DS028 - Das Gold der Mayas
zugleich mit der Erbschaft darauf verpflichtet hatte, gegen Gemeinheit und Niedertracht in der Welt zu Felde zu ziehen. Für diese Aufgabe war Doc schon in früher Jugend ausgebildet worden; sie hatte seine ganze Kindheit überschattet, und manchmal war er darüber nicht sehr glücklich gewesen. Er hatte durchgehalten, weil ihm nichts anderes übrigblieb, und inzwischen hatte er sich mit der Rolle, die sein Vater ihm zugedacht hatte, abgefunden. Die Nachteile wurden durch den Erfolg und das Leben im großen Stil, das Doc führte, aufgewogen. »Wir haben uns auch verpflichtet, die Mayas im Tal der Verschollenen zu schützen, eine Verpflichtung gewissermaßen auf Gegenseitigkeit ...«
»Na also!« sagte Monk ungeduldig. »Was gibt’s da lange zu reden?«
»Es gibt«, sagte Doc. »Ich habe nämlich einen anderen Auftrag übernommen.«
Jetzt ließ sich auch Monk in einen Sessel fallen. Die Männer schwiegen. Sie diskutierten nicht; sie waren überzeugt, daß Doc einen Ausweg aus dem Dilemma gefunden hatte, und wenn er es für richtig hielt, würde er sie einweihen.
In knappen Worten berichtete Doc vom Besuch des Barons Vardon und dem mysteriösen Anführer, der angeblich in zahlreichen Staaten Umstürze plante. Monks Nackenhaare sträubten sich, offenbar dachte er angestrengt nach.
»Der Baron gefällt mir nicht«, erläuterte Long Tom. »Ich habe seine Personalien überprüft, sie scheinen zu stimmen; trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, daß wir es mit einem Hochstapler zu tun haben. Außerdem war er noch nicht ganz weg, als der Telegrammbote ermordet wurde.«
»Wir greifen ihn uns!« entschied Monk. »Ein Kerl, der einen Jungen auf so viehische Weise umbringt, muß genauso viehisch ...«
Er sprang auf und stürmte zur Tür. Doc hielt ihn zurück.
»Wohin willst du?« fragte er ruhig.
»Zu dem Baron«, sagte Monk energisch.
»Weißt du, wo er wohnt?« erkundigte Doc sich milde. Monk setzte sich kleinlaut wieder hin.
»Bevor wir einen Menschen verdächtigen, sollten wir mehr über ihn wissen«, meinte Doc. »Wir werden mit ihm sprechen; vielleicht hat er unten im Foyer etwas gesehen, das uns einen Hinweis auf den Mörder geben kann.«
»Und der Telegrammbote?« fragte Ham. »Müßten wir nicht die Polizei verständigen?«
»Später«, sagte Doc. »Wenn wir wiederkommen.«
Die Männer gingen zur Tür; im gleichen Augenblick hielt der normale Lift am Ende des Korridors. Ein Trupp uniformierter Polizisten strömte heraus.
»Wir haben gehört, daß hier jemand ermordet worden ist«, rief einer der Polizisten; er trug die Uniform eines Captains. »Was ist passiert?«
Long Tom ging arglos auf die Polizisten zu, aber Doc Savage hielt ihn fest.
»Vorsicht!« brüllte er. »Geht in Deckung!«
Zu spät begriffen Docs Assistenten, daß die Polizisten zu zahlreich waren, um einen gewöhnlichen Mord zu untersuchen – ganz abgesehen davon, daß die Mordkommission keine Uniform trug und daß die Polizei von dem Mord noch gar nichts wissen konnte.
Monk, Ham und Long Tom wichen ins Zimmer zurück, Doc blieb stehen. Der Captain ließ einen blitzenden Gegenstand durch die Luft wirbeln, dann rannten die angeblichen Polizisten zum Ende des langen Gangs. Doc sah, daß der blitzende Gegenstand eine Bombe war. Er legte allerdings keinen Wert darauf, sich die Tür zertrümmern zu lassen, denn dann war mindestens einer aus der Gruppe an die Wohnung gefesselt, bis die Tür repariert wurde und Doc konnte nicht wissen, ob er in den nächsten Stunden nicht seine Männer brauchte.
Seine Geschicklichkeit war nicht weniger beachtlich als seine Geistesgegenwart. Er fing die Bombe so sanft auf, daß sie nicht detonierte. Doch sie war schlüpfrig und fettig, so daß er sie nicht festhalten konnte. Er schleuderte sie dorthin, woher sie gekommen war.
Der Captain hatte auf gepaßt. Er sah, was da auf ihn und seine Kumpane zusegelte, und stieß einen Warnruf aus. Die falschen Polizisten hasteten zur Treppe und polterten Hals über Kopf abwärts; einen Sekundenbruchteil später prallte die Bombe auf. Eine Stichflamme schoß hoch, die Detonation brachte die Decke über der Treppe zum Einsturz und riß den Verputz von den Wänden. Doc wurde zu Boden gefegt, schwarzer Qualm wogte, und von unten kam das Geschrei der falschen Polizisten, die es unvermittelt noch eiliger hatten als vorher.
Doc stand auf und ging zu seinen Männern. Er war schmutzig und ein wenig zerschrammt.
»Jetzt ist die echte Polizei auch bald hier«, sagte er zu
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