Drunter und Drüber
nur für fünf Cent interessieren würde, was mit mir passiert.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Wen versuchst du, mit diesem Gerede zum Narren zu halten – ummph.«
Er hatte ihre Hand umfasst und gab ihr, um ihre Tirade zu unterbrechen, einen vorsichtigen Kuss. Eigentlich hatte er nur die Absicht gehabt, ihr zu beweisen, dass nicht jeder Mann ein Tier war.
Aber vielleicht war er genau das, denn kaum hatte sein Mund ihre weichen Lippen berührt, als eine ungeahnte Hitze ihn durchzuckte. Er presste sie ebenso wie zuvor die Krake unsanft an die Wand und sein plötzliches Verlangen raubte ihm beinahe den Verstand.
Ihr Herzschlag begann zu rasen und sie erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss, schlang ihm die Arme um den Hals und schob ihr rechtes Knie an seinem Bein herauf. Dann jedoch stellte sie den Fuß zurück auf den Asphalt, schubste Kev unsanft von sich und funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
»Nein«, sagte sie tonlos und hielt ihn mit der Hand ein Stückchen von sich ab. »Niemals! So leicht wickelst du mich nicht ein – ich habe von Männern die Nase nämlich gestrichen voll.«
Er rang mühsam um Fassung. »Eine Frau, die von Männern die Nase voll hat, küsst anders.«
»Tja, nun, du hast mich halt in einem schwachen Moment erwischt. Aber von jetzt an wende ich mich lieber ausschließlich an irgendwelche mechanischen Hilfsmittel, wenn mich das körperliche Verlangen überkommt.«
Er lachte erheitert. »Glaubst du nicht, dass das vielleicht ein bisschen einsam ist? Und was ist, wenn die Batterien alle sind? Weißt du, wir Männer haben durchaus unseren Nutzen. Ich gebe zu, ich kann dir vielleicht nichts so Tolles bieten wie der Kraftprotz eben ...«
Als sie prustete, fasste er neuen Mut und fügte hinzu: »Aber ich kann dich offenbar zum Lachen bringen, ich kann dich warm halten, wenn die Nächte kälter werden ...« Seine Stimme wurde leiser. »Und ich kann Gefühle in dir wecken, die du mit keinem mechanischen Hilfsmittel je auch nur annähernd erreichst.«
Ein paar Sekunden musterte sie ihn nachdenklich. Dann jedoch wurde ihre Miene abweisend, der alte Argwohn wallte in ihr auf. »Bitte. Soll ich etwa glauben, dass du plötzlich Interesse an mir hast?«
»Ganz sicher nicht plötzlich. Ich bin schon seit der High School total auf dich fixiert.«
»Du bist ein echter Lügner! Du hast mich immer behandelt, als hätte ich den Sexappeal einer Flasche Olivenöl.«
»Verdammt, ja! Ich wollte fort aus diesem Kaff! Du hingegen nicht, und ich wusste genau, dass du der einzige Mensch gewesen wärst, der mich hier hätte halten können. Das Risiko wollte ich nicht eingehen.« »Ach, nee.« Sie schnaubte verächtlich. »Sehe ich aus, als ob ich auf den Kopf gefallen wäre, Bronsen?«
»Nein. Für mich siehst du aus wie eine durch und durch erwachsene Frau.« Er neigte den Kopf, vergrub seine Nase in Höhe ihrer Schläfe in ihrem blonden Haar und atmete tief ein. »Gott, du riechst einfach fantastisch.«
»Ach ja? Willst du wissen, was ich rieche? Reine, unverfälschte Scheiße.« Sie ergriff eine seiner Hände und schnupperte an seinen Fingern. »Ja. Und diese Hand hat gründlich darin gewühlt.«
Er strich mit den Zähnen über ihr Ohrläppchen und lachte unbekümmert.
»Das ist keine Scheiße, Charlotte«, flüsterte er. »Ich habe dich damals schon begehrt und begehre dich noch heute. Nur, dass ich nicht mehr die gleiche Angst wie damals habe und nicht länger versuche, meine Gefühle für dich zu verbergen.« Er glitt mit seiner Zungenspitze über ihre Ohrmuschel und hauchte: »Das kannst du mir glauben oder nicht. Aber so oder so werde ich nicht eher lockerlassen, als bis ich dich bekomme.«
»Ich an deiner Stelle wäre mir da lieber nicht so sicher, dass das gelingt, Kumpel.« Doch sie setzte sich nicht länger gegen ihn zur Wehr, und als er eine Reihe sanfter Küsse auf ihre Kehle regnen ließ, atmete sie zischend ein und bog ihren Kopf ein Stück nach hinten, damit er leichter Zugang zu ihrem Hals bekam.
Ehe er jedoch zu selbstgefällig werden konnte, vergrub sie die Fäuste in seinem braunen Haar und zog seinen Kopf nach hinten. »Woher soll ich wissen, dass dies nicht nur ein Fall von ›Wenn-ich-die-die-ich-liebe-schon-nicht-kriege-liebe-ich-eben-die-die-ich-kriegen-kann‹ ist? Ist es das, worum es geht? Hat Dru dir einen Korb gegeben oder so?«
»Ich habe mich nie auf diese Weise für Dru interessiert, und das weißt du ganz genau.« Es machte ihn ein wenig
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