Drunter und Drüber
wütend, dass sie dachte, er spiele sie gegen ihre beste Freundin aus. »Ich habe sie heute Abend als Freundin eingeladen und ...« Plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Fausthieb, dass genau diese Freundin einfach von ihm im Stich gelassen worden war. »Oh, Mist – Dru!«
Eilig zog er Char um die Ecke des Gebäudes. »Ich bin wirklich ein toller Freund«, schalt er sich auf dem Weg zum Eingang. »Ich war derart auf dich konzentriert, dass ich mich nicht einmal daran erinnern kann, was sie gemacht hat oder wo sie war, als ich ging. Aber ich weiß, dass Carver dort war, und ich habe das ungute Gefühl, dass ich sie, als ich sie allein ließ, dem Wolf zum Fraß vorgeworfen habe.«
Zum dritten Mal in acht Minuten zog J.D. seine alte Taschenuhr hervor.
»Musst du vielleicht noch einen Zug erreichen, Carver?«, fragte Dru ihn trocken.
Er schob die Uhr zurück in seine Tasche, sah sie an und schob eine Strähne ihrer seidig weichen Haare sanft hinter ihr Ohr. »Nein. Ich frage mich nur, wann ich Bronsen endlich als Deserteur bezeichnen und dich mitnehmen kann.«
Selbst im Dämmerlicht der Kneipe konnte er erkennen, dass ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg, und er wünschte sich dringend, die Band setze nochmals zu einer langsamen, schmeichelnden Nummer an. Er wollte sie erneut in seine Arme ziehen, wollte den Orangenduft ihres Shampoos riechen, ihre weiche Haut unter seinen Händen spüren.
»Kev kommt sicher gleich zurück«, erklärte sie mit einiger Bestimmtheit.
Das fürchtete er auch, doch er zuckte mit den Schultern. »Trotzdem will ich dich mit nach Hause nehmen.« Er war es einfach leid, ständig zu entflammen, das Feuer jedoch vorzeitig wieder löschen zu müssen, ständig auf der Hut zu sein, ehe das, was sich zwischen ihnen abspielte, seinen natürlichen Verlauf und somit sein natürliches Ende nahm. Nie zuvor in seinem Leben hatte er ein derartiges Verlangen nach einer Frau verspürt und er wollte es endlich stillen.
Verdammt, am liebsten hätte er sie mit Haut und Haaren verschlungen. Er sah ihr in die Augen und unternahm nicht den kleinsten Versuch, seine Gefühle zu verbergen.
Sie griff nach ihrem Bierglas und leerte es in einem einzigen langen Zug.
Er blickte auf den leichten Schaumbart, der von dem Bier auf ihrer Oberlippe zurückgeblieben war, beugte sich nach vorn, hielt dann jedoch inne.
Den Schaum zärtlich abzulecken wäre Bestandteil des Manövers, mit dem der Paarungstanz vorangetrieben wurde. Eine weitere Methode die Begierde anzufachen.
Nur, dass es bei ihm nichts mehr anzufachen gab. Ein Kuss – und schon würde er den Tisch mit einer ausholenden Armbewegung leer fegen, damit er Platz für den Liebesakt bekam. Also streckte er nur die Hand aus, strich mit der Spitze seines Zeigefingers über den dünnen Schaum, hob den Finger an seinen Mund und leckte ihn betont genüsslich ab.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum und schob sich dabei etwas dichter an ihn heran.
J.D. sprang auf die Füße. »Okay, ich denke, dass du verlassen worden bist. Also bringe ich dich wohl am besten sicher he ...«
»Hey, tut mir Leid, dass ich einfach so verschwunden bin«, ertönte Kevs ungeliebte Stimme und J.D. drehte sich verbiestert zu dem Kerl herum.
Kev war Hand in Hand mit Char hereingekommen, und ohne sie loszulassen, erklärte er der Freundin: »Char hatte ein kleines Problem mit einem Touristen. Ich werde dafür sorgen, dass sie sicher heimkommt. Bist du bereit zu gehen?«
J.D. baute sich dicht vor seinem Widersacher auf und erklärte: »Ich bringe Dru nach Hause.«
Kev reagierte nicht minder aggressiv. »Vergessen Sie es, Carver. Ich habe sie hierher gebracht, also bringe ich sie auch sicher wieder zurück.«
»Um Himmels willen.« Dru beugte sich nach vorn und blickte an J.D. vorbei auf ihren alten Freund. »Wenn der Testosteronspiegel hier drin noch weiter steigt, werden Char und ich Rettungswesten brauchen, um nicht darin zu ertrinken.«
Char pflichtete ihr bei und J.D. und Kev traten jeweils einen Schritt zurück.
Dru bedachte Kev mit einem Lächeln, worauf sich J.D.'s Magen schmerzlich zusammenzog. Dann jedoch erklärte sie: »Es ist wirklich nicht nötig, dass du mich extra heimbringst«, streckte den Arm aus und drückte Kev begütigend die Hand. »J.D. und ich müssen beide den Berg rauf, so dass es keinen Sinn macht, wenn du extra meinetwegen einen Umweg fährst. J.D. wird mich nach Hause bringen. Und du begleitest Char.«
Kev sah sie zweifelnd an. »Bist du
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