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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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die Erde und Sophie bückte sich und hob sie auf.
    Für gewöhnlich betrachtete sie Postkarten als Freiwild, da sie jedoch bereits Schuldgefühle hatte, weil sie einfach in J.D.'s Privatsphäre eingedrungen war, legte sie sie ungelesen neben die Schraubzwingen und trug die Vase zusammen mit den frischen Blumen in die Küche. Dann fiel ihr der andere Strauß auf seinem Nachttisch ein, und sie holte auch ihn.
    J.D. hatte den Putzdienst, der auch für die Hütten in Anspruch genommen werden konnte, bisher noch nicht angefordert, und als Sophie sich umsah, verstand sie auch, weshalb. Der Mann war geradezu pedantisch. Nirgends flog auch nur ein einziges Kleidungsstück herum und alles war genauso, wie es von ihr und Ben am Tag von J.D.'s Einzug hergerichtet worden war. In der Tat war noch nicht mal irgendwas verrückt. Irgendwie empfand sie es als traurig, dass nirgends auch nur der kleinste persönliche Anhaltspunkt des neuen Bewohners zu erkennen war. Ohne die paar Bücher über Kanus auf dem Nachtschrank und die Postkarte auf dem Esstisch hätte man beinahe denken können, die Hütte wäre zurzeit nicht bewohnt. Es machte den Eindruck, als hätte J.D. sein gesamtes bisheriges Leben in einer Kaserne zugebracht.
    Sie kehrte zurück in die Küche, warf die welken Blumen weg, wusch die beiden Vasen und füllte sie mit frischem Wasser. Sie hatte Edwinas Erzählungen oft genug gelauscht, um J.D.'s Geschichte zu kennen. Sie ging zwar davon aus, dass er in seiner Kindheit zu wenig Liebe bekommen hatte, doch sie hatte keine Ahnung, wie sein Leben als Erwachsener bisher verlaufen war. Allerdings würde sie darauf wetten, dass auch das emotional kein Zuckerlecken gewesen war.
    Sie wusste, sie hielt sich besser aus der Beziehung zwischen ihm und Dru heraus, doch hatte sie es ernst gemeint, als sie Ben gegenüber behauptet hatte, sie bewundere, was J.D. trotz einem alles andere als idealen Start ins Leben aus sich gemacht habe. Mit gerunzelter Stirn teilte sie die mitgebrachten Blumen auf die beiden Vasen auf. Vor allem war sie sicher, dass Dru sehr viel für ihn empfand. Welcher Art diese Gefühle waren, konnte Sophie natürlich nicht sagen, doch seit J.D. in ihr Leben getreten war, hatte sie sich verändert.
    Sophie gäbe viel darum zu wissen, was am vorletzten Abend zwischen den beiden vorgefallen war. Der Manager des Restaurants hatte ihr erzählt, Dru und J.D. wären nach dem Fiasko mit dem Chefkoch eine Zeit lang verschwunden ... und schließlich wäre J.D. allein zurückgekehrt. Traurig hatte er hinzugefügt, J.D. wäre gereizter gewesen als ein von einem Hund gebissener Kater – und ganz offensichtlich hatte sich seine Laune seither nicht sonderlich gebessert, denn Sophie hatte gehört, er hätte auch am Vortag eine ganze Reihe von Leuten angeschnauzt. Drucilla – Gott segne ihren Starrsinn – hatte kein Wort zu der Angelegenheit gesagt. Aber es war eindeutig irgendwas passiert, denn sobald sie auch nur J.D.'s Namen hörte, wiegelte sie ab. Und es war nicht zu übersehen, dass beide sich die allergrößte Mühe gaben, einander so wenig wie möglich zu begegnen.
    Seufzend trat Sophie einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk. So. J.D.'s Leben konnte durchaus ein wenig Wärme und Helligkeit vertragen.
    Die meiste Helligkeit brächte ihm allerdings vermutlich ihre Nichte. Und das galt umgekehrt genauso. Sophie hatte in diesen Dingen einen ausgeprägten Instinkt. Wenn die beiden keine solche Angst vor einer möglichen Beziehung hätten und vor allem mit etwas weniger Starrsinn ausgestattet wären, hätten sie inzwischen sicher längst bemerkt, dass das, was sie füreinander empfanden, etwas ganz Besonderes war. Die Sturheit dieser beiden jungen Menschen entfachte ihren Zorn.
    Aber in letzter Zeit wurde sie wegen beinahe aller Dinge zornig, gestand sie sich sofort voller Reue ein, als sie eine der frisch gefüllten Vasen auf dem kleinen Schreibtisch in J.D.'s Schlafzimmer drapierte. Das homöopathische Zeug, mit dem es die Ärztin zurzeit probierte, schien durchaus zu helfen, allerdings entfaltete es seine Wirkung viel zu langsam.
    Sie trug die zweite Vase ins Esszimmer hinüber, stellte sie auf den Tisch, trat einen Schritt zurück, kniff die Augen zusammen und zupfte ein paar der Blüten so lange zurecht, bis ihrer Meinung nach das richtige ästhetische Gleichgewicht erreicht war. Dann entdeckte sie die Karte, die vorher an der Vase gelehnt hatte, und stellte sie dorthin zurück.
    Dabei wurde ihr bewusst, dass es eine

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