DS005 - Im Zeichen des Werwolfs
mir«, gestand ein anderer. Er tastete nach seinem Ohr, aus dessen Oberteil ein Stück fehlte. »Sie hat mich wie ein bissiger Köter angefallen. Bevor ich mich in Sicherheit bringen konnte, fehlte mir ein Teil des Ohres.«
Jemand lachte, als gönne er ihm diese Panne.
Fünf dieser Männer gehörten zu den Burschen, die in dem schwarzen Eindecker geflohen waren. Den anderen sieben sah man an der schmutzstarrenden zerfetzten Kleidung an, daß sie bereits einige Zeit im Dschungel verbracht hatten. Das einzige, was sauber und gepflegt an ihnen war, waren ihre Waffen, die sie in offenen Halftern trugen.
»Was tun wir als nächstes?« fragte einer.
Der Mann, der die Seilbrücke bewacht hatte, gab die Antwort: »Wir werden den Boß wissen lassen, daß ich Doc Savage ins Jenseits befördert habe.«
»Du scheinst vergessen zu haben, daß wir nie zum Boß gehen dürfen«, sagte eine schneidende Stimme. »Er sucht uns auf, wenn er uns braucht.«
»Trotzdem sollte er wissen, was mir gelungen ist«, beharrte der Posten. »Es kann für seine weiteren Pläne von Bedeutung sein.«
»Für uns bist du erst dann ein wahrer Held, wenn du uns zu der Galeone mit den Skeletten der Besatzung führst«, sagte einer der Zuhörer bissig.
»
Si, si
«, bestätigte der Posten hastig. »Die Galeone mit den Skeletten. Wir werden sie finden,
amigo
. Aber zuerst kommt der Elfenbeinwürfel.«
Die letzten Worte veranlaßten die Banditen, schnelle Blicke auszutauschen. Verbissene Entschlossenheit verzerrte die Gesichter. In diesem Punkt schienen alle einer Meinung zu sein.
»Trotzdem sollte jemand den Flußübergang bewachen«, schlug eine Stimme vor.
»Ich nicht«, schnappte der Mann, der diesen Posten zuletzt ausgefüllt hatte. »Für heute habe ich lange genug auf das Seil achtgegeben.«
Wenn auch widerwillig gaben die Männer zu, daß der Sprecher recht habe. Also wurde ein anderer Posten eingeteilt, der sich sogleich auf den Weg zum Canyon begab.
»Und nun zu der schönen Señorita Savage«, sagte ein Bandit mit funkelnden Augen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und marschierte, gefolgt von seinen Gefährten, auf eines der Zelte zu.
»Treten Sie heraus, Señorita Savage«, befahl er.
Im Zelt blieb alles still.
»Treten Sie heraus, Señorita«, wiederholte der Mann schärfer.
Wieder rührte sich nichts.
Der Bandit bückte sich und warf einen Blick ins Zelt. Ein Schrei der Überraschung entfuhr ihm. Wie ein Terrier, der einer Ratte nachjagt, schnellte er sich ins Zelt. Man hörte ihn rumoren, zwei Decken flogen heraus.
»
Es no posible!
« schrie der Mann. »Unmöglich! Die Señorita ist verschwunden!«
Die Männer, die draußen geblieben waren, umrundeten das Zelt. Auf der Rückseite entdeckte einer einen losen Pfahl.
»Hier ist sie durchgekrochen!« rief er.
»
En verdad
«, zischte der frühere Seilposten. »In der Tat. So bewacht ihr hombres also die Gefangenen.«
»Dein eigenes großes Mundwerk ist schuld«, verteidigte sich einer der Banditen wütend. »Während du prahlend große Reden hieltest, konnte sie still und heimlich fliehen.«
»Schwärmt aus, Leute!« rief der Mann, der den Befehl zu führen schien. »Sucht überall. Sie kann nicht weit gekommen sein.«
Wie Jagdhunde stürzten sich die Banditen nach allen Richtungen ins dichte Buschwerk. Einige von ihnen durchsuchten das Lager. Ein Bandit betrat das grüne Zelt, in dem Tiny, die gefangene Squaw, lag. Als er sah, daß ihre Fesseln noch intakt waren, schlüpfte er wieder hinaus.
»Warte!« rief ihm die Squaw nach. »Du willst wissen, wohin die Señorita geflohen ist, nicht wahr?«
»
Si, si
, Señorita«, erwiderte der Mann.
»Löse meine Fesseln, dann verrate ich es dir«, sagte Tiny.
Der Mann war kaum wieder im Zelt, als sich eine sehnige braune Hand von hinten um seine Kehle legte. Das veranlaßte ihn, den Mund weit aufzureißen. Sofort schob ihm eine zweite braune Hand ein zusammengeballtes Taschentuch zwischen die Zähne.
In der Aufregung, die sich mit der Ankunft des Seilpostens einstellte, war es Patricia gelungen, sich zu befreien und in das Zelt der Squaw zu kriechen. Ihre Flucht war zu früh entdeckt worden. Sekunden später hätte sie zusammen mit der Indianerin fliehen können.
Nun versuchte sie, die Lage doch noch zu retten. Der Mann, mit dem sie kämpfte, war stämmig und bestimmt nicht älter als fünfundzwanzig. Er hatte einen Nacken wie ein junger Stier,aber Patricia hatte das Überraschungsmoment ausnutzen können. Sie
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