DS024 - Der Superkiller
schließlich. »Alles ist sonnenklar.«
»Du meinst«, stotterte der Fahrer, »du weißt, wo der Zernierer ist?«
»Selbstverständlich«, erklärte Boke.
»Und wo steckt er?«
»Du hast den Zettel doch selbst gelesen«, sagte Boke. »Wenn du es immer noch nicht weißt, kann ich dir auch nicht helfen. Denk darüber nach. Informiere den Mann an der Tür, daß ich Besuch erwarte. Er soll jeden hereinlassen, der das Losungswort kennt. Es heißt ›drastische Maßnahmen‹.«
»Was ist das für ein Besuch?« fragte der Fahrer. »Davon hab ich nichts gewußt!«
»Du mußt auch nicht alles wissen«, entgegnete Boke. »Übrigens wirst du die meisten meiner Besucher kennen, sie sind ausnahmslos berühmte Männer.«
Der Fahrer schloß die Tür des Speiselifts und ging nachdenklich nach unten, um den Wächter zu verständigen.
Oben im Zimmer bereitete Boke sich auf den Besuch vor. Die Fensterläden waren schon geschlossen, jetzt zog er auch noch die Gardinen vor. Er steckte zwei Revolver in die Taschen und ging über den Korridor in den Raum, in dem Patricia Savage, Renny und Janko Sultman lagen. Die Gefangenen waren geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt.
Renny starrte Boke aus zusammengekniffenen Augen an. Er versuchte besondere Merkmale zu entdecken, um den Mann später wiederzuerkennen, aber Boke hatte sich vermummt. Er trug einen überlangen Mantel, der sogar seine Schuhe verdeckte, ein Schal verhüllte die andere Hälfte seines Gesichts, eine Sonnenbrille tarnte die Augenpartie, außerdem trug Boke einen Hut mit breiter Krempe. Die Aufmachung wirkte ein wenig lächerlich, aber sie erfüllte ihren Zweck.
Boke näherte sich Sultman und musterte ihn aufmerksam. Sultman schwitzte, in seinen Augen stand Angst.
»Sie sind ein ganz gerissener Schuft«, sagte Boke freundlich. »Aber ich mag Sie, obwohl Sie versucht haben, mich hereinzulegen.«
Sultman stieß unartikulierte Laute aus und bemühte sich, das Gesicht zu einem demütigen Lächeln zu verziehen. Der Knebel hinderte ihn daran, das Lächeln wurde zur Grimasse.
»Ich hab Sie angeworben, um Savages Institut auszukundschaften.« Boke lachte angenehm. »Sie haben sich dieser Aufgabe mit Geschick entledigt. Ich brauche geschickte Männer. Ich will Ihnen noch einmal eine Chance geben.«
Sultman krächzte beflissen.
Boke beugte sich zu ihm und nahm ihm den Knebel und die Fesseln ab. Hurtig schob er die Hände wieder in die Taschen und umklammerte die Revolverkolben.
»Kommen Sie«, sagte er. Wir haben eine Besprechung.«
Er ging voraus in das Zimmer mit den geschlossenen Läden; Renny und Pat beachtete er nicht. Sultman trottete hinter ihm her, ließ sich auf einen Stuhl fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Boke blieb neben der Tür stehen, ein unförmiger schwarzer Schatten.
Sultman wartete, daß Boke weitersprach, aber der andere schwieg. Er stand nur da und sah ihn durch die dunkle Brille an. Sultman war sehr unbehaglich zumute.
»Wo ist Lizzie?« fragte er nach einer Weile.
»Lizzie?« Boke lachte wieder. »Er ist heute nacht gestorben. Plötzlich sind ihm die Augen aus dem Kopf gequollen.«
»Lizzie ist tot?« Sultman war erschüttert. »Schade, ich habe ihn immer gut leiden können ...«
»Ich auch«, sagte Boke. »Der Zernierer hat ihn auf dem Gewissen.«
»Wo ist die Leiche?« wollte Sultman wissen.
Boke zuckte mit den Schultern. »Gehen wir nach unten, wahrscheinlich ist mein Besuch bald da.«
Sie gingen in das Zimmer, in dem die Männer den unachtsamen Fahrer mit ihren Pistolen bedroht hatten, und Boke machte Sultman mit den übrigen bekannt. Die Männer fixierten Sultman kalt. Offensichtlich mochten sie ihn nicht und wußten, daß er versucht hatte, seinen Arbeitgeber zu betrügen. Sultman zog sich schüchtern in einen Winkel zurück, setzte sich artig in einen Sessel und schwieg.
Boke ging in ein Nebenzimmer und führte mehrere Telefongespräche. Keiner der Gesprächspartner kannte ihn persönlich, aber alle kannten seinen Namen, und die meisten waren einverstanden, ihn in seinem Haus zu besuchen. Boke war mit dem Ergebnis zufrieden.
Während die Männer, die Boke eingeladen hatte, nach und nach bei ihm eintrafen, wurde die Panik in New
York von Minute zu Minute größer. Ungewöhnlich viele Menschen mit Reisegepäck waren unterwegs, und die Ausfallstraßen waren verstopft von Fahrzeugen, die nach Süden strebten.
Die Zeitungshändler hatten Hochkonjunktur, und sie hätten sich noch mehr darüber gefreut,
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