DS028 - Das Gold der Mayas
Sie wogen die Unannehmlichkeiten des Alltags auf.
Der General stopfte sich mit Delikatessen voll, bis er kaum noch japsen konnte, wischte sich das Fett vom Kinn, kippte zwei Schnäpse hinterher und verließ sein Zimmer, um sich zum Kerker zu bemühen.
Die Männer, die den Kerker bewachten, hatten ein wenig mitgefeiert, aber sie waren nicht betrunken; dazu nahmen sie ihre Verantwortung zu ernst. Sie hatten auch jetzt eine Flasche Alkohol, doch tranken sie nur mäßig. Sie lungerten vor dem Tor herum, rauchten Zigaretten und genossen die milde Abendluft.
Als der Wagen hielt, warfen sie die Zigaretten fort und nahmen Haltung an. Der General wälzte sich aus seinem Wagen und begrüßte leutselig die Söldner.
»Savage fühlt sich in der Hölle bestimmt sehr einsam«, meinte er fröhlich. »Wir wollen ihm ein bißchen Gesellschaft verschaffen.«
Er lachte lauthals über seinen Witz. Die Wächter stiegen vor ihm in den Kerker hinab. Die Luft hier unten war keineswegs milde, sie war feucht und kalt, und der General fröstelte. Vor der großen Zelle standen drei Söldner mit aufgepflanzten Bajonetten. Der Aufseher hastete aus seiner Kammer und salutierte vor dem General.
»Holen Sie die Kerle heraus«, sagte der General. »Wir haben noch eine wichtige Arbeit zu erledigen.«
Abermals amüsierte er sich über seinen Scherz. Der Aufseher hantierte mit einem Schlüsselbund und schob die Riegel vor der schweren Eisentür zurück. Der General spähte zu Renny und Johnny hinein, die vor dem Loch, das sie in die Mauer gegraben hatten, auf dem Boden hockten. Der Aufseher winkte Renny und Johnny zu sich. Langsam erhoben sie sich.
»Kommen wir wieder hierher?« fragte Renny.
»Bestimmt nicht!« Der Aufseher feixte.
»Bringt sie nach oben«, befahl der General.
»Ihr habt gehört, was der General gesagt hat.« Der Aufseher stieß Renny und Johnny in den muffigen Korridor. »Wenn ihr euch anständig benehmt, werdet ihr erschossen, sobald wir die Daumenschrauben an euch ausprobiert haben. Andernfalls gehen wir miteinander sämtliche Geräte durch!«
Die drei Söldner mit den Bajonetten trieben Renny und Johnny in den oberen Stock, der Aufseher und der General folgten.
»Ein angenehmer Henker ...«, sagte Johnny und deutete nach hinten auf den General. »Bevor man mit solchen Menschen zusammenlebt, sollte man wirklich lieber sterben.«
»Ruhe, ihr Hunde!« brüllte der Aufseher. »Ihr werdet gleich Gelegenheit haben, euren Mut zu beweisen, aber wenn ihr den General beleidigt, reiße ich euch eigenhändig die Zunge heraus!«
Der General schwieg. Er war nicht beleidigt. Er lächelte.
Die Männer erreichten den oberen Korridor. Aus entgegengesetzter Richtung klangen hastige Schritte auf, aber es war zu dunkel, die Neuankömmlinge waren noch nicht zu sehen. Die drei Wächter mit den Bajonetten wurden nervös, sie stießen ihre Gefangenen vor sich her.
»Wer flieht, wird sofort erschossen«, verfügte der Aufseher. »In meinem Gefängnis gibt es keine Fluchtversuche!«
»Dieser Idiot«, brummelte Renny. »Wohin sollten wir fliehen?«
Hinter einer Biegung des Korridors kamen zwei weitere Posten in Sicht. Sie stammelten etwas und zeigten mit zitternden Fingern nach hinten. Der Aufseher blieb erschrocken stehen, auch Renny und Johnny und die drei Wächter stockten. Der Mann, auf den die beiden Wächter zeigten, war General Glassell. Plötzlich gab es zwei Glassells, und außer ihnen wußte keiner der Anwesenden, welcher der richtige war.
Die beiden Glassells starrten sich an. Die Ähnlichkeit war in der Tat verblüffend. Die beiden Glassells trugen sogar die gleiche Uniform.
»Verhaften Sie den Mann!« brüllte der zweite General Glassell. »Er ist ein Betrüger!«
12.
Die Soldaten standen wie angewurzelt, mit offenem Mund. Die beiden Glassells rührten sich nicht. Ihre Gesichter waren dunkelrot vor unterdrückter Wut.
»Ein Betrüger!« brüllten jetzt beide unisono. »Verhaftet ihn!«
Die Soldaten rafften sich auf. Einige zielten auf den General, der zuerst in den Kerker gestiegen war, die übrigen zielten auf den Neuankömmling. Johnny und Renny wagten kaum zu atmen. Sie ahnten den Sachverhalt, sie wußten, daß Doc Savage ein Meister der Maske war, aber auch sie hätten hier im Halbdunkel nicht mit Sicherheit sagen können, wer Doc und wer der echte General war.
Weitere Soldaten drängten in den engen unterirdischen Korridor, von einem Offizier geführt. Er fand als erster die Geistesgegenwart
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