Drunter und Drüber
dir? Wirst auch du jemanden finden, mit dem du eine perfekte Beziehung haben kannst?«
»Nein«, erwiderte er tonlos. »Und selbst wenn ich diesen Menschen fände, würde es mir ganz sicher gelingen, diese Beziehung zu ruinieren, weil ich keine Ahnung habe, wie man sie auf Dauer am Leben hält. Du hast deine Tante und deinen Onkel als leuchtendes Beispiel, bei denen selbst ich sehen kann, dass die Ehe wirklich glücklich ist.«
»Ja, das ist sie. Aber es ist ihre Ehe. Ich selbst hatte noch nie eine funktionierende Beziehung.«
»Aber du hast eine verdient.« Er lachte verbittert auf. »Du hast was Besseres verdient als einen Kerl wie mich.«
Ihr Magen verknotete sich und sie erwiderte mit ebenso zynischer Stimme: »Meinst du wirklich? Oder ist das nur eine taktvolle Umschreibung dafür, dass du mich loswerden willst?«
Er schlang seine Arme noch enger um ihre Taille. »Ich will dich nicht loswerden.« Er ging ein wenig in die Knie und presste seine Erektion gegen ihr Hinterteil. »Ich will dich lieben, bis du schielst und um Gnade bettelst. Doch wir müssen miteinander arbeiten, Dru, und ich will nicht, dass das eines Tages nicht mehr möglich ist, nur, weil unsere Beziehung den Bach hinuntergeht ... was früher oder später unweigerlich passiert.« »Bist du dir da so sicher?«
»Allerdings. Du kannst mir glauben, dass es so kommen würde. Irgendwann würde ich etwas tun, wofür du mich hassen würdest... also lass uns vernünftig sein und die Sache beenden, bevor es zu spät ist.«
Vielleicht, weil jede Kritik von ihm abzuprallen schien und weil er ständig ein unerschütterliches Selbstvertrauen zeigte, war Dru bisher nie der Gedanke gekommen, dass J.D. möglicherweise nicht allzu viel von sich hielt. Genau das allerdings entnahm sie seinen Worten. Er dachte, sie fände sicher irgendwann eine wunderbare Beziehung, ihm selbst hingegen bliebe das Glück einer dauerhaften Beziehung für alle Zeit verwehrt. Er hatte gesagt, sie hätte etwas Besseres verdient.
Und wie stand es mit ihm? Was verdiente er? Weshalb hatte er es nicht verdient, eine Beziehung zu beginnen, ohne von Anfang an zu denken, dass sie seinetwegen dem Untergang geweiht war?
Eventuell täuschte sie sich und wappnete sich deshalb besser vor einem gebrochenen Herzen. Auf der anderen Seite sprach sehr viel mehr für John David Carver als er das einschätzte. Er hätte sie einfach denken lassen können, er hätte sie benutzt, stattdessen jedoch hatte er seine Seele vor ihr ausgebreitet, damit sie sie ganz nach Belieben akzeptierte oder sezierte. Möglicherweise hatte er nie eine funktionierende, liebende Beziehung zwischen zwei Menschen, geschweige denn, was ihn betraf, erlebt. Doch er war ein grundanständiger Kerl.
Sie umfasste die Decke, drehte sich zu ihm um und dieses Mal ließ er die Arme sinken. Es war zu spät, um ihn zu verlassen – die Würfel waren letzte Nacht gefallen. Wenn er sie am Schluss verletzte ... nun, zumindest bräuchte sie sich niemals vorzuwerfen, zu feige zur Verfolgung eines Traumes gewesen zu sein und aufgegeben zu haben, ohne es zu versuchen.
»Weißt du was?«, fragte sie und strich mit ihren Fingern von der kleinen Kuhle unterhalb seiner Kehle über den reinen weißen Baumwollstoff seines T-Shirts bis hinab zu seinem Bauch. »Warum setzen wir nicht einfach alles auf eine Karte?«
Er erstarrte und die Muskeln unter ihren Fingern wurden hart wie Stein. Seine Augen blitzten und er blinzelte argwöhnisch auf sie herab. »Geht es dir eventuell um meinen Anteil am Hotel?«
»Um Himmels willen, J.D. Natürlich nicht.«
»Gut. Denn auch wenn ich gesagt habe, dass ich ganz versessen darauf bin, deinen wunderbaren Körper wieder und wieder zu besitzen, bin ich noch lange kein völliger I...«
»Ich spreche von dem Verlangen, das für dich hier unten in mir brennt«, fiel sie ihm ins Wort und legte ihre freie Hand auf ihren Bauch. »Und hier.« Sie hob die Hand an ihr Herz und sah ihm gerade in die Augen. Die Decke begann an ihr herabzugleiten, doch statt sie wieder hochzuziehen, ließ sie es geschehen. »Ich gebe nicht vor zu wissen, was du für mich empfindest, aber ich empfinde etwas für dich, John David, und ...«
Etwas funkelte in seinem Gesicht auf und das Nächste, was sie wusste, war, dass er sie gegen die Kommode presste und ihre Unterarme packte.
»Spiel keine Spielchen mit mir, Drucilla«, drohte er mit leiser Stimme.
»Ich spiele keine Spielchen. Ich habe Gefühle für dich und die will ich ergründen.
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