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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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nicht sehr häufig. Doch als sie vor ein paar Tagen in den Laden seines Vaters geschlendert gekommen war, hatte er das Gefühl gehabt, als hätte ihm jemand einen Fausthieb direkt in die Magengrube verpasst. Alles war plötzlich wieder da gewesen – das Verlangen ebenso wie die Unfähigkeit, es ihr zu zeigen, aus Furcht, sie lache ihn nur aus – und automatisch hatte er sich ihr gegenüber wieder möglichst rüde verhalten.
    Das war glücklicherweise Vergangenheit. Er rückte eins der kleinen Kissen am Messingkopfteil des Bettes zurecht und grinste amüsiert über das kreative Durcheinander. »Also wirklich, Char, ich bin von dir total enttäuscht.«
    Sie wirbelte zu ihm herum und sein Lächeln verschwand, als er das Entsetzen in ihren Augen sah. Verdammt. Er hätte gedacht, dass sie das, was er für sie empfand, seit der letzten Nacht verstand. Also rückte er die Situation sofort zurecht. »Ich hätte gedacht, dass eine Masseurin sich mit Windspielen, Kristallen und Walgesang umgibt.«
    Sie atmete auf. »Ach ja? Tja, und ich hätte gedacht, dass ein Anwalt immer in seiner Krawatte schläft.« Dann zuckte sie mit einer ihrer schmalen Schultern. »Anscheinend haben wir uns beide geirrt.«
    Trotzdem verriet ihr Blick eine gewisse Unsicherheit und er setzte sich aufrechter hin. Zur Hölle damit, die Sache möglichst locker anzugehen – er wollte jetzt einfach seine Gefühle offenbaren. »Weißt du, ich will in dieser Gegend bleiben. Es könnte sein, dass es in Star Lake für mich nicht genügend Arbeit gibt. Doch auf alle Fälle eröffne ich meine Kanzlei irgendwo in der Umgebung.«
    »Weshalb erzählst du mir das?«
    »Weil ich verrückt nach dir bin und denke, dass unsere Beziehung etwas ganz Besonderes werden könnte. Und weil ich nicht möchte, dass du denkst, ich vertreibe mir nur mit dir die Zeit, bis ich wieder in die große weite Welt zurückkehre.«
    Angesichts ihres Lächelns nahm die stramme Haltung unter der Decke tatsächlich noch zu. »Zieh mein Hemd aus«, bat er sie.
    Sie klimperte ihn unter dichten Wimpern hervor an. »Ich glaube nicht. Ich denke, dass ich es sehr lange behalten werde – womöglich kriegst du es nie wieder.« Ehe Kev ihren Gesichtsausdruck genau ergründen konnte, schob sie die Hände unter den Kragen seines Hemdes, stülpte ihn nach oben und schenkte ihm ein verführerisches Grinsen. »Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass ein großer Anwalt wie du einen ganzen Schrank voll langweiliger weißer Hemden hat.«
    »Tja, das hier ist aber zufällig mein Lieblingshemd.«
    »Puh.« Sie schlenderte zurück in Richtung Bett. »Ein fades Hemd ist so gut wie das andere. Was ist an diesem so besonders?«
    Er schnellte hoch, packte sie um die Taille, zog sie zu sich auf die Matratze, schob sich auf sie und strich ihr eine Strähne ihrer Haare aus der Stirn. »Dass du es anhast.«
    »Oh«, hauchte sie und strahlte ihn an. »Das ist eine wirklich gute Antwort.«

19
    B eeil dich, Mom! Wenn wir zu spät kommen, fährt J.D. noch ohne uns los.«
    Dru hielt in der Überprüfung ihrer Badetasche inne, hob den Kopf und merkte, dass ihr Sohn neben der Haustür ungeduldig von einem Fuß auf den anderen hüpfte. »Er wird ganz bestimmt auf uns warten. Außerdem sind wir nicht spät dran. Wir müssen erst in einer viertel Stunde da sein, und bis zu seiner Hütte sind es höchstens fünf Minuten.«
    Seine fortgesetzte Unruhe verriet ihr, dass ihre Worte nicht den geringsten Eindruck auf ihn machten, und lachend schnappte sie sich ihre Tasche. »Also gut – ich bin bereit. Machen wir uns auf den Weg.«
    Tate stürzte in den Flur, als hätte jemand einen Startschuss abgegeben. Als Dru die Haustür hinter sich abschloss, war ihr Sohn schon nirgends mehr zu sehen.
    Sie holte ihn erst auf der Lichtung vor J.D.'s Hütte wieder ein, wo er bereits aufgeregt auf der Veranda um das Kanu hüpfte.
    Sie lachte vergnügt, und als J.D. in einer abgeschnittenen Jeans, einem schwarzen ärmellosen T-Shirt und ausgelatschten Badeschlappen aus dem Haus kam, nahm auch das Tempo ihres Herzschlags merklich zu.
    Seit gestern Nachmittag hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    Tate war gegen fünf von Billy zurückgekommen und J.D. war nur noch kurz geblieben und dann heimgegangen.
    Es war klar, dass er die Nacht nicht hatte bei ihr verbringen können – nicht, solange ein kleiner Junge in der Nähe war. Trotzdem hatte sie, nachdem er gegangen war, geradezu schmerzliche Sehnsucht nach ihm gehabt. Man sollte nicht meinen, dass eine

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