DS034 - Der flammende Dolch
die Sprache der Mayas, die seine Gefährten immer dann benutzten, wenn sie einander etwas mitzuteilen hatten, das nicht für fremde Ohren bestimmt war. Außer den Mayas selbst verstanden nur sehr wenige Menschen diese Sprache, und Doc hoffte, daß auch die Offiziere sie nicht verstanden, obwohl gewiß auch einige Mayas in Hispaniola lebten.
»Habt ihr was von eurer Ausrüstung mitgebracht?« wollte er wissen.
»Absolut nichts«, antwortete Monk in derselben Sprache. »Die Kerle haben uns auf der Jacht durchsucht und uns alles abgenommen. Sie haben uns sogar in Badewannen gesteckt und unsere Finger- und Zehennägel kontrolliert.«
»Miß MacNamara!« rief Doc.
»Ja?« erwiderte das Mädchen.
Hinter einer Tür schallte ein Jubelschrei, dann fing eine jugendliche Stimme an, herzzerreißend zu fluchen. Doc vermutete, daß die Stimme Sandas Bruder gehörte. Offenbar freute er sich über die Anwesenheit seiner Schwester, zugleich war ihm bewußt, daß sie gleich ihm in der Klemme steckte.
Doc hatte sich nicht getäuscht. Seine Vermutung wurde alsbald bestätigt.
»Sanda!« schrie die Stimme auf Spanisch. »Wie haben sie dich gefangen?«
»Don!« Sanda war alarmiert. »Don, du lebst ...«
Sie lachte, gleichzeitig weinte sie; sie benahm sich nicht viel vernünftiger als ihr Bruder, Beide redeten aufeinander ein, keiner hörte zu, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder zur Vernunft kamen. Sanda verzichtete darauf, ihrem Bruder zu berichten, wie sie in dieses Haus gekommen war; dazu war ihre Neugier zu groß.
»Don!« rief sie. »Ich hab gedacht, du bist tot! Ich hab dein Flugzeug auf der Sandbank gesehen, aber du warst nicht mehr drin ...«
»Nein, ich war nicht mehr drin.« Juan Don lachte ärgerlich auf. »Der Chef der Bande, ein gewisser van Jelk, hatte sich in meiner Maschine im Gepäckraum versteckt. Als wir über dem Urwald waren, ist er herausgekommen, hat mir eine Pistole an den Hals gepreßt und mich gezwungen, auf den Fluß herunterzugehen. Unten hat er mir auf den Kopf gehauen, und die Maschine ist gegen die Sandbank geprallt. Das hast du doch bestimmt beobachtet ...«
»Aber wie bist du aus dem Flugzeug gekommen? Im Sand waren keine Fußspuren!«
»Ich weiß es nicht. Ich war bewußtlos.«
»Das ist nicht schwer zu erklären.« Doc mischte sich ein. »Sie waren mit mir auf der Sandbank, Miß MacNamara ...«
»Ja«, sagte das Mädchen.
»Ich bin von der Tragfläche der abgestürzten Maschine auf die Schwimmer unserer eigenen gesprungen«, sagte Doc. »Ich hab den Boden nicht berührt, und van Jelk brauchte ihn auch nicht zu berühren. Er hat Ihren Bruder ins Wasser geworfen, ist hinter ihm her gesprungen und mit ihm an’s Ufer geschwommen.«
Sanda dachte nach.
»Ich hab gewußt, daß es dafür eine natürliche Erklärung gab«, stellte sie schließlich zufrieden fest. »Das hab ich immer gesagt! Aber was ist mit den schwarzen Dolchen, gibt’s dafür auch eine Erklärung?«
Auf dem Korridor klangen Schritte auf, sie näherten sich Docs Tür. Ein Schlüssel wurde ins Schloß gerammt und drehte sich, die Tür wurde aufgerissen, draußen stand van Jelk.
»Der Vorschlag stammt nicht von mir«, teilte er mit, »aber die anderen sind dafür, also hab ich nachgegeben. Außerdem kann es nicht schaden, wenn wir uns ein bißchen mit Ihnen unterhalten.«
Der Tisch war lang und schmal und bestand aus Mahagoni. Am Kopfende saß B. A. Arthur, offenbar präsidierte er, und er benahm sich nicht anders als er sich bei der Versammlung eines Aufsichtsrats in New York, Philadelphia oder Chicago benommen hätte. Der Waffenfabrikant Lord Dusterman saß rechts von ihm, der Ölhändler Achmed Ben Khali links. Die übrigen Mitglieder des Syndikats, das sich angeblich mit dem Erwerb von präkolumbianischen Kunstwerken befaßte – Mark Costervelt, Josh Sneed und Jaques Coquine – schlossen sich an, van Jelk nahm am entgegengesetzten Ende Platz. Doc Savage blieb stehen.
»B. A. hat das Wort«, sagte van Jelk und deutete auf Arthur. »Er ist unser Sprecher. Ich bin nur für die Ausführung unserer Resolutionen zuständig.«
B. A. Arthur stand auf. Er lächelte gewinnend.
»So sehen wir uns also wieder«, sagte er leichthin. »Ich frage mich, wie viel wir Ihnen mitteilen müssen, damit Sie begreifen, worum es uns ging und immer noch geht ...«
»Ich kann einige Vermutungen anstellen«, sagte Doc ruhig. »Sie brauchen nur zuzuhören, dann wissen Sie Bescheid.«
Arthur blickte zu seinen Kollegen. Sie nickten.
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