DS010 - Die Stadt im Meer
Die Explosion hatte die meisten der Glasbehälter zerstört. Die Türen des Raums waren von recht eigenartiger Konstruktion, mit hochgezogenen Schwellen, wodurch das Wasser als flacher Teich am Boden stehengeblieben war, in dem eine buntschillernde Vielfalt von tropischen Fischen munter durcheinanderschwamm. Ihre exquisite Schönheit hielt die größeren Fische aber keineswegs davon ab, auf die kleineren Jagd zu machen und sie zu fressen.
»In dieser Welt frißt tatsächlich immer eines das andere«, sagte Monk, während er durch den ›Teich‹ hindurchwatete.
Er kam zu der Tür am anderen Ende, die zu dem Raum mit den Muränentanks führte. Sie war verschlossen, der Schlüssel verschwunden. Monk riß an der Tür, warf sich mit der Schulter dagegen; sie gab keinen Millimeter nach, da sie aus schwerem Stahlblech war.
»Doc!« brüllte Monk. »Bist du da drin?«
Von der anderen Seite kam keine Antwort. Monk legte das Ohr ans Schlüsselloch. Er konnte deutlich das Plätschern von Wasser hören, Gurgellaute und andere bizarre Geräusche, deren Ursprung er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Auch an dieser Tür war die Schwelle erhöht, und drinnen mußte ebenfalls kniehoch das Wasser stehen. Monk sah sich das Schlüsselloch an. Mit einem Dietrich hätte man die Tür von dieser wie von der anderen Seite öffnen können, aber er hatte keinen.
Ein Geräusch hinter ihm veranlaßte ihn, sich umzudrehen. Er sah seinen Freund in dem flachen Wasser einen Veitstanz aufführen. Offenbar hatte ein Piranha durch ein Hosenbein den Weg zu Hams Wade gefunden, und die frohe Kunde hatte sich sofort unter den übrigen Piranhas verbreitet. Ham hastete durch das Wasser zum Eingang zurück, der ganze Piranhaschwarm hinter ihm her.
Erstaunlicherweise lachte Monk nicht. Allem Getier, das da im Wasser schwamm und kreuchte, nach Möglichkeit ausweichend, rannte er ebenfalls zur anderen Tür hinüber und traf im Gang mit Ham zusammen.
Ham japste. »Was meinst du, wo der Doc hingekom …«
»Da, horch!« unterbrach ihn Monk.
Von draußen war das Geräusch stampfender Schritte zu hören. Ham und Monk eilten zur Haustür.
Mehr als ein Dutzend schwer bewaffnete Männer hatte die Gebäude umzingelt. Sie kamen von allen Seiten auf das Haus zugestürmt. Kapitän Flamingo führte sie an.
Monk knallte die Haustür zu und herrschte Ham an: »Gib mir deine Maschinenpistole!«
»Der Mann, der mich niederschlug, hat sie mir abgenommen«, gab Ham kläglich zu.
»Dann sind wir geliefert«, erklärte Monk.
Die Männer draußen hatten nach kurzer Beratung das Feuer eröffnet.
Kugeln schlugen durch die Tür. Monk und Ham zogen sich bis zur Schwelle des Aquariumraums zurück. Dort standen sie und überlegten verzweifelt, was sie tun sollten.
Plötzlich hörten sie Geräusche hinter sich. Die Tür des Muränentankraums hatte sich geöffnet. Doc Savage trat heraus.
8.
In der einen Hand hielt Doc Savage ein sperrhakenähnliches Instrument. Er trug es ständig bei sich und konnte damit auch schwierige Schlösser öffnen. Mit der anderen Hand hatte er das eine Ende eines Stahldrahtgitters gefaßt. Renny und Stanley Watchford Topping hielten das andere Ende und noch drei weitere Gitter, aus denen sie um sich herum einen Käfig gebildet hatten.
Sie schienen mehr als froh zu sein, aus dem Raum herauszukommen. Kaum hatten sie sich durch die Tür gedrängt, da stürzten sie auf Monk und Ham zu. Renny hielt Doc Savages kleine Taschenlampe.
»Heilige Kuh!« rief Renny. »Ist mein Haar mit einem Schlag weiß geworden?«
»Nein«, erwiderte Monk. »Warum? Was ist da drinnen geschehen?«
»Muränenaale«, sagte Renny schaudernd. »Scheußliche Biester. Beißen wie Haifische und sind zudem auch noch giftig.«
»Wir versuchten sie mit Rennys Maschinenpistole zu erledigen«, erklärte Doc Savage. »Aber mit den Gnadenkugeln waren sie unter Wasser einfach nicht zu erwischen.«
Renny berichtete weiter: »Und dann kam der Doc auf den Gedanken, die Gitterabdeckungen von den Tanks zu reißen und rund um uns einen Käfig zu bauen.«
Stanley Watchford Topping piepste mit einer Stimme, die vor hysterischer Erleichterung dauernd überkiekste: »Wir sind entkommen! Unglaublich! Der sichere Tod stand uns vor Augen – ich werde diese grauenvollen Minuten nie im Leben vergessen!«
»Bedanken Sie sich beim Doc«, fuhr Renny ihn an. »Verdammt, Sie haben sich beim Halten der Gitter vielleicht tölpelhaft …«
Dann bemerkte er, weshalb sich
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