DS014 - Oase der Verlorenen

Lady Nelia gelungen sein, sie Ihnen in die Hände zu spielen. Die will ich! Was die fünf betrifft, die Fourmalier hatte – pah, die können Sie von mir aus als Belohnung dafür behalten, daß Sie mir, und zwar unverzüglich, die anderen zurückgeben.«
    Doc Savages Stimme blieb völlig nüchtern und kühl. »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil Sie andernfalls nicht mehr lange zu leben haben. Darum!«
    In Doc Savages goldflackernden Augen begann es zu glühen. »Sie scheinen den Mund ein wenig voll zu nehmen, mein Freund.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Ich habe Sie jedenfalls gewarnt.«
    Doc Savage sprach jetzt rascher, aber immer noch in gelassenem Tonfall, »Und was wird aus Lady Nelia Sealing?«
    »Das geht Sie einen feuchten Staub an.« Dem Slang nach zu urteilen, mußte Yuttal in den Slums irgendeiner amerikanischen Großstadt auf gewachsen sein, auch wenn er zu Hadi-Mot ägyptisch gesprochen hatte.
    »Vielleicht bin ich geneigt«, schlug Doc Savage vor, »gegen Lady Nelias Leben die Diamanten auszuliefern.«
    »Hören Sie«, bellte Yuttal durch den Draht, »Sie haben nichts zu bieten, was auch nur entfernt das Leben der sauberen Lady auf wiegen könnte. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht. Wissen Sie, warum?«
    »Ich kann es mir denken«, versicherte ihm Doc. »Weil das, was mir Lady Nelia sagen könnte, Ihnen das Genick brechen würde.«
    »Denken Sie, was Sie wollen«, schnaubte Yuttal. »Aber jetzt genug mit dem Gequassel – ich will die Diamanten zurückhaben. Tun Sie sie in eine schwarze Aktentasche, nehmen Sie den Nachtexpreß, der um drei Uhr fünf vom Grand-Central-Bahnhof nach Washington abgeht ...«
    »Sparen Sie sich die weiteren Einzelheiten«, unterbrach ihn der Doc. »Sie verschwenden nur Ihren Atem.«
    »Sie wollen die Klunkern also nicht zurückgeben?«
    »Nein.«
    »Sie sollten sich das lieber erst noch mal über ...«
    »Nein«, sagte Doc Savage. »Und dabei bleibt es.«
    Ein unterdrückter Fluch kam über den Draht. Dann kicherte es, Yuttal hatte auf gelegt.
    Doc Savage kehrte in das Zimmer zurück, in dem seine drei Helfer warteten. Durch das offene Fenster trieb die feuchte Nachtluft herein. Ganz in der Ferne, irgendwo hoch an dem schwarzverhangenen Himmel war ein leises
Flop-flop-flop
zu hören.
    »Ob das schon Renny ist?« sagte Ham. »Junge, muß der sich aber gesputet haben!«
     
    Doc Savage lehnte sich nicht etwa aus dem Fenster, um zum Nachthimmel hinaufzustarren. Er wußte auch so, daß es Renny war, und was Renny jetzt tun würde.
    Manhattan ist eine schmale Halbinsel, auf der man mit einem schnellen Wagen von überall her in ein paar Minuten an Wasser gelangen kann, und deshalb hielt sich Doc Savage in einem Bootshaus am Hudson River zwei Amphibienflugzeuge. Das eine war eine zweimotorige Turboprop-Maschine, das andere ein Hubschrauber mit Schwimmkufen, der selbstverständlich auch auf festem Boden landen konnte. Beide hatten geräuschgedämpfte Motoren.
    Das leise
Flop-flop-flop
kam von dem Hubschrauber, der da am Nachthimmel hing, mit Renny am Steuerknüppel.
    Aber Doc Savage ließ sich nicht ablenken, sondern beobachtete weiter das Taxi auf dem Parkplatz.
    »Hat jemand von euch bemerkt, ob Long Tom an das Taxi herangekommen ist?« fragte Doc.
    »Ich habe nichts gesehen«, murmelte der gorillahafte Monk. »Wenn er’s geschafft hat, muß er das sehr raffiniert angefangen haben.«
    Sie beobachteten weiter, bis plötzlich Long Tom ins Zimmer geschlendert kam und breit grinste.
    »Ich hab das Ding angebracht«, erklärte er »Dabei hab ich gleich auch einen Blick ins Taxi werfen können. Es war leer. Wenn Yuttal damit gefahren ist, muß er Hadi-Mot und Lady Nelia irgendwo unterwegs abgesetzt haben.«
    Monk knetete seine dichtbehaarten Hände. »Wenn wir jetzt da unten wären, könnten wir uns den Kerl schnappen«
    »Wundert mich gar nicht, daß dir mit deinem Affenhirn nichts Besseres einfällt«, bemerkte Ham zynisch. »Wer uns dann später zu Lady Nelia führen soll – daran hast du wohl nicht gedacht, eh?«
    Monk hatte bereits eine ähnliche spitze Bemerkung auf der Zunge, aber er verbiß sie sich, denn in diesem Augenblick blendeten die Scheinwerfer des Taxis auf dem Parkplatz auf. Mit bloßem Auge war nicht das mindeste zu bemerken, dennoch hatte sich an dem Taxi etwas sehr Entscheidendes verändert.
    Long Tom hatte an der hinteren Stoßstange des Taxis den kleineren seiner beiden Infrarotstrahler angebracht, mit der Strahlrichtung zum Nachthimmel hinauf. Renny