Drunter und Drüber
tragen?«, schlug Dru hilfsbereit vor.
J.D. bedachte sie mit einem Blick, der fragte: Sehe ich aus, als ob ich Hilfe brauchte?, und ließ spielerisch die Muskeln kreisen. Dru schnaubte, gleichzeitig jedoch stieg ihr angesichts dieser machomäßigen Zurschaustellung männlicher Muskelkraft die Hitze nicht nur ins Gesicht.
Tate kam aus dem Haus geflitzt, sie schnappten sich die Sachen, schleppten sie in J.D.'s Gefolge hinunter zum See und ein paar Minuten später hatten sie an Bens und Sophies privatem Steg das Kanu zu Wasser gelassen: Es schwamm wunderbar.
Während J.D. sich vor das sorgfältig vertäute Kanu hockte, um alles darin zu verstauen, stieg Dru aus Shorts und T-Shirt, zog, nur noch mit ihrem neuen Badeanzug bekleidet, die Sonnenmilch aus ihrer Tasche, cremte sich sorgfältig ein, reichte ihrem Sohn die Flasche und achtete darauf, dass er beim Einreiben keine Stelle ausließ. Dann gab sie ihm seine Rettungsweste, verstaute ihrer beider Kleidung in der Tasche, blinzelte und entschied: »Ich lasse die Tasche besser hier. Sie beansprucht zu viel kostbaren Stauraum.«
Tate prustete respektlos und kletterte geschickt in das Boot.
J.D.'s Blick wanderte von dem tiefen Ausschnitt bis zu den hochgeschnittenen Beinen ihres Badeanzugs, doch als er ihr bedeutete, dem Jungen zu folgen, baute sie sich kopfschüttelnd vor ihm auf.
»Falls du meinst, dass du darum herumkommst, dich ebenfalls einzucremen, hast du dich geirrt. Egal, für wie erwachsen und resistent du dich hältst, kann deine Haut ebenso leicht verbrennen wie die meines Sohnes.«
Er ächzte gequält, zog jedoch folgsam das T-Shirt über den Kopf, ließ sich von Dru etwas Sonnenmilch in die Hand schütten und cremte sich, während sie sich seines Rückens annahm, kommentarlos Brust und Arme ein. »Auch das Gesicht«, befahl sie, während sie sein T-Shirt zu ihren und Tates Sachen in ihre Tasche steckte.
Endlich kletterte sie ins Kanu, J.D. löste das Tau, schob sie vom Ufer ab und schwang sich, während sich das Boot gemächlich vom Steg entfernte, ebenfalls auf seinen Platz. Während er mit kraftvollen, gleichmäßigen Schlägen zu paddeln begann, betrachtete Dru verstohlen sein glückliches Gesicht...
... und quittierte es mit einem Lächeln, das nicht minder glücklich war.
J.D. konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal derart entspannt gewesen war. Die Sonne schien warm auf seine Schultern und die Schreie der Kinder auf dem Floß wurden allmählich vom leisen Plätschern des Wassers, fröhlichem Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Bäume am Seeufer ersetzt. Das Kanu glitt geschmeidig durch das ruhige Wasser in Richtung der Seite des Sees, die kaum bis überhaupt nicht bevölkert war.
Er beobachtete Tate, der auf seinem Platz hockte, mit beiden Händen die Seiten des Kanus umklammerte – wie ein kleiner Hund, der den Kopf aus einem geöffneten Wagenfenster streckte, die Nase in den Wind hielt und vor lauter Aufregung den Mund nicht mehr zubekam. Dru schaute abwechselnd ihn und ihren Sohn mit einem warmen Lächeln an. Zusätzlich wartete ein Picknick mit einem köstlichen Grillhähnchen auf ihn. J.D.'s Gesichtsausdruck war hell wie die Sonne. Besser als im Augenblick konnte das Leben sicher nicht mehr werden.
Sie hatten den See zur Hälfte überquert, als er merkte, dass Dru plötzlich stirnrunzelnd erst vor sich auf den Boden und dann zu ihm blickte.
»J.D.? Wir haben Wasser im Boot.«
Er lugte ebenfalls hinab und sah, dass tatsächlich Seewasser durch die Planken zu Drus Füßen ins Innere des Kanus drang. Er zog die Brauen in die Höhe. Was zum Teufel war da los? Hatte er irgendwelche Risse in den Zedernplanken übersehen? Angesichts der Sorgfalt, mit der er bei der Renovierung vorgegangen war, war das so gut wie ausgeschlossen. Doch es war nicht zu leugnen, dass das Wasser langsam, aber beständig höher stieg.
Fluchend tauchte er das Paddel tief ins Wasser, hielt das Kanu an und drehte es in die entgegengesetzte Richtung. Dann bat er Dru: »In der Kühlbox ist ein Becher. Fang an zu schöpfen, ja?«
»J.D.?« Tate drehte sich auf seinem Platz im Bug des Kanus um. »Weshalb machen wir kehrt? He! Auf dem Boden steht ja jede Menge Wasser!«
»Ja, wir haben ein Leck.« J.D. sah ihn an. »Prüf nach, ob deine Schwimmweste richtig sitzt.« Dann paddelte er kraftvoll weiter, um sie zurück ans Ufer zu bringen, bevor das Kanu unterging.
Das Wasser stieg immer schneller, und da J.D. wesentlich schwerer war als die beiden anderen,
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