DS025 - Die unheimlichen Augen
und in dieser Pfütze kannst du auch nicht ertrinken.«
Ham sah ihn starr an, schlug mit beiden Fäusten zu und kreischte auf.
Long Tom seufzte bekümmert. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig als Gewalt. Er holte aus und landete eine rechte Gerade präzise unter Hams linkem Ohr.
Ham hörte auf, um sich zu schlagen, er schrie auch nicht mehr. Long Tom zerrte ihn auf’s Gras und blickte sich verstohlen um. Ihm lag daran, Ham von hier fortzuschaffen, ohne Polizisten oder Passanten umständliche Erklärungen abgeben zu müssen.
Nicht weit vom Tümpel entfernt mündete der Kiesweg auf eine der Straßen, die durch den Park führten, und als dort ein großer Wagen hielt, schüttelte Long Tom bekümmert den Kopf. Es würde nun doch nicht ohne Erläuterungen abgehen. Dann atmete er erleichtert auf, denn aus dem Wagen stieg ein großer, bronzefarbener Mann und trat gemächlich näher.
»Long Tom, was ist passiert?« fragte der bronzefarbene Mann ruhig. »Wieso ist Ham ohnmächtig, und wieso ist er in den Tümpel gefallen?«
»Das möchte ich auch gern wissen, Doc«, erwiderte Long Tom. »Ich weiß nur, daß er in der vergangenen Nacht plötzlich verschwunden ist, und Renny hat mir gesagt, daß du unauffindbar warst. Ich war unterwegs zu deiner Wohnung, da ist Ham mir entgegengekommen. Auf einmal hat er um sich geschlagen und geschrien, dann hat er sich in den Teich gestürzt,«
»Das ist wirklich sehr rätselhaft, Long Tom«, sagte der Bronzemann. »Ich fürchte, wir haben es diesmal mit einer schrecklichen Macht zu tun. Ich hab heute nacht über Funk mit Monk und Ham gesprochen, später hat das Gerät ausgesetzt. Ich konnte euch nicht mehr erreichen.«
Ham kam wieder zu sich. Er richtete sich auf, blickte sich wild um und beruhigte sich.
»Doc, wo kommst du her?« fragte er abwesend. »Wo sind die Würmer geblieben? Großer Gott, der ganze Park hat von diesem Getier gewimmelt!«
»Die Würmer sind wieder weg, Ham«, sagte der Bronzemann ruhig. »Long Tom, geh zu meiner Wohnung, ich bringe Ham mit dem Wagen zu seinem Club. Sag den anderen, daß ich nachkomme. Wir haben viel Arbeit vor uns!«
Schwerfällig und mit weichen Knien tappte Ham neben dem Bronzemann her zum Wagen. Ihm war zumute, als hätte er eine schwere Krankheit überstanden.
»Wir haben Glück, daß nicht zufällig Polizisten vorbeigekommen sind«, sagte Long Tom. »Ich werde Renny und den anderen mitteilen, daß alles in Ordnung ist.«
Er sah dem großen Wagen nach, der in Richtung Park Avenue verschwand, ging bis zur nächsten Kreuzung, hielt ein Taxi an und ließ sich zu Docs Hochhaus befördern. Monk, Renny und Johnny waren noch da. Long Tom erstattete Bericht.
»Ham war im Central Park?« dröhnte Renny. »Und er hat Gewürm gesehen, das es nicht gab? Warum können wir Doc nicht erreichen?«
»Er meint, sein Funkgerät war kaputt«, erläuterte Long Tom. »Vielleicht funktioniert es immer noch nicht. Er glaubt, wir haben es mit einer schrecklichen Macht zu tun, und es wird eine Menge Arbeit geben. Wahrscheinlich hat er schon etwas unternommen. Er wollte Ham in seinem Club abliefern.«
»Ich finde das alles irgendwie komisch«, erklärte Monk. »So seltsam wie letzte Nacht hat Doc sich noch nie benommen, und wenn Ham Dinge sieht, die nicht da sind, steht es wirklich ziemlich schlecht.«
»Seid mal einen Moment still«, sagte Johnny. »Das Funkgerät will etwas von uns.«
Er trat zum Apparat. Eine verschlüsselte Nachricht kam durch, sie stammte offenkundig von Doc, der aber anscheinend Schwierigkeiten mit seinem Sender hatte. Johnny entschlüsselte den Text.
»Wir alle sollen sofort zu der Fabrik der Twentieth Century Metal Alloy Works kommen«, teilte er schließlich mit. »Unverzüglich. Wahrscheinlich gibt es dort irgendwelchen Ärger, den wir verhindern können.«
»Die Twentieth Century ...« Long Tom überlegte. »Die Firma liegt auf der anderen Seite des East River, nicht weit vom Spargrove-Labor entfernt. Sie besitzt einen eigenen Bahnanschluß und hat Spargrove mit Material für Docs Experimente beliefert; jedenfalls habe ich das gehört. Vermutlich hat Docs Ruf mit den Vorfällen von heute nacht zu tun.«
»Die Sache hängt mir schon zum Hals raus«, verkündete Monk. »Ich hatte gehofft, sie ist ausgestanden, und jetzt fängt sie wieder von vorn an. Ich kriege schon Kopfschmerzen davon. Ich möchte mich gern mit Ham unterhalten und von ihm erfahren, wie und wohin er vom Bahnübergang aus verschwunden ist.«
Monks Wunsch
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