DS029 - Die Auferstehung
auf, es ihm zu erklären. Auch die Luftbilder, die Doc mit der Polaroidkamera gemacht hatte, sagten ihm nichts.
Johnny hingegen sah sich die Fotos mit großem Interesse an, aber auch er schien enttäuscht. »Ich habe die indubitative Impression, daß sie hierauf keinerlei fotografische Manifestationen eines ...«, setzte er an.
»Hör zu«, stöhnte Monk. »Es reicht mir, daß ich hier schon einen nicht verstehe –
Pay-Day
. Also laß ihm das Monopol und sprich wenigstens du verständlich.«
»Ich wollte nur sagen, daß ich auf diesen Fotos nichts von einem Grabmal entdecken kann«, entgegnete Johnny pikiert.
Daß ihre ganzen bisherigen Anstrengungen vielleicht umsonst gewesen waren, war kein erhebender Gedanke. Niemand sagte etwas.
Pey-deh-eh-ghan geriet schließlich in Wut über sich selbst, weil er nicht sagen konnte, in welche Richtung sie sich wenden mußten. Er riß sich das Kopftuch herunter, das einer der Araber ihm überlassen hatte, und trampelte darauf herum.
»Ein zorniges Kind zerbricht sein Spielzeug«, bemerkte Doc trocken in der Sprache des Mumienmannes.
»Und ein See ohne Abfluß verlandet«, konterte der frühere Pharao. Zu seiner Zeit mußte er so etwas wie ein Philosoph gewesen sein.
Fünf Minuten später starrte Pey-deh-eh-ghan zu einem merkwürdig geformten Felsriff hinauf, hob die Hand und gab glucksende Geräusche von sich.
»Er gackert wie ein Huhn, das ein Ei gelegt hat«, sagte Monk. »Was hat er?«
»Er sagt, das sei der Felskopf der Galoppierenden Löwen«, übersetzte Doc, »eine Formation, die er wiedererkannt hat.«
Monk blinzelte zu dem Felsgipfel hinauf. »
Yeah
, etwas Galoppierendes erkenne auch ich ganz deutlich. Mir scheint es aber eher eine galoppierende Schildkröte zu sein.«
»Du redest zuviel«, fauchte Monk. »Das meiste davon Unsinn.«
Pey-deh-eh-ghan hatte einen schmalen Canyon entdeckt, der in Richtung Felsgipfel führte, und eilte so ungestüm darin entlang, daß die anderen Mühe hatten, mit ihm Schritt zu halten. Dabei herrschte zwischen den engen Canyonwänden ein noch rabenschwärzeres Dunkel als draußen und machte schnelles Gehen gefährlich.
»Au!« sagte Renny. Er war über einen Stein gefallen.
»Ich glaube, hier können wir es riskieren, gelegentlich eine Taschenlampe zu benutzen«, meinte Doc.
Im schwachen Schein seiner Dynamotaschenlampe war zu erkennen, daß die Canyonwände nicht aus schwarzem, sondern aus rötlichem Gestein bestanden und mit quadratischen Aushöhlungen versehen waren, groß genug, daß ein Mensch hätte aufrecht hindurchgehen können.
Renny war stehengeblieben. »Heiliger Bimbam!« rief er. »Das geht sich hier wie durch ’ne Geisterstadt mit Fenstern in den Häuserwänden rechts und links.«
Doc leuchtete in eine ebenerdige Nische hinein. Sie sahen in eine Aushöhlung, etwa so tief wie ein Eisenbahnwaggon. An den Seiten fanden sich aus dem Fels herausgehauene Simse, etwas mehr als zwei Meter lang und einen halben breit. In drei anderen Felsnischen, die sie ableuchteten, war die Szene genauso.
Johnny spähte zu den sich nach oben verengenden Canyonwänden hinauf. »Dadurch, daß die Felsen Überhängen und Sonne und Regen abschirmen, hat sich hier alles so gut erhalten, denn dies hier ist Kalkstein und nicht sehr hart.«
»Könntest du uns in einfachen, simplen Worten erklären, was das hier eigentlich darstellen soll?« fragte Monk.
»Schlafhöhlen, für die Sklaven, die seinerzeit das Grabmal bauten, aus dem Kalkstein herausgeschlagen«, entgegnete Johnny.
Monk kratzte sich den borstenhaarigen Hinterkopf. »Wie lange hat denn ein solcher Grabmalbau gedauert? Über ein Jahr?«
Johnny probierte sein Alt-Ägyptisch an Pey-deh-eh-ghan aus und bekam auch tatsächlich eine Antwort.
»Ein und ein Drittel
anghs
Sklaven haben rund neun Jahre gebraucht, um das Grabmal zu bauen«, übersetzte Johnny
Pay-Days
Antwort.
»Wie viele sind ein
angh?
«
»Ungefähr zehntausend.«
»Mann-o-Mann! Dreizehntausend Sklaven – neun Jahre lang!«
Pey-deh-eh-ghan hatte es eilig und war weitergegangen. Sie mußten fast laufen, um Schritt zu halten.
Monk, dem das Grabmal offenbar nicht mehr aus dem Kopf ging, rief von hinten her in der Schlange, in der er als letzter kam:
»Will jemand mit mir wetten, daß von
Pay-Days
Schatz kein Gold-Nugget mehr übrig ist? Daß das Grabmal restlos ausgeräumt worden ist?«
»Ich wünschte«, bemerkte Johnny spitz, »du würdest damit aufhören, ihn
Pay-Day
zu nennen. Er war einmal ein Pharao,
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