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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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alarmiert.
    J.D. erhob sich steif von seinem Platz, trat einen Schritt zurück und ließ Dru und Tate den Vortritt. Er dankte den beiden jungen Männern für die prompte Rettung, kletterte auf den Steg, beobachtete, wie Ben das Tau des Bootes löste und Sean wieder zuwarf, und atmete in Erwartung der unvermeidlichen Schimpftirade des Älteren tief ein.
    Sophie stürzte sich, noch ehe das Boot den Steg wieder verlassen hatte, auf Drucilla und Tate und drückte sie eng an sich. »Ist mit euch beiden alles in Ordnung?« »Ja«, antwortete Dru. »Aber J.D. ist verletzt.«
    »Er hat mich unter Wasser geschubst, Oma«, erklärte Tate mit aufgeregter Stimme und J.D. dachte bewundernd, wie schnell sich der Junge von dem Schrecken doch erholt zu haben schien. »Ich dachte, er wollte mich ertränken, aber er hat mich vor dem Kanu gerettet, das volle Kanne aufs Wasser geklatscht ist. Und dann – pafff – hat es stattdessen ihn selbst erwischt.«
    Dru löste sich aus der Umarmung ihrer Tante. »Onkel Ben, da drüben in meiner Tasche sind Handtücher. Könntest du mir die bitte geben?« Dann wandte sie sich an J.D. »Dreh dich um. Ich will mir deinen Rücken angucken.«
    »Schon gut«, entgegnete er brüsk. »Das war nicht weiter schlimm. Nicht nötig, dass du deshalb ein solches Aufhebens machst.« Auch wenn die Stelle wie Feuer brannte.
    Aber er hatte nichts anderes verdient. Er ließ gequält die Schultern kreisen und hätte angesichts des dabei aufwallenden Schmerzes beinahe gestöhnt.
    Dru betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Ihr Adrenalinspiegel war immer noch erhöht und sie war nicht in der Stimmung für seinen ausgeprägten Dickkopf. Er hatte sich ohne Rücksicht auf sich selbst in der Minute der Gefahr für sie und ihren Jungen eingesetzt, aber wenn sie die Rollen einmal tauschen wollte, hieß es »sie solle kein unnötiges Aufhebens machen«.
    »Du scheinst nicht zu verstehen«, erklärte sie mit einer Ruhe, auf die sie wirklich stolz war, denn lieber hätte sie ihn angeschrien und durch vehementes Schütteln zur Vernunft gebracht. »Das war keine Bitte. Dreh dich also endlich um!«
    Zu ihrer Überraschung gehorchte er tatsächlich. Er wirkte darüber alles andere als glücklich und brummelte Unverständliches, als er ihr seinen Rücken zuwandte.
    Sie atmete hörbar zischend ein. Die aufgerissene Haut zwischen seinen Schulterblättern bildete ein rot leuchtendes, auf dem Kopf stehendes V, und weitere Schrammen verliefen entlang seines gesamten Rückgrats. An der Stelle, an der das Kanu ihn getroffen hatte, war die Haut sichtlich geschwollen und dunkelviolette Hämatome blühten wie die Flügel eines bösartigen Schmetterlings auf seinen Schulterblättern.
    »Oh«, wisperte sie mit zitternder, ungewöhnlich heller Stimme, räusperte sich und rief: »Onkel Ben! Komm mal bitte her!«
    Sie spürte, dass J.D. erstarrte, doch das war ihr egal. Wenn jemand wüsste, was in einem solchen Fall zu tun war, dann ihr Onkel.
    Ben musterte J.D.'s Rücken und zuckte zurück. »Autsch. Sieht aus, als hätte ihn das Ding tatsächlich mit voller Wucht erwischt.«
    »Wenn sich J.D. nicht zwischen ihn und das Kanu geworfen hätte, wäre das Tates Kopf gewesen.«
    »Schließlich war es auch mein verdammtes Kanu, durch das er überhaupt erst in diese Situation geraten ist«, knurrte J.D. anklagend.
    Auf diese idiotische Bemerkung ging Dru gar nicht erst ein. »Tu was!«, verlangte sie von Ben.
    Er tastete vorsichtig an den schlimmsten Abschürfungen herum und nickte. »Lasst uns rauf zum Haus gehen.« Er drückte J.D.'s Schulter. »Ich bin sicher, dass das wie der Teufel wehtut, aber ich glaube nicht, dass eine ernsthafte oder dauerhafte Schädigung vorliegt.«
    »Genau das habe ich Dru bereits zu erklären versucht«, meinte auch J.D. und drehte sich zu ihnen um. Seine Haltung verriet einen gewissen Argwohn, seine Miene jedoch ließ nicht die geringste Gefühlsregung erkennen. »Hört zu, ich gehe jetzt einfach nach Hause und stelle mich unter die Dusche.«
    »Nein«, antwortete Ben entschieden. »Du kommst mit rauf ins Haus und lässt mich die Wunde säubern und ordnungsgemäß verbinden.«
    »Opa war Sanitäter in Vietnam«, informierte Tate J.D. mit stolzer Stimme. »Also machst du besser was er sagt.« Er rannte um J.D. herum, um sich die Verletzung mit eigenen Augen anzusehen, der Anblick jedoch ließ ihn erstarren. »Himmel.« Er schluckte und verzog unglücklich das Gesicht. »Ah, verdammt, J.D., es tut mir Leid.«
    J.D.

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