DS005 - Im Zeichen des Werwolfs
Würfel. Wir brauchen sie nur noch zum Sprechen zu bringen.«
Die dunkelhäutigen Männer rückten näher und umringten sie. Patricia konnte nicht umhin festzustellen, daß sie von einem Kreis einmalig finsterer Gestalten umgeben war. Bei ihrem Anblick mußte es dem dümmsten Polizisten in den Fingern jucken.
Die Männer begannen ihre Phantasie spielen zu lassen.
»Man müßte ihr hübsches Gesicht mit einem kleinen Messerchen bearbeiten«, schlug einer der Banditen hämisch grinsend vor. »Das würde bestimmt ihren Mund öffnen.«
»
Si, si
«, stimmte ein anderer lebhaft zu. »Aber ich glaube, ein rotglühendes Eisen ist noch wirksamer als ein Messer.«
»Warum nehmen wir uns nicht die Squaw vor?« fragte ein anderer. »Ich glaube, daß Señorita Savage eine junge Frau ist, die sprechen würde, um das Leben ihrer Dienerin zu retten.«
In diesem Augenblick kam der Seilposten, der bei der Berührung mit Patricias Waffe ohnmächtig geworden war, wieder zu Bewußtsein. Er blickte sich verwirrt um.
»Was ist dir zugestoßen?« wurde er gefragt.
»Sie schlug mir etwas über den Schädel«, sagte der Posten. »Aber ich riskierte mein Leben und stieß einen Alarmruf aus.«
Ein Mann näherte sich im Laufschritt. Er trug einen kleinen Benzinofen, wie er von unerfahrenen Holzfällern benutzt wird, denen ein richtiges Lagerfeuer zuviel Mühe bereitet.
Der Mann betätigte die Druckpumpe des Ofens und riß ein Zündholz an. Der Ofen begann sanft zu brummen, bis aus dem Brenner eine glühendheiße blaue Flamme zischte.
Der Bandit stellte den Ofen neben Tiny, packte die Fußgelenke der Squaw und traf Anstalten, ihre Füße über die blaue Flamme zu halten. Fast hatte er sein Vorhaben erreicht, als ein lautes Krachen ertönte.
Der Benzinofen wurde zur Seite geschleudert und deformiert. Das Benzin floß aus und setzte das Gras in Brand. Ein schwerer Felsbrocken, mit schrecklicher Gewalt geschleudert, hatte das Folterinstrument zerstört.
Die dunkelhäutigen Männer fuhren verblüfft herum und erstarrten. Keiner von ihnen würde den Anblick, der sich ihm bot, bis an sein Lebensende vergessen.
12.
Die Verblüffung hätte nicht größer sein können, wäre ein auf den Hinterbeinen tanzender Elefant auf der Lichtung im tiefsten kanadischen Wald erschienen.
Der abgelöste Seilposten schrie auf, drehte sich um und floh Hals über Kopf. Sein Entsetzen hätte komisch gewirkt, wäre es nicht so echt gewesen. Der Bandit hatte den Schock seines Lebens erlitten!
Er hatte einen Geist die Lichtung betreten sehen. Den Geist jenes Bronzeriesen, den seine Kugel in die reißende Strömung unterhalb des Wasserfalls befördert hatte! Hinzu kam, daß dieser Geist sich mit der Geschwindigkeit eines Blitzes bewegte.
Docs Rettung war kein Wunder, sondern jener geheimnisvollen Weste zu verdanken gewesen, die der Bronzemann bei seinem waghalsigen Balanceakt über dem Canyon getragen hatte. Diese Weste war nicht nur völlig kugelsicher, sondern enthielt in ihren zahlreichen Taschen auch noch ein ausgewähltes Arsenal von Geräten und Erfindungen, die Doc schon öfter als einmal das Leben gerettet hatten.
Bei seinem Abenteuer in luftiger Höhe über der Schlucht war ein langes, dünnes Nylonseil, das an einem Ende einen Enterhaken aufwies, zum Lebensretter geworden. Doc hatte den Haken an dem über dem Canyon gespannten Seil befestigt und sich so weit herabgelassen, daß er im Gischt verborgen war. Als die Geräusche des die Wand hinabkletternden Postens verklungen waren, hatte sich Doc wieder zum Seil emporgezogen und sich Hand über Hand auf sicheren Boden gehangelt.
Dem Posten, der auf ihn geschossen hatte, bis zum Lager zu folgen, war eine Kleinigkeit gewesen. Am Rand der Lichtung versteckt, hatte der Bronzemann gewartet, bis der Augenblick zum Eingreifen geboten erschien. Mit sicherem Wurf hatte Doc den Benzinofen, der zum Folterinstrument werden sollte, für diesen üblen Zweck ausgeschaltet.
Was sich danach abspielte, geschah mit der Gewalt explodierenden Dynamits und mit der Schnelligkeit eines elektrischen Phänomens.
Patricia hatte sich oft gefragt, wie ihr berühmter Vetter wohl aussähe. Sie hatte Berichte über einige seiner Abenteuer gelesen. Andere waren ihr als Gerüchte zugetragen worden. Aber sie hatte Doc nie persönlich kennengelernt und zweifelte als modernes junges Mädchen, das nicht an Wunder glaubte, an der Legende, die den Bronzemann umrankte.
Nun, da sie ihn in Aktion sah, wurde sie anderer Ansicht.
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