Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS028 - Das Gold der Mayas

DS028 - Das Gold der Mayas

Titel: DS028 - Das Gold der Mayas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
widersprach er lediglich aus Höflichkeit nicht.
    »Wo wohnt Glassell?« fragte Doc. »Oder ist er jetzt in seiner Dienststelle?«
    »Er hat ein Haus«, erklärte Avispa. »Die Amtsräume liegen im Erdgeschoß, seine Wohnung ist direkt darüber.«
    Er beschrieb den Weg zu Glasseils Haus. Doc stand auf.
    »Vielleicht können Sie mit ihm sprechen«, schlug Avispa vor. »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, ich habe ihn für einen anständigen Menschen gehalten. Er sollte sogar mein Nachfolger werden! Vielleicht können Sie ihn dazu überreden, sich von diesem Anführer zu trennen »Ich komme wieder«, sagte Doc. »Noch haben Sie die Auseinandersetzung nicht verloren.«
    Er verschwand auf demselben Weg, auf dem er gekommen war, und wurde draußen vom Schatten der Palastmauer aufgesogen. Einer der Männer an den Maschinengewehren hatte den Eindruck, eine schemenhafte Gestalt zu bemerken, die sich über die Mauer schwang, und gab auf’s Geratewohl einen Feuerstoß ab, aber von einer Sekunde zur nächsten war die Gestalt nicht mehr da. Widerwillig rang sich der Söldner zu der Überzeugung durch, er müsse sich geirrt haben, als der Mann in der Hauptmannsuniform neben ihm auf tauchte. Der Söldner zuckte zusammen, dann entdeckte er die Flasche in der Hand des Hauptmanns. Der Hauptmann schwankte nicht weniger als vorhin, eher mehr; er schien in der Tat über ein geheimes Whiskylager zu verfügen.
    »Ich hab Ihnen was mitgebracht«, lallte der Hauptmann und grinste von Ohr zu Ohr. »Damit ihr hier die Stellung halten könnt!«
    Der Söldner griff dankbar zu, der Hauptmann torkelte wieder die Straße entlang. Erst viel später kam der Söldner auf den Verdacht, daß der Hauptmann mit dem Schemen auf der Mauer identisch war, aber da hatte er die Flasche schon zur Hälfte geleert und der Schemen war ihm gleichgültig geworden.
     
    General Glassells Amtssitz war von Söldnern umzingelt. Auch sie hatten keinen Alkohol, und auch sie sehnten sich danach. Aber sie wären mit Whisky nicht zu bestechen gewesen, dazu war ihre Angst zu groß. Sie wußten, daß der Anführer beim General im Arbeitszimmer war.
    Also wachten sie aufmerksam, daß kein Unbefugter in das Heiligtum des Generals gelangte, aber sie achteten nur auf die Erde; den schwarzen Schatten, der sich über ihnen in den Bäumen mit akrobatischer Geschicklichkeit von Ast zu Ast schwang, bemerkten sie nicht.
    Der Schatten brachte die Postenkette hinter sich und glitt dicht vor dem Haus zu Boden. Vorsichtig näherte er sich einem offenen Fenster; die Läden waren geschlossen, aber die Schlitze zwischen den Lamellen waren ausreichend breit, so daß Licht hindurchschimmern konnte. Stimmen waren deutlich zu hören.
    »Ich lege keinen Wert darauf, einer Exekution beizuwohnen«, sagte jemand eisig. »Aber falls Sie diesen Wunsch haben, General, so erteile ich Ihnen die Erlaubnis.«
    »Ich möchte die Kerle ein bißchen foltern«, sagte der General genießerisch. »Man hat so selten Gelegenheit dazu, und ich sehe so etwas gern.«
    »Dieser Renny«, sagte die kalte Stimme, »ist er nicht ungewöhnlich groß und kräftig?«
    »So kräftig, daß er die Torturen bestimmt stundenlang ertragen wird.« Glassell schmatzte wie in Vorfreude auf ein köstliches Schauspiel. Seine Stimme klang nicht ganz nüchtern. »Der andere, Johnny, sieht ziemlich kränklich aus, mit ihm werden wir nicht viel Freude haben.«
    Der Schatten vor dem Fenster rührte sich nicht. Drinnen wurde ein Stuhl gerückt.
    »Zuerst will ich etwas essen«, verkündete Glassell, »dann nehme ich mir die Gefangenen vor. Wenn ich wiederkomme, lebt nur noch einer von Savages Assistenten.« Der Schatten vor dem Haus huschte an der Mauer entlang zu einem Fenster, hinter dem es dunkel war. Er schwang sich auf das Sims und verschwand im Zimmer. In einem anderen Raum war der General allein beim Abendessen. Er bedauerte, daß der Anführer nicht mit ihm speiste; offenbar aß der Mann gar nicht oder nur selten, jedenfalls hatte noch nie jemand ihn dabei beobachtet. Vielleicht war der Anführer ein Asket, aber auch Asketen müssen sich von Zeit zu Zeit ernähren. Auch bedauerte der General, daß der Anführer der Hinrichtung nicht beizuwohnen wünschte. Kein Zweifel: der Anführer war ein sonderbarer Mensch, dem die kleinen Freuden des Daseins nichts bedeuteten. Vermutlich waren die wirklich großen Männer aus solchem Holz geschnitzt. Glassell hatte nichts dagegen, kein großer Mensch zu sein. Er schätzte die kleinen Freuden.

Weitere Kostenlose Bücher