DS008 - Die unsichtbare Legion
Mittelschiene führte noch gar keinen Strom. Der näher kommende Werkzug mußte mit einer Diesellok oder mit eigenen Batterien fahren.
Er war jetzt verhängnisvoll nahe herangekommen. Doc Savage lief bereits schneller, als er je im Leben gelaufen war. Allzu viele Eisentrümmer lagen auf den Schienen.
Die beiden Frontscheinwerfer des Zuges tauchten im Dunkel der Tunnelröhre auf. Ihr Licht reichte offenbar nicht aus, um den Fahrer rechtzeitig die auf den Schienen liegenden Hindernisse erkennen zu lassen. Viel zu spät zog er die Bremsen.
Das ohrenbetäubende Kreischen der blockierenden Eisenräder erfüllte die enge Tunnelröhre. Doc Savage sah, daß ihm keine Zeit mehr blieb, die restlichen Werkzeuge von den Schienen zu räumen, und gab dieses Vorhaben auf. Wie besessen sprintete er statt dessen auf das Loch des kleinen Fluchttunnels zu, durch den die Unsichtbaren vom Haus in den U-Bahntunnel gelangt waren, und hechtete hinein.
Hinter ihm dröhnte und kreischte der bremsende Werkzug. In wilder Hast kroch der Bronzemann den aufwärtsführenden Gang entlang.
Vom Tunnel her ertönte ein Krachen, als ob dort die Welt unterginge.
Was in dem Tunnel geschah, war nicht nur ein Akt straffender Gerechtigkeit. Der Führer des Werkzuges zum Beispiel konnte nichts dafür, daß er die auf den Schienen liegenden Hindernisse nicht rechtzeitig genug erkannte, er kam aber mit drei Wochen Krankenhaus davon. Die Lokomotive des Werkzuges sprang aus den Schienen, verkeilte sich in der engen Tunnelröhre schräg nach oben, da ihr nach den Seiten kein Platz blieb, und dies alles wäre noch nicht einmal das Schlimmste gewesen. Aber die Wagen hinter ihr waren mit Eisenschienen beladen, und diese schoben unerbittlich nach und drückten die Lokomotive immer weiter nach oben, bis sie mit ihrer Schnauze die Straßendecke durchstieß, wo sie zwei Autos umwarf. Entsetzt riegelten die Cops sofort den ganzen Umkreis ab.
Unten in der Tunnelröhre aber hatten sich inzwischen die nachschiebenden Wagen mit den darauf verladenen Schienen quergestellt und beiderseits tief die Tunnelwände aufgerissen, wobei sie ein Hochdruckwasserrohr von über einem Meter Durchmesser der Länge nach aufschlitzten. Eine Wasserflut ergoß sich in den Tunnel, und da das Wasser sonst nirgendwohin ablaufen konnte, schoß es in einem mächtigen Strom in den zum Fluß hin abfallenden Teil des Tunnels.
Tele Edmunds und seine unsichtbaren Männer hörten die Fluten heranrauschen. Sie schrien entsetzt auf, aber diese Schreie gingen in dem Tosen der Wassermassen unter.
Später wurden an einigen Stellen Zweifel laut, ob wirklich alle unsichtbaren Gangster dort umgekommen seien. Aber als es nach zwei oder drei Wochen endlich gelungen war, die unter dem Fluß durchführende Tunnelstrecke leerzupumpen, verstummten diese Zweifel. Denn die Leichen waren, nachdem sie derart lange im Wasser gelegen hatten, nicht mehr völlig unsichtbar, sondern wirkten, als ob sie, ähnlich Meeresquallen, aus einer gallertartigen Masse bestünden.
Doc Savage aber hatte eine recht gute Vorstellung davon, was sich in diesen Augenblicken im Tunnel drunten abspielte. Das Wasser stieg sogar in den Fluchtgang. Schritt um Schritt wich er davor zurück, zum Keller des Hauses hinauf.
19.
Als Doc Savage den unterirdischen Raum betrat, in dem die mächtigen Giga-Strahler mit ihrem Gewirr von Röhren und Drähten standen, fand er den biederen Monk zu seiner Überraschung durchaus sichtbar und in voller Lebensgröße vor.
Offenbar hatte Monk sich selber durch die Maschine geschleust. Er war gerade dabei, mit seinen kurzen Beinen in ein Paar Hosen hineinzufahren.
»Die hab ich im Schrank gefunden«, erklärte er und grinste breit. »Ich kehre hiermit in das Leben der sichtbaren Menschen zurück. Das Dasein als Gespenst behagte mir ganz und gar nicht.«
P. Treve Easeman und Old Bonepicker, so ergab sich, waren ebenfalls bereits rückverwandelt worden. Auch sie hatten sich etwas angezogen. Doc Savage musterte das Paar und stellte fest, daß Old Bonepicker tatsächlich ein rundlicher, jovial aussehender Mann war, trotz seiner krächzenden Stimme.
Doc stellte sich selbst in die Quarzglasröhre inmitten der vier Strahler. Sie war an der einen Seite offen, damit man hineintreten konnte. Monk legte den Hauptschalter um. Was dann geschah, bekam der Bronzemann nur zum Teil mit. Er verlor aber nicht das Bewußtsein, sondern nahm wahr, daß er in einer Aureole von bläulich schimmerndem Licht stand. Am
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