DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
seinen Begleitern, die ihm ohnehin nicht hätten folgen können und deshalb unten auf der Straße geblieben waren. »Ich habe so manchen Waldläufer gekannt, der sich lautlos in jedem Gelände bewegen konnte, aber der Kerl scheint tatsächlich gespenstische Fähigkeiten zu entwickeln.«
Frosta Raymond sagte mit zittriger Stimme: »Jemand hat Tabor bestochen, Sie zu töten, Mr. Savage, und dann erschoß das Schreiende Phantom Tabor, damit er nicht ausplaudern konnte, wer sein Auftraggeber war.«
»Das ist auch meine Meinung«, sagte Doc.
Renny schien indessen etwas anderes auf dem Herzen zu haben. »Doc?« fragte er.
»Ja?«
»Die Kugel, mit der das Schreiende Phantom Tabor erledigt hat ...«
»Was ist damit?«
»Sie ist schon wieder verschwunden – falls es sie überhaupt gegeben hat.«
Sie legten Tabor Raymonds Leiche an den Straßenrand und deckten sein Gesicht mit einem großen rotkarierten Taschentuch zu. Später sollten einige Leute aus dem Raymond-Klan die Leiche holen und sie begraben.
Dann setzten sie ihren Weg in die Berge fort.
Sie waren kaum eine Viertelmeile gegangen, als Long Tom den Bronzemann unauffällig ansprach.
»Doc«, raunte er ihm zu, »Tige hat die Leiche mehrmals angefaßt, noch ehe Renny nach der Kugel zu suchen begann. Vielleicht hat er die Kugel verschwinden lassen. Du hast zu der Zeit noch oben am Hang nach dem Schreienden Phantom gesucht.«
»Du hast also Tige in Verdacht?«
»Verdammt, ich weiß auch nicht mehr, was ich denken soll. Er könnte jedenfalls Chelton Raymond erschossen haben. Er könnte auch heute vormittag das Geld und die Automatik aus dem Schreibtisch in Cheltons Kabine geholt haben. Und wir hatten ihn keineswegs ständig unter Beobachtung – er könnte durchaus Gelegenheit gefunden haben, diesen Tabor anzustiften, uns aufzulauern.«
»Aber er kann nicht Tabor erschossen haben!« erinnerte ihn Doc.
Long Tom seufzte. »Vielleicht gibt es mehr als ein Schreiendes Phantom.«
Die kleine Gruppe von Fußgängern folgte einer scharfen Biegung der schmalen Bergstraße. Fünf Meter voraus sprang ein Mann aus dem Graben seitlich der Straße. Das Gewehr, das er hochgerissen hatte, war auf Docs Brust gerichtet.
»Verwünschte Flachländer!« stieß der Gewehrschütze hervor.
»Red!« rief Frosta Raymond.
Und im nächsten Moment hatte sich das Mädchen in die Schußlinie geworfen.
13.
Gespannte fünf Sekunden verharrten sie in dieser Stellung, Frosta Raymond zwischen Doc Savage und dem Schützen stehend. Zornig blitzten ihre Augen.
Hinter Doc entfuhr es Renny: »Aber das ist doch der Rotschopf, der mit dem Glatzköpfigen in Maine unterwegs war!«
»Klar, ist er«, bestätigte Long Tom. »Erst half er dem alten Mann, uns zu überrumpeln, dann sagten uns die beiden, wohin Chelton Raymond verschleppt worden war.«
Frosta Raymond starrte den jungen Mann mit dem roten Haarschopf zornig an. »Nimm das Gewehr herunter, Red!« befahl sie.
»Red« verzog hinter Korn und Kimme finster das Gesicht, ließ endlich aber doch den Lauf des Gewehrs sinken.
»Verdammt, ich hätte sowieso nicht wirklich geschossen«, knurrte er. »Ich will nur, daß diese Leute hier verschwinden.«
Doc Savage trat mit einem schnellen Schritt hinter Frosta hervor, obwohl sie sich bemühte, zwischen ihm und dem Rothaarigen zu bleiben.
Der feuerte tatsächlich nicht. »Nehmen Sie die Arme hoch!« befahl er dem Bronzemann jedoch drohend.
Doc Savage wandte sich an das Mädchen. »Wer ist das, Frosta?«
»Ralph McNew heißt er. Aber alle nennen ihn nur Red.«
»Ist er ein Snow?«
»N-nein.« Röte zeichnete sich auf Frostas Wangen ab. »Eher könnte man ihn als einen Raymond bezeichnen.«
Im Hintergrund lachte der hagere Tige Eller auf. »Red und Frosta woll’n heiraten«, sagte er. »Schätze, das macht aus Red endgültig einen Raymond.«
Daraufhin errötete Frosta noch mehr.
Red jedoch erklärte barsch: »Was ist nun mit Ihren Armen, Mister? Kommen die hoch oder nicht?«
Mit unbewegten Gesicht folgte der Bronzemann der Anweisung.
»So, das genügt schon, um Sie nach Waffen abzusuchen«, erklärte Red und trat, ohne sich von Docs riesenhafter Gestalt beeindrucken zu lassen, auf ihn zu.
Und dann geschah etwas Seltsames. Red sank das Gewehr nicht nur noch weiter herab, es entfiel sogar gänzlich seinen Händen, und als sei er plötzlich müde geworden, sackte Red in den Knien ein und legte sich neben das Gewehr in den Straßenstaub.
»Jetzt laust mich doch der Affe!«
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