DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
schaltete sich nun auch Renny ein. »Vielleicht ist Jug irgendwie auf die Insel zurückgelangt und hat Chelton Raymond erschossen. Vielleicht ist
er
ja das Schreiende Phantom.«
Sie mußten die Diskussion abbrechen, denn unter ihnen war die Bucht mit Chelton Raymonds Jacht aufgetaucht, und Ham, der das Amphibienflugzeug flog, setzte zur Landung an. Doc und Monk suchten mit Ferngläsern das Schiff und die Uferfelsen ab.
»Keine Spur von den Kerlen«, meinte Monk. »Anscheinend sind wir vor ihnen da.«
»Vielleicht wollte Jug Snow mit seinen Männern gar nicht hierher«, sagte Renny, »sondern von dem Farmer nur wissen, wo er sich befand. Warten wir trotzdem hier?«
Doc war bereits dabei, das kleine Faltboot, das sie an Bord hatten, zum Aussetzen fertig zu machen.
»Zunächst durchsuchen wir noch einmal die Jacht«, erklärte der Bronzemann. »Diesmal können wir uns mehr Zeit lassen.«
»Vor allem bin ich neugierig auf das Buch ›Leben und Schreckliche Taten des adoptierten Mauren Black Raymond‹«, sagte Monk,
Frosta Raymond blickte überrascht auf. »Moment mal!« rief sie. »Die alte Jude Snow hatte ein Buch mit einem solchen Titel!«
»Wer ist Jude Snow?« fragte Doc.
»Jug Snows Halbschwester«, entgegnete Frosta. »Sie war eigentlich immer sehr nett zu mir. Wenn ich sie besuchen ging, sagte sie immer, ich sähe aus, wie sie als kleines Mädchen ausgesehen hätte. Und einmal, viele Jahre ist das schon her, sah ich das Buch, von dem Sie sprachen, bei ihr. Als ich sie fragte, was in dem Band stünde, wurde sie wütend, bekam einen knallroten Kopf und räumte hastig den Tisch ab.« Inzwischen hatte Ham die Maschine glatt auf’s Wasser gesetzt, und Doc, Monk, Renny und Tige setzten in dem Faltboot zur Jacht über. Als sie dort Chelton Raymonds Kabine betraten, erwartete sie eine Überraschung. Der Schreibtisch war seit ihrem letzten Besuch ausgeräumt worden.
Die Banknoten mit den Tintenflecken, die super-moderne Automatikpistole, die Belege über Aktientermingeschäfte und die Scheckbücher – alles war verschwunden.
»Zweifellos ist jemand hiergewesen«, erklärte Doc grimmig. »Von den Banknoten abgesehen, stellen die Belege über Aktientermingeschäfte keine Werte dar, und die Tatsache, daß auch sie fehlen, gibt uns einen wichtigen Hinweis.«
»Welchen Hinweis?« wollte Renny wissen.
»Wer immer sie mitgenommen hat, muß damit einen bestimmten Zweck verfolgen«, sagte Doc.
Von Bord des Amphibienflugzeugs hatte Doc einen Werkzeugkasten mitgebracht und machte sich damit an der Safetür in Chelton Raymonds Badezimmer zu schaffen. Renny und Tige sahen ihm dabei neugierig zu. Der Bronzemann setzte ein elektronisches Hörgerät an die Safetür, das Geräusche tausendfach verstärkte, und lauschte, während er die Kombinationsscheiben des Safes drehte. Es war mit Hilfe dieses Geräts nur eine Frage der Zeit, wann er das Schloß offen hatte.
Aber noch ehe es soweit war, meldete sich Monk, der als Wache an Deck geblieben war.
»Das Schreiende Phantom!«
Diese drei Worte genügten, um Doc Savage, Renny und Tige an Deck stürzen zu lassen.
Der stämmige Chemiker trommelte mit seinen überlangen Armen gegen eine Kabinentür.
»Hier ist er rein!« rief er. »Ich hab’ ihn deutlich gesehen, mit Waschbärfellmütze und allem!«
Die Tür mochte Monk widerstanden haben, obwohl er mit seiner gorillahaften Statur über beträchtliche Kräfte verfügte, aber als sich der Bronzemann mit der Schulter dagegenwarf, barst sie auf. Der dahinterliegende Stateroom war leer. Eine gegenüberliegende Tür, die weit offen stand, führte zur anderen Seite des Decks hinaus.
»Verdammt!« knurrte Monk. »Von der anderen Tür wußte ich nichts!«
Hastig durchsuchten sie sofort das ganze Schiff, aber ohne Ergebnis. Sie schauten sogar in die Abfalltonne in der Kombüse, in die Wassertanks und in den Kielraum. Monk kletterte sogar ein Stück weit den Mast hinauf, um von dort aus Umschau zu halten.
Aber vom Schreienden Phantom keine Spur.
Angewidert warf Renny die riesigen Hände hoch. »Ich geb’s auf«, stieß er grollend hervor. »Niemand kann mir weismachen, daß das Schreiende Phantom etwas Menschliches hat.«
»Aber vielleicht ist es ihm irgendwie gelungen, ungesehen über Bord zu springen«, meinte Monk.
»Klar, und dann – was?« Renny knetete seine Fäuste. »Soll er sich in einen Fisch verwandelt haben? Vom Mast aus hast du doch das Wasser beobachtet, eine halbe Meile in jeder Richtung.«
»Verdammt, dann
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