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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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unter Wasser gedrückt hatte.
    Trotzdem traf der verletzte Blick des Jungen ihn wie ein Pfeil ins Herz, und er starrte, ohne ein Wort zu seiner Verteidigung zu finden, feindselig zurück.
    »Nein!«, keuchte Dru entgeistert, umfasste Tates Kinn und hob seinen Kopf, damit er ihr ins Gesicht sah. »Nein. Das Kanu hat einen Salto gemacht und hätte dich voll getroffen! Er musste dich aus dem Weg schaffen, Tate! Er hat dir das Leben gerettet.« Sie paddelte mit dem Jungen zu J.D. »O Gott, John David, danke, dass du meinem Baby das Leben gerettet hast!«
    Mit einem Arm hielt sie immer noch den Jungen sicher an ihrer Brust, den anderen jedoch schlang sie J.D. um den Nacken und küsste ihn dankbar auf Kiefer, Kinn und Hals. Dann legte sie den Kopf zurück und sah ihn forschend an. »Du bist verletzt«, erklärte sie. »Ich habe gesehen, wie dir das Kanu auf den Rücken gekracht ist.« Sie versuchte ihn herumzudrehen, um sich seinen Rücken anzusehen. »Zeig mir mal deinen Rücken.«
    Nie zuvor in seinem Leben hatte jemand ihn bemuttert und er zuckte unbehaglich zurück. »Es ist nichts weiter«, erklärte er mit rauer Stimme. »Ich bin okay.« Die Stelle zwischen seinen Schultern brannte immer noch wie Feuer, aber hier mitten im See konnte er schließlich nichts dagegen tun. Außerdem war er ein erwachsener Mann und kam durchaus allein zurecht.
    Auch wenn es ein schönes Gefühl war, dass Dru derart in Sorge um ihn war.
    Nun schlang auch Tate einen Arm um seinen Nacken. »Tut mir Leid, J.D.«, flüsterte er mit bebender Stimme und Tränen in den Augen. »Ich hätte so etwas nicht sagen sollen ... ich ... habe es nicht so gemeint« – plötzlich brach seine Stimme. »Ich will an Land, ich will heim!«
    J.D. wusste noch genau, was für ein Gefühl es mit zehn Jahren war, vor anderen zu weinen. Deshalb presste er den Kopf des Jungen eng an seine Schulter, damit er das Gefühl hatte, niemand würde seine Tränen sehen. »Deine Mama und ich schwimmen jetzt sofort mit dir ans Ufer und bringen dich nach Hause, Kumpel«, erklärte er leise und rieb seine Wange an Tates nassem Haar. »Versprochen. Außerdem tut es mir Leid, dass ich dir einen solchen Schreck einjagen musste. Wenn es anders gegangen wäre, hätte ich das ganz sicher nicht getan.«
    »Okay«, meinte der Junge mit einem leisen Schniefen.
    Dann hörte J.D. das Brummen eines Außenbordmotors, hob den Kopf und sah, dass eins der Motorboote des Hotels über das Wasser auf sie zugeschossen kam. Ungefähr hundert Meter von ihnen entfernt drosselte der Fahrer den Motor, schob sich vorsichtig an sie heran und brachte das Boot genau neben ihnen zum Stehen. J.D. erkannte in dem Fahrer einen der jungen Angestellten aus dem Sportgeschäft, der überraschenderweise in Begleitung von Sean, dem Pagen, zu ihrer Rettung gekommen war.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Sean und sah ihn besorgt an. »Wir haben gesehen, wie das Kanu auf Sie runtergestürzt ist. Ist irgendwer verletzt?«
    Tate wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augen und um ihm noch einen Augenblick allein zu geben, drängte er Dru sanft in Richtung Boot. »Warum steigst du nicht als Erste ein?«
    Sie musterte kurz ihren Sohn, nickte dann jedoch und streckte Sean beide Hände hin, damit er ihr raufhalf.
    J.D. verfolgte, wie sie sich hochziehen ließ und geschickt eines ihrer Beine über den Rand des Motorbootes schwang. Seine Verletzung konnte nicht so schlimm sein, wenn er immer noch die Muße fand, ihr wohl geformtes Hinterteil mit dem triefenden Tankini zu bewundern.
    Dann packte er Tate, dessen Kopf immer noch an seiner Schulter lag, am Kinn und sah ihm prüfend ins Gesicht. »Bist du bereit, Kumpel?«
    »Ja.«
    Eine Sekunde zog er den Jungen noch einmal eng an seine Brust. »Ich bin sehr stolz auf dich. Du warst wirklich tapfer und hast deine Sache hervorragend gemacht.« Mit diesen Worten hob er ihn Sean entgegen, der ihn geübt über den Rand neben sich ins Boot schwang, und sah sich ein letztes Mal nach seinem Kanu um.
    Er wusste, dass der Bug irgendwo dicht unter der Oberfläche wippte, doch nirgends war auch die kleinste Spur seines so liebevoll restaurierten Gefährts zu sehen. Einen Augenblick lang wogten Verzweiflung und Übelkeit in seinem Innern auf. Dann jedoch zuckte er innerlich mit den Schultern, verdrängte das peinigende Gefühl, umfasste den Rand des Motorboots und zog sich aus dem Wasser.

20
    S ophie und Ben warteten bei ihrer Ankunft bereits ungeduldig am Steg. Ein Anruf von Sean hatte sie

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