DS025 - Die unheimlichen Augen
telefonieren. Wo ist hier ein Telefon? Und Sie, Gentlemen, halten sich zu meiner Verfügung, falls ich mich doch noch entschließe, Sie zu verhaften!«
»Man hat mir die Kugeln gestohlen, Jane«, sagte Spargrove weinerlich zu seiner Assistentin. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe jahrelang an diesem Projekt gearbeitet, und jetzt war alles umsonst ...«
»Ich fahre mit Ihnen zum Labor, Professor«, versprach Jane Davidson. »Ich habe erfahren, daß der arme John Corbin tot ist; er muß gestorben sein, bevor Doc Savage mich hypnotisierte.«
Monk und die junge Frau stiegen aus, und alle folgten Higgins zum Polizeiwagen. Der Inspektor unterzog van Ronzen nun doch einem Verhör, ohne sich um den Protest Spargroves und des Polizeiarztes zu kümmern.
Van Ronzens Aussage war allerdings nicht sehr aufschlußreich. Angeblich war er auf einem seiner Pferde einen Feldweg auf Long Island entlanggeritten, als ein Auto ihn überholte und vom Weg drängte. Er war aus dem Sattel gefallen und ohnmächtig geworden; wahrscheinlich hatte bei dieser Ohnmacht einer der Insassen des Wagens nachgeholfen, aber daran konnte er sich nicht erinnern. Als er wieder zur Besinnung kam, hatte sich die Welt auf bestürzende Weise verändert ...
Johnny hörte aufmerksam zu und zog Schlußfolgerungen, die er allerdings im Augenblick weder beweisen noch jemanden mitteilen konnte, wollte er nicht für verrückt gehalten werden wie van Ronzen und der Nachtwächter.
Higgins begegnete van Ronzens Erzählung mit Skepsis. Er war davon überzeugt, daß der Sturz vom Pferd van Ronzens Verstand verwirrt hatte, wie er auch glaubte, daß der Professor entweder log oder auch ein wenig übergeschnappt war.
Higgins verzichtete nun doch darauf, unter den Anwesenden Verhaftungen vorzunehmen, und fuhr mit seinen Polizisten und van Ronzen in die Stadt.
Im Büro nahm er sich seine Notizen vor. Sie waren so miserabel geschrieben, daß sie nicht viel Sinn ergaben. Er glättete sie und übertrug sie in Reinschrift. Jetzt wirkten sie noch sinnloser.
Spargrove lud Jane in seinen Roadster und fuhr mit ihr zum Labor zurück. Monk, Renny und Johnny bemühten sich, über Funk Kontakt mit Doc Savage aufzunehmen, der sich aber nicht meldete. So beschlossen sie, in Docs Wohnung zu fahren.
Die Wohnung lag im sechsundachtzigsten Stock eines der imposantesten Hochhäuser Manhattans. Das Empfangszimmer war mit üppigen Polstermöbeln ausgestattet; dahinter lagen ein umfangreiches Labor und die umfassende wissenschaftliche Bibliothek. Docs Freunde hatten Schlüssel zu der Wohnung, damit sie in Docs Abwesenheit nicht vor verschlossenen Türen standen.
Aber der Bronzemann war nicht zu Hause.
»Das habe ich mir gedacht«, behauptete Monk. »Wenn Doc irgendwo wäre, hätte er unsere Funksignale hören müssen.«
»Was für ein Unsinn!« schimpfte Renny. »Irgendwo muß er schließlich sein, wenngleich nicht unbedingt in der Nähe seines Funkgeräts.«
»Wir müssen warten«, folgerte Johnny. »Doc nimmt bestimmt Verbindung mit uns auf, sobald er dazu in der Lage ist.«
»Ich will nicht warten«, sagte Monk. »Ich telefoniere mit Hams Club, vielleicht ist der wenigstens wieder auf getaucht.«
Er telefonierte mit dem vornehmen Club, in dem Ham eine nicht minder vornehme Junggesellenwohnung unterhielt. Die Clubleitung bedauerte; Ham war seit dem Morgen nicht mehr gesehen worden. Wütend hämmerte Monk den Hörer auf die Gabel.
»Die Kerle, die am Bahnübergang den Wagen demoliert haben, müssen ihn mitgenommen haben«, schimpfte er. »Aber wohin? Und wieso gab es keine Fußspuren? Sie können doch nicht geflogen sein!«
»Wahrscheinlich nicht«, meinte Johnny. »Indessen hat die Erfahrung mich gelehrt, daß es für scheinbar unnatürliche Vorgänge fast immer eine ganz natürliche Erklärung gibt. Wir dürfen den Mut nicht sinken lassen, und vor allem wollen wir uns nicht auf das Niveau eines Inspektor Higgins begeben.«
»Der Mann ist nicht dumm«, bemerkte Renny. »Er hat nur alberne Angewohnheiten. Man darf sich nicht bluffen lassen!«
»Wir lassen uns nicht bluffen«, erwiderte Johnny salbungsvoll. »Aber er denkt zu eng; was er nicht auf Anhieb begreift, ist ihm verdächtig. Diesen Fehler sollten wir nicht begehen.«
Monk und seine beiden Begleiter hätten vermutlich ihren Augen nicht getraut, wenn sie in diesem Moment in den Central Park hätten blicken können. Die Sonne schob sich über den Horizont und weckte die meisten Schläfer, die unter
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