DS029 - Die Auferstehung
»Wo du es sagst – sie haben tatsächlich an den Fingernägeln gekaut. Alle.«
»Und jetzt sind sie tot«, bemerkte Doc Savage ruhig.
Der Vorfall mit den acht toten Gangstern gelangte natürlich in die Zeitungen. Wie hätte es auch anders sein können?
Anwalt Proudman Shaster las General Ino den Bericht in dem Zimmer des kleinen Hotels vor, in dem Ino zur Zeit sein Hauptquartier auf geschlagen hatte.
»Hier heißt es, sie hätten wahrscheinlich Selbstmord begangen«, erklärte Proudman Shaster aufgebracht. »In Wirklichkeit hatten Sie den Leuten gesagt, das Zeug unter ihren Fingernägeln würde sie nur für eine Weile bewußtlos machen ...«
»Ein kleiner technischer Umstand, dem weiter keine Bedeutung zukommt«, entgegnete General Ino gelassen. »Was hätten wir denn machen sollen? Dieser Savage ist mit allen Wassern gewaschen. Er hätte sie sofort zum Reden gebracht.«
»Allerdings, da haben Sie recht«, gab Shaster zu.
»Abgesehen davon – wenn die Sache erfolgreich abgewickelt ist, haben wir uns finanziell so gesund gestoßen, daß wir sie sowieso nicht mehr brauchen«, sagte General Ino.
Proudman Shaster nickte. »Ja, dann können wir beide in Pension gehen.«
General Ino drehte am Abstimmknopf des Transistorradios, das er neben sich stehen hatte. Da es gerade die volle Stunde war, gab ein Sprecher die Nachrichten durch. Im Anschluß an die Weltnachrichten meldete er, daß Salomons vorübergehend entführte Mumie nunmehr auf dem Weg in Doc Savages Laboratorium sei.
General Ino ließ daraufhin ein Glucksen hören, das stark an das Gackern einer Henne erinnerte.
»Alles läuft genau nach Plan – oder wie Sie, mein lieber Shaster, wahrscheinlich sagen würden, wundervoll – wirklich wundervoll!«
Auch vor dem Wolkenkratzer, in dem sich Doc Savages Hauptquartier befand, drängte sich eine solche Menschenmenge, daß kein Durchkommen gewesen wäre. Deshalb wurde die Mumie auf unterirdischem Wege, durch einen Seitentunnel, der von der normalen U-Bahn abzweigte, ins Gebäude gebracht, auf einem Weg, den Doc sonst nahm, wenn er den Wolkenkratzer ungesehen betreten oder verlassen wollte.
Jetzt lag die Mumie im Labor auf einem Marmortisch.
»In der Öffentlichkeit scheint die Meinung vorzuherrschen«, wandte sich Doc Savage an Monk, »ein solches Wiedererwecken wäre im Handumdrehen erledigt, als ob man nur eine Zauberformel zu sprechen brauchte. In Wirklichkeit ist es ein langwieriger Prozeß, der viele Stunden, vielleicht sogar Tage dauern kann. Laß das durch die Presse gleich einmal richtigstellen. Ich möchte vermeiden, daß die Öffentlichkeit falsche Erwartungen an das knüpft, was wir hier tun.«
»Mach ich«, sagte Monk und verließ das Labor, um mit der Presse zu telefonieren.
Doc Savages Laboratorium im 86. Stock des Wolkenkratzers in Manhattan wurde in den technischen Möglichkeiten nur noch von einem anderen übertroffen, das ebenfalls dem Bronzemann gehörte, von dessen Existenz aber kein Außenstehender wußte. Selbst Docs fünf Freunde wußten nicht, wo es sich befand – nur daß es in einem abgelegenen Teil der Erde lag und Doc es »Festung der Einsamkeit« nannte. Von Zeit zu Zeit, manchmal für Wochen oder Monate, pflegte er sich zu Studienzwecken oder wissenschaftlichen Experimenten allein dorthin zurückzuziehen. In der »Festung der Einsamkeit« hatte Doc auch den komplizierten chemisch-elektrolytischen Prozeß entwickelt, mit dem er einen Toten, sofern gewisse Voraussetzungen gegeben waren, wiederbeleben konnte. Einige der dafür nötigen Chemikalien waren so selten, daß er fast ein Jahrzehnt gebraucht hatte, die für die Wiederbelebung eines Toten nötige Menge zu gewinnen. Deshalb war der Prozeß auch auf mindestens ein Jahrzehnt hinaus nicht wiederholbar.
Monk kam zurück und meldete: »Erst wollten sie es mir natürlich wieder mal nicht glauben, und dann versuchten sie mir ein Loch in den Bauch zu fragen.« Doc Savage sagte: »Da ist noch etwas, das mir nicht aus dem Kopf geht. Seit wir das Wiederbelebungsexperiment bekanntgaben, sind, scheinbar unabhängig voneinander, zwei Ägyptologen ermordet worden. Der eine war Carson Alexander Olman hier in New York, der andere Sir Rodney Dillsworth in London. Ich frage mich, ob da nicht vielleicht ein Zusammenhang besteht. Seht doch einmal zu, ob ihr Näheres über die beiden Morde erfahren könnt. Etwas, das die beiden Mordfälle vielleicht verbindet.«
Renny, Ham, Johnny und Long Tom gingen in die nebenanliegende
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