DS006 - Insel der Sklaven
solche Menge unverbranntes Gas strömte in die Halle, daß selbst bei geöffneter Tür nur wenige Atemzüge einen Menschen bewußtlos machen konnten.
Doc war gewarnt worden, als der Graf die Serviette an die Lippen gepreßt hatte. Hinter dem Tuch verborgen hatte Ramadanow zweifellos chemisch behandelte Wattebäuschchen in seine Nasenlöcher gesteckt, so daß er eine Weile gefahrlos in der gasgefüllten Luft atmen konnte. Deshalb hatte seine Stimme so nasal geklungen.
Gleichzeitig mit dem Verlöschen der blauen Flammen hallte ein lauter Krach durch die Höhle. Es war der Frühstückstisch, der unter einem kraftvollen Fußtritt Docs umkippte. Der Tisch prallte mit solcher Gewalt gegen den Stuhl des Grafen, daß dieser rücklings zu Boden fiel.
Während Ramadanow sich unter den Trümmern des Tisches aufrappelte, packte Doc Pats Arm und stürmte mit ihr zum Treppenabsatz. Der Graf lief ihnen bereits nach, als Doc und Pat die roten Vorhänge erreicht hatten. Zufrieden sah Ramadanow, daß der purpurne Samt sich um die Flüchtigen wand und sie zu fesseln schien.
Aber es war kein Zufall, daß die roten Vorhänge sich um Docs mächtigen Körper wickelten. Er hielt sie mit einer metallharten Hand fest und zog sie mit sich.
»Häng dich auf meinen Rücken«, sagte er zu Pat in der Sprache der Mayas. »Und halte den Atem an!«
Pat warf ihre Arme von hinten um Docs Hals, die Messingringe klirrten, und die roten Vorhänge wurden zu einem straff gespannten Seil. In weitem Bogen schwang sich Doc über das erstaunte Gesicht des Grafen hinweg und ergriff den Lüster. Pat umklammerte fest den Hals des Bronzemannes.
Die Kerzen des Lüsters flogen wie kleine Kometenschwänze zu Boden, während der Bronzemann sich erneut durch die Luft schwang – über die Todeszone hinweg, über die dreißig Fuß breite Strecke elektrisch geladenen Bodens. Docs Körper flog durch die hohe Tür und landete sanft auf der Erde. Er hatte gelernt, wie man auch aus gewaltigen Höhen weich auf dem Boden aufkommt.
Und Pat hatte während es ganzen Flugs seinen Hals nicht losgelassen.
15.
Doc rannte um den Turm herum, dicht gefolgt von Pat. Der Bronzemann wollte das Gartenhaus erreichen, wo seine Freunde gefangensaßen, und sie befreien.
Aber Doc erreichte das Gefängnis nicht. Er kam zwar nahe genug heran, daß Monk, Ham und Johnny ihn durch das vergitterte Fenster sehen konnten. Ham stieß sogar einen warnenden Schrei aus. Aber es war zu spät.
Ein schwarzer Schatten, der aus einem Palastfenster geglitten war, landete schwer auf Docs Schultern. Der Bronzemann fiel hart auf den Fliesenboden, und auf seinem Rücken saß die riesige Gestalt Graf Ramadanows.
Die Fäuste des Grafen trommelten mit der Gewalt eines Preßlufthammers auf Doc ein. Die weißen Hände, die so sanft aussahen, waren dies keineswegs. Denn auf dem kurzen Weg durch den Palast zu dem Fenster, von dem er auf Doc herabgesprungen war, hatte der Graf Handschuhe aus einem Drahtgewebe angezogen, die an den Knöcheln Bleikugeln aufwiesen.
»Mit meinen eigenen Händen werde ich Sie töten!« schrie der Graf wütend. »Meine Fäuste haben drei Ihrer Freunde gleichzeitig niedergeschlagen. Und jetzt sind Sie an der Reihe!«
Seine Rechte holte weit aus und sauste auf Docs Kopf herab. Das ganze Gewicht seiner massigen Schultern lag hinter diesem Schlag. Offensichtlich wollte er Docs Schädel zwischen seiner Panzerfaust und den Fliesen zu Brei zerquetschen.
Die Faust flog herab und traf mit aller Kraft – aber nicht Docs Kopf. Doc warf sich gerade im richtigen Augenblick zur Seite, so daß der Graf die Richtung seines Faustschlags nicht mehr korrigieren konnte.
Dicht neben Docs Gesicht hieb die Faust auf den Fliesenboden. An den mit Bleikugeln besetzten Handschuhen waren noch Löcher angebracht, damit die Ringe des Grafen als zusätzliche Waffen fungierten. Unter dem Aufprall der Faust auf den Steinen zerstob der Rubin, der so groß wie die Daumenkuppe eines Mannes war, in einer Wolke roten Kristallpuders.
Während sich Doc zur Seite warf, schmetterte seine eigene Faust gegen das Kinn des Grafen. Der Kopf des Wahnsinnigen flog zurück, daß seine Halswirbel krachten. Doc konnte sich befreien und sprang auf die Beine.
Erneut stürmte Ramadanow auf ihn los.
Doc erhielt einen gewaltigen Schlag seitlich an den Kopf, aber mit einer blitzschnellen Seitwärtsbewegung nahm er dem Hieb viel von seiner Wirkung. Gleichzeitig schaffte er sich freie Bahn für seine eigenen Fäuste. In
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