DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
niedrige, fliehende Stirn, die überlangen Arme reichten ihm bis zu den Knien herab, und ein flüchtiger Beobachter hätte meinen können, ein riesiger Gorilla schwinge sich da aus dem Amphibienflugzeug, denn der größte Teil seiner Haut war zudem noch mit rotem Kraushaar bedeckt.
Der Affenartige sah sich mit seinen kleinen Augen um. »Okay, Doc?« rief er mit eigenartig hoher Stimme.
»Okay, Monk«, erklärte Doc.
Monk – mit vollem Namen Lieutenant Colonel Andrew Blodgett Mayfair – hatte bisher noch jeden, der ihn zum ersten Mal sah, mit seinem äußeren Eindruck getäuscht. Er war einer der berühmtesten Industriechemiker der Staaten, und wo immer sich die Ritter des Reagenzglases versammelten, wurde sein Name mit Ehrfurcht genannt.
Ohne sich um seinen teuren Anzug zu kümmern, sprang Monk ins Wasser und drehte sich dann sofort zu dem Flugzeug um.
»He, Ham!« rief er mit seiner hohen Stimme. »Lang mir doch eben mal das Schwein raus! Was, zum Teufel ...«
Schrille Grunztöne waren aus dem Flugzeug zu hören, und gleich darauf kam ein seltsames Wesen von rötlicher Hautfarbe zur Kabinentür herausgesegelt – Monks Maskottschwein Habeas Corpus.
Ehe das Maskottschwein ins Wasser klatschte, hätte man beinahe meinen können, es fliege tatsächlich, denn es hatte riesige Flügelohren. Dazu war es für ein Schwein viel zu mager und hatte lange dünne Beine. Habeas gehörte in dieselbe Kategorie wie Monk, sein Herr. Von ihrer äußeren Gestalt her waren beide Mißgeburten.
»Hol dich der Teufel!« kreischte Monk. »Wenn du noch einmal mein Schwein trittst, schlitz ich dir mit deinem Stockdegen den Hals auf!«
Ein Mann, elegant gekleidet wie ein
Dressman
, war in der Kabinentür erschienen, sah erst Monk, dann angewidert das Wasser an und kletterte auf das Kabinendach, wo er sicher war, daß kein Spritzer Wasser auf seine Kleidung kommen würde. Er hatte scharfgeschnittene Gesichtszüge und den großen Mund eines berufsmäßigen Redners. In der Hand hielt er einen dünnen schwarzen Stock.
Vom Kabinendach aus starrte er finster auf Monk herab, zog die Klinge seines Degenstocks einige Zentimeter aus der Scheide und erklärte: »Und wenn mich dein Schwein noch einmal zu beißen versucht, amputiere ich ihm hiermit den Schwanz – direkt hinter den Ohren.«
Der Herr mit dem Degenstock war Ham – mit richtigem Namen Brigadier General Theodore Marley Brooks. In der Vorhalle der juristischen Fakultät der Harvard Universität prangte sein Name auf der Ehrentafel für diejenigen, die ihr Staatsexamen jeweils als beste ihres Jahrgangs abgelegt hatten.
Ein dritter Mann kam nun aus der Amphibienmaschine geklettert. Er war eine Art Daddy Langbein und so dürr, daß man sich unwillkürlich fragte, wieso er überhaupt noch lebte. Das Jackett hing ihm von seinen abgemagerten Schultern wie von einem Kleiderbügel herab. An seinem linken Revers baumelte ein Monokel.
»Die Zwistigkeiten, die ihr da glaubt perpetuell austragen zu müssen, werden sukzessive zu einem öffentlichen Ärgernis«, erklärte er und sah Monk und Ham mißbilligend an.
Johnny – die Wissenschaft der Archäologie kannte ihn als William Harper Littlejohn – war ein Freund großer Worte. Er benutzte niemals ein einfaches Wort, wenn ihm ein längeres und komplizierteres einfiel.
Diese drei Männer vervollständigten das fünfköpfige Team von Doc Savages Helfern, und so verschiedene Berufe sie hatten, eines war allen gemeinsam: die Liebe zu aufregenden Abenteuern. Und davon konnte ihnen der Bronzemann mit seiner selbstgestellten Lebensaufgabe, bedrängten Menschen zu helfen, mehr als genug bieten.
Mit lauter Stimme erklärte Renny den drei Neuankömmlingen: »Ausnahmsweise bin ich einmal froh, eure häßlichen Gesichter zu sehen!«
»Weil wir die bösen Boys, die euch so zusetzten, vertrieben haben?« fragte Ham.
Doc Savage rief: »Monk?«
»Ja?« Der gorillahafte Chemiker blickte auf. Er hatte das im Wasser schwimmende Maskottschwein, Habeas Corpus, an einem seiner riesigen Flügelohren gepackt.
»Ihr habt doch aus der Luft mit dem Landescheinwerfer in das Motorboot hineingeleuchtet. Konntet ihr erkennen, ob ein Gefangener darin lag?« Doc Savage dachte an Chelton Raymond.
»Nein, ein Gefangener war nicht in dem Boot«, sagte Monk. »Jeder der Kerle hatte ein Gewehr.«
»Kommt«, rief Doc Savage. »Erst einmal müssen wir sehen, daß wir Chelton Raymond finden. Dann setzen wir Jug Snow und seiner Bande nach.«
Um auf die andere Seite des
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