DS010 - Die Stadt im Meer
beengten Raum kam es ihnen so vor. Ein dunkler Gegenstand kam von der Tür her hereingeflogen, detonierte, und der Luftdruck schleuderte sie gegen das Regal. Die Kassette landete am Boden. Das Licht ging aus. Rabenschwarzes Dunkel herrschte mit einem Schlag in dem fensterlosen Raum. Von der anderen Seite her kam ein dumpf dröhnender Laut. Die schwere Stahltür war zugeschlagen worden. Schlüssel-klirren und Schloßknacken verrieten, daß sie von außen abgeschlossen wurde.
Topping stieß einen gellenden Schrei aus. »Die Muränen!« kreischte er. »Die Explosion hat die Tanks zerrissen!«
Renny versuchte, auf das Regal zu springen; es brach knirschend zusammen.
»Die Muränen sind frei!« Topping brachte es nur noch stammelnd hervor. »Wir können sie im Dunkeln nicht abwehren!«
Das stimmte. Aus den Aquarientanks lief das Wasser aus und stand ihnen fast schon bis zu den Knien – ekelhaft warmes Wasser, wie die Muränen als Tropenfische es liebten. Widerlich fühlte es sich an, dieses Wasser. Geradezu wie das warme Blut von irgendeinem Lebewesen.
7.
Monk hingen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen vom Leib herunter. Im Handgemenge waren ihm die Kleider zerrissen worden.
Während er das Mädchen bewacht hatte, war er von Kapitän Flamingo und einigen seiner Leute angegriffen und mit einem Knüppelhieb über den Kopf niedergestreckt worden. Ehe er überhaupt in Aktion treten konnte, war er gefesselt und streng bewacht worden.
Während des Kampfes war Diamanten-Eva unbemerkt verschwunden und gleich darauf mit einem Revolver zurückgekehrt. Sie hatte damit die Wächter in Schach gehalten und Monk von seinen Fesseln wieder befreit. Warum sie das getan hatte, blieb Monk ein Rätsel.
Erst dann war es zu dem Handgemenge gekommen, denn das Mädchen hatte den Wächtern die Waffen abgenommen und Monk befohlen, sich seiner Haut zu wehren.
Genau das hatte er getan. Daher der Zustand seiner Kleidung.
Und dann ertönte vom Haus her die Explosion.
Im Verlauf des Handgemenges hatte Monk sich ein Stück weit zurückziehen müssen, zu einer Stelle, von der er einen freien Blick auf das Haus hatte.
»Doc!« brüllte Monk.
Keine Antwort.
Daraufhin begann der biedere Chemiker auf das Haus zuzurasen, in schnurgerader Linie, quer durch Unterholz und Büsche hindurch, wie ein attackierender Elefantenbulle. Rund um ihn krachten Schüsse, und das Blei riß allerhand Löcher in die Vegetation.
Monk hatte bei solchen Schußwechseln meist ein Glück, das man nur als sagenhaft bezeichnen konnte. Vielleicht lag das an seinem Kampfstil. Er tat niemals das, was seine Gegner erwarteten. So auch diesmal. Statt um Büsche herumzurennen, brach er mitten durch sie hindurch. Dafür schlug er auf freier Bahn unvermittelt Haken. Hätte er sich jedoch nicht so unlogisch verhalten, würde er längst ein paar Kugeln eingefangen haben.
Monk war beim Haus angelangt.
Er hatte im Sprung über die niedrige Steinmauer gesetzt, die den Garten einschloß. Verfolgt von den um ihn herumpfeifenden Kugeln kam er auf die Haustür zugesprintet. »Doc!« schrie er. Aber wiederum erhielt er keine Antwort.
Er stieß die Haustür auf.
Gleich innerhalb der Tür lag ein Mann. Er lag auf der Seite, mit leicht angezogenen Beinen. Sein Kopf ruhte auf dem einen angewinkelten Arm, und es sah aus, als ob er schliefe. Es war Ham.
Das, was Monk am höchsten galt, war zweifellos das Wohlergehen Doc Savages. Was ihn jedoch noch unmittelbarer berührte, auch wenn er sich wahrscheinlich lieber die Zunge abgebissen hätte als es zuzugeben, war eine Gefahr, die Ham drohte.
Ham, das ergab Monks eilige Untersuchung, war nur bewußtlos, und das nicht einmal sehr tief. Eine Beule am Hinterkopf des kleinen schmächtigen Rechtsanwalts zeigte die Ursache an. Nachdem sich Monk erst einmal von ihrer Harmlosigkeit überzeugt hatte, fingerte er recht unsanft an der Beule herum.
Dies veranlaßte Ham, aufzustöhnen und sich zu rühren.
Monk packte Ham an den Ohren und drehte sie solange kräftig um, bis Ham völlig wach wurde.
»Das hättest du nicht tun sollen«, stöhnte Ham.
»Ich wollte dich nur aufwecken«, sagte Monk. »Wo ist Doc?«
»Irgendwo da drinnen«, erwiderte der Rechtsanwalt. »Ich stand Posten, jemand kam hereingerannt, verpaßte mir eine über den Kopf, ich schlug lang hin, und dann erfolgte auch bereits die Detonation.«
»Du scheinst mir ein feiner Posten zu sein«, bemerkte Monk sarkastisch.
Sie kamen in den Raum mit den kleinen Aquarien.
Weitere Kostenlose Bücher