DS004 - Das Wrack im Eis
können jede Sekunde hier sein!«
Um sicherzugehen, daß sie sich in die von ihm gewünschte Richtung wandten, zertrümmerte er mit einem Tritt die Fensterscheibe.
Ein Gangster sprang mit einem Satz durch die Öffnung. Ein zweiter folgte. Andere schlossen sich an.
Doc, der neben dem Fenster Aufstellung genommen hatte, bemühte sich, an Gesichtern zu berühren, was er in der Dunkelheit fand. Drei Männer berührte er auf diese Weise. Alle drei fielen augenblicklich bewußtlos zu Boden.
In überraschend kurzer Zeit waren die anderen aus dem Raum verschwunden.
Doc lauschte. Er hörte, wie die Motoren der beiden Limousinen angelassen wurden. Heulend jagten die Wagen davon.
Doc schaltete das Licht wieder ein und zählte die Gauner, die er in Schlaf versetzt hatte. Elf Galgenvögel. Nicht schlecht!
Doc ging ans Telefon und rief Ham im Wolkenkratzer an.
»Deine Limousine wird gebraucht, Ham. Mach dich sofort auf den Weg!«
Zehn Minuten später erschien Ham, seinen Spazierstock schwingend. Er sah den Stapel schlafender Gefangener.
»Keine schlechte Sammlung«, sagte er beifällig.
»Hast du aus Kielhol de Rosas Mann etwas herausholen können?« fragte Doc.
»Ich konnte ihn überreden, den Mund aufzutun«, erwiderte Ham vielsagend, »aber er war nur ein bezahlter Revolvermann, Doc. Er und seine Gruppe hatten den Auftrag, Victor Vail zu entführen und bei Kielhol de Rosa abzuliefern. Die Übernahme sollte auf der Straße erfolgen. Der Mann hatte keine Ahnung, wo Kielhol de Rosa zu erreichen sei.«
»Das ist bedauerlich«, sagte Doc. »Aber vielleicht weiß es einer von den Gangstern, die den Geiger vor der Konzerthalle überfielen. Wenn es so ist, wird Monk ihn zum Sprechen bringen.«
Die bewußtlosen Gangster wurden in Hams Limousine verfrachtet. Ham und Doc fuhren zum Wolkenkratzer, in dem sich ihr Hauptquartier befand, und die Bewußtlosen wurden in den Speziallift Docs umgeladen. Mit katapultartiger Geschwindigkeit raste der Lift zum 86. Stockwerk hinauf.
Mit jeder Hand ein paar Gangster hinter sich herziehend, betraten die beiden Männer Docs Büro.
Überraschung ließ sie auf der Türschwelle verharren.
Der blinde Victor Vail saß in einem der weichen Sessel.
5.
Doc Savage spürte sofort den leichten Chloroformgeruch, der den Geiger umschwebte. Sonst schien Victor Vail unverletzt.
»Ich bin froh, daß Sie wieder da sind, Mr. Savage«, sagte er.
Wie viele Blinde konnte er Menschen an ihrem Gang erkennen.
»Was, um Himmels willen, ist mit Ihnen geschehen?« fragte Doc.
»Gauner im Dienst Kielhol de Rosas hatten mich entführt.«
»Das wußte ich«, sagte Doc. »Ich meine – wie kommt es, daß Sie wieder hier sind, lebend und anscheinend unversehrt?«
»Das ist ein Geheimnis, für das ich selbst keine Erklärung finde«, murmelte der Geiger. »Ich wurde chloroformiert und muß ziemlich lange besinnungslos gewesen sein. Als ich erwachte, lag ich auf einem Gehsteig in der oberen Stadt. Ein Passant rief ein Taxi, das mich herbrachte.«
»Weiter wissen Sie nichts? Ich meine von dem, was mit Ihnen geschah?«
»Nein. Ausgenommen, daß mein Unterhemd fehlt.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Warum mir jemand das Unterhemd stiehlt, ist mir unerfindlich.«
Doc überlegte. »Vielleicht haben die Banditen Ihren Oberkörper entblößt, um einen Blick auf Ihren Rücken zu werfen, und dann vergessen, Ihnen das Unterhemd wieder anzuziehen.«
»Aus welchem Grunde sollten sie sich für meinen Rücken interessieren?«
»Ich dachte an das Ereignis, das sich vor fünfzehn Jahren abspielte und das Sie erwähnten«, erwiderte Doc. »Als Sie nach der angeblichen Vernichtung der ›Oceanic‹ im arktischen Gebiet erwachten, spürten Sie Schmerzen im Rücken.«
Victor Vail fuhr sich mit den Fingern durch das weiße Haar. »Ich muß gestehen, daß ich verblüfft bin. Warum sprechen Sie von der angeblichen Vernichtung der ›Oceanic‹?«
»Weil es, von Ben O’Gards Wort abgesehen, keinen Beweis dafür gibt.«
Der blinde Geiger runzelte die Stirn. »Ich vertraue Ben O’Gard. Er hat mir das Leben gerettet.«
»Ich bewundere Ihren Glauben an O’Gard«, erwiderte Doc aufrichtig. »Wir wollen über diesen Punkt nicht mehr sprechen. Aber ich möchte mir gern Ihren Rücken ansehen.«
Gehorsam entblößte Victor Vail seinen Oberkörper. Doc untersuchte den muskulösen Rücken genau. Er benutzte sogar ein starkes Vergrößerungsglas, fand aber nichts Verdächtiges.
»Völlig rätselhaft«, murmelte er,
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