dass es mich zu Tränen rührt. Du verleihst dem Wort ›Verantwortung‹ eine ganz neue Bedeutung. Also bitte, John David.

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