DS006 - Insel der Sklaven
»Ich habe die üblichen Meßinstrumente für unterirdische Beobachtungen benutzt. Sie sind aber nicht besonders empfindlich. Sie könnten vielleicht bessere entwickeln.«
»Um die richtigen Instrumente zu konstruieren, müßte ich vorerst erfahren, wonach Sie suchen«, sagte Doc Savage mit scharfer Stimme.
»Das ist nicht möglich«, erwiderte der Graf kurz.
»Dann ist es mir auch nicht möglich, Ihre Bitte zu erfüllen.«
Der bärtige Mann bleckte die Zähne.
»Ihnen eilt der Ruf voraus, daß Sie das Unmögliche möglich machen«, sagte er grimmig. »Sie werden also tun, was ich will, oder es wird sehr unangenehme Konsequenzen für Sie haben.«
Doc antwortete nicht.
»Mit Ihrer profunden Kenntnis der Geologie und Kartographie, mein lieber Savage, dürfte es Ihnen nicht schwer fallen, einen Gegenstand zu lokalisieren, dessen atomare Struktur sich völlig von allem anderen unterscheidet, was sich auf dieser Insel befindet.«
Der Graf wischte mit einer Serviette über seine schmalen Lippen. Er tat dies sehr sorgfältig. Für einen Augenblick war die untere Hälfte seines Gesichts von steifem Damast bedeckt. Die blauen Flammen im Kamin sanken in sich zusammen.
Doc Savage sprach mit Pat in einer fremden Sprache – Wörter, die aus gutturalen, aber doch melodischen Lauten zusammengesetzt waren. Doc bediente sich hierbei der Sprache der alten Mayas, die zweifellos nur noch von etwa einem Dutzend Personen in der sogenannten zivilisierten Welt fließend beherrscht wird.
Während Doc sprach, verwandelten sich die blauen Flammen in winzige zuckende Flämmchen.
»Was haben Sie gesagt?« fragte der Graf. Seine Stimme hatte jetzt einen deutlich nasalen Klang.
»Nichts«, erwiderte Pat angespannt. Sie lehnte sich zurück und atmete tief ein, wie Doc es ihr in der Sprache der Mayas aufgetragen hatte.
›Fülle deine Lunge mit frischer Luft‹, hatte Doc gesagt. ›Und wenn die blauen Flammen verlöschen, atme nicht mehr ein, bevor wir hier herauskommen‹.
Jetzt wandte sich Doc Savage wieder an den Grafen und sagte in englisch: »Bevor ich irgend etwas unternehme, um Ihre Honigwabe des Teufels zu finden, werden Sie meine beiden gefangenen Freunde freilassen müssen.«
»So?« sagte der Graf nasal. »Dann hören Sie mir einmal gut zu: Ich lehne es nicht nur ab, Ihre beiden Freunde freizulassen, sondern es bereitet mir auch ein außerordentliches Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß auch Ihre drei anderen Freunde meine Gefangenen sind. Sie sind absolut sicher in dem Gartenhäuschen, in dem Sie sie zurückgelassen haben, als sie den Turm erkletterten. Dieser Palast, mein lieber Savage, ist nämlich reich mit elektrischen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, so ähnlich, wie Ihr Hauptquartier in New York gesichert ist. Was innerhalb dieser Mauern geschieht, erfahre ich sofort.«
Der Graf wandte den Kopf und stieß einen Zischlaut aus, worauf ein Sklave erschien.
»Öffne das Außentor!« befahl Ramadanow.
Der Sklave, ein Mischling, schlurfte quer durch die Halle, stieß die massive Tür weit auf und kehrte zum Frühstückstisch zurück. Dreißig Fuß von der Tür entfernt begann sein Körper krampfartig zu zucken. Ein erstickter Schrei rang sich über seine Lippen, sein Gesicht verzerrte sich, und grotesk verkrümmt sank sein Körper zu Boden. Die Morgensonne strahlte durch die offene Tür und beschien die reglose Gestalt.
Die Augen des Grafen funkelten böse.
»Wenn Sie bezweifeln, daß er tot ist, so haben Sie meine persönliche Erlaubnis, die Leiche zu untersuchen, mein lieber Savage. Und jeder andere, der sich dieser Tür bis auf dreißig Fuß nähert, wird ebenfalls durch elektrischen Strom getötet werden. Ich habe diesen kleinen Zwischenfall arrangiert, um Ihnen zu demonstrieren, daß jeder Fluchtversuch vergeblich ist.«
Ein metallisches Klicken klang von der Feuerstelle her, und die blauen Flammen erstarben. Pat hatte das Feuer beobachtet und hielt jetzt den Atem an. Doc tat das gleiche und bemerkte, wie der Raum sich mit einem betäubenden, vielleicht tödlichen Gas zu füllen begann, als die Flammen erloschen.
Doc hatte festgestellt, daß die blauen Flammen im Kamin des Grafen weder Wärme noch Licht spendeten. Die Hitze wurde mittels Zugluft in den Kamin hinaufgeleitet.
Aber diese Luftzufuhr konnte durch einen verborgenen Knopf am Boden in Reichweite des Fußes des Grafen neben dem Frühstückstisch reguliert werden.
Wenn die Luftzufuhr abgeschnitten wurde, mußten die Flammen verlöschen, und eine
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