Drunter und Drüber
dagestanden hätte.
»Ja, J.D.«, meinte auch Tate. »Sie dürfen sich Oma Sophs Crème Brulée nicht entgehen lassen. Sie ist einfach fantastisch!«
Immer noch wirkte J.D., als wolle er gehen. Dru betete zum Himmel, dass er es wirklich täte und versuchte es sogar mit Telepathie. Dann schaute er sie an und sie wusste, dass ihr ihre Gefühle ins Gesicht geschrieben standen, denn plötzlich grinste er, zuckte mit den Schultern und erklärte: »Sicher. Warum nicht?«
Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt! Sie bleckte die Zähne und bestand darauf, hinter ihm zu bleiben, als er einen Schritt zurücktrat, um sie vor sich vom Steg gehen zu lassen. Sie ertrug seine Gesellschaft, weil ihr keine andere Wahl blieb und weil sie – auch wenn ihr jüngstes Verhalten nicht gerade dafür sprach – eine erwachsene Frau war. Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie ihm auch noch erlaubte, hinter ihr zu laufen und auf ihr voluminöses, wogendes Hinterteil zu glotzen, während sie den Weg zum Haus erklomm.
Es gab einfach Momente, in denen eine Frau einen Punkt machen musste, wenn sie nicht völlig blöd war.
Andererseits war sie dadurch, dass er vorging, während des ganzen Wegs gezwungen, auf sein Hinterteil zu sehen. Gott, manchmal war das Leben wirklich unfair. Musste sein Hintern unbedingt so klein und straff wie seine Geisteshaltung sein? Selbst in den Jeans war deutlich zu erkennen, dass es einer dieser betonharten Pos mit eingezogenen Backen war. Sie würde einen Mord begehen, bekäme sie dafür auch nur eine halb so schöne verlängerte Rückseite.
Tante Sophie empfing sie an der Tür. »Oh, Gott sei Dank hattet ihr Zeit. Hallo, Schätzchen«, sagte sie zu Tate und bekam von ihm einen eiligen Schmatzer auf die Lippen, bevor er an ihr vorbei in den rückwärtigen Teil des Hauses rannte, wo sich der Fernseher befand. »Kommt herein! J.D.! Ich bin wirklich froh, dass Sie hier sind, um uns beim Vertilgen meiner Crème Brulée zu helfen. Ich habe Ben gesagt, wenn ich sie ganz alleine essen müsste, wäre er ein toter Mann.«
»Warum?«, fragte J.D. »Hat er Sie womöglich mit gezückter Waffe dazu gezwungen, sie zu machen?«
Ben rang erstickt nach Luft und Dru starrte J.D. sprachlos an. Sie alle behandelten Sophie in den letzten Wochen nur noch mit äußerster Behutsamkeit. Nicht, dass man hätte sicher sagen können, wann genau sie einen ihrer Anfälle bekam. Die Dinge, von denen hätte angenommen werden können, dass sie sie aufregten, waren ihr oft völlig egal, während sie bei einer absolut harmlosen Bemerkung manchmal bereits an die Decke ging.
Nun jedoch fing Sophie an zu lachen. »Ich habe nicht gesagt, dass das vernünftig war, mein Lieber. Meine unregelmäßigen Wutausbrüche sind das unangenehme Nebenprodukt der in mir wütenden Hormone. Oder vielleicht auch der immer weniger wütenden Hormone, das habe ich noch nicht ganz begriffen. Auf alle Fälle wollen wir es doch um jeden Preis vermeiden, dass ich Ben ermorde. Schließlich habe ich ihn ziemlich gern. Außerdem finde ich es wirklich wunderbar, dass Sie sich uns anschließen.«
Dann wandte sie sich an ihre Nichte. »Drucilla, du hast ja eine Gänsehaut. Zieh dich besser erst mal um.«
»Drucilla?«, fragte J.D. mit ungläubiger Stimme. »Jemand hat Sie allen Ernstes Drucilla genannt?«
Dru stemmte die Hände in die Hüften. »Als wäre J.D. der Name des Jahrtausends«, schnauzte sie zurück. »Wofür steht das Kürzel überhaupt – vielleicht für jugendlicher Delinquent?« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Nach allem, was ich gehört habe, würde das auf alle Fälle passen.«
»Drucilla!« Sophie starrte sie an, als hätte sie plötzlich Reißzähne bekommen.
Das Entsetzen und die Überraschung in der Stimme ihrer Tante erinnerten Dru an ihre gute Erziehung und daran, dass sie beide – auch wenn sie es kurzfristig vergessen hatte – nicht allein im Zimmer waren. Sie blinzelte verwirrt. Weshalb zum Teufel standen sie so dicht beieinander? Plötzlich spürte sie die Hitze, die von seinem Körper ausging, und trat, wie um nicht zu verbrennen, einen großen Schritt zurück.
»Tut mir Leid«, erklärte sie mit einer Stimme, die etwas ganz anderes verriet. »Das war äußerst unhöflich. Bitte entschuldigen Sie. Ich gehe nur schnell und ziehe mir was an.«
Sie spürte seinen Blick wie eine Berührung, die an ihrem Leib herunterglitt. »Meinetwegen brauchen Sie das nicht«, sagte er und obgleich seine Stimme durchaus respektvoll klang, las sie alle
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