DS044 - Das Höhlenreich
das Genick«, versprach ihm Bowen.
Trotz Bowens Warnung klapperten Dorgans Zähne weiter. Aber dann setzte das Klappern aus, ganz plötzlich und unvermittelt.
»Eichhörnchen!« rief Bowen scharf.
Er bekam keine Antwort. Daraufhin begannen alle im Dunkel herumzutasten, bis sie Dorgan schließlich fanden, über die Dachbrüstung hängend – tot.
»Er muß ’n Herzschlag bekommen haben«, murmelte einer der Gangster. »Eichhörnchen hatte schon immer ein schwaches ...«
Er unterbrach sich, weil aus dem Dunkel ein schwerer Fall zu hören war. Wieder begannen Bowens Gangster herumzusuchen, bis sie auf einen leblos daliegenden Körper stießen.
»Es ist Joe«, meldete Hamhock, der sich gebückt und den Mann abgetastet hatte.
»Und Joe hatte noch nie ein schwaches Herz!« tobte Bowen. »Sag mir einer, was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
Sekundenlang herrschte spannungsgeladenes, nervenzermürbendes Schweigen. Dann meldete Honey Hamilton schüchtern: »Ich hab’ was gefunden, Boß!«
»Wo? Was?« explodierte Bowen.
»Es steckt in Joes Hals und läßt sich nur ganz schwer rausziehen. Wie ’ne schwere kleine Kugel mit ’ner Spitze fühlt es sich an, und es steckt da so fest wie mit ’nem Widerha...«
»Laß es los, Honey!« rief Bowen. »Paß auf, daß du dich nicht daran verletzt. Was immer es ist, daran muß das Gift sein, das Joe gekillt hat.«
Hamhock keuchte auf.
Der Gangsterboß fuhr herum. »Hamhock! Hat es jetzt dich erwischt?«
»Ne, Boß«, meldete Hamhock sich ruhig. »Ich merkte nur eben an ’nem Luftzug, daß mir irgendwas haarscharf am Gesicht vorbeizischte.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?« brüllte Bowen ihn an. »Los, flitzt in Deckung! Sie scheinen von irgendwoher Giftpfeile regnen zu lassen!«
Die Männer warfen sich unmittelbar neben der Dachbrüstung flach zu Boden und konnten nun hören, wie die Giftbolzen über sie hinwegpfiffen und mit leisen Patschlauten auf dem Hausdach einschlugen.
»Mann, o Mann«, jammerte Hamhock, »wir hätten uns nie drauf einlassen sollen, den großen Kasten da drüben zu stürmen. Jetzt haben wir uns ’n verdammt zu großes Stück abgebissen, an dem wir krepieren werden.«
»Schnauze!« herrschte Bowen ihn an. »Das Ganze war Ools Idee. Er sagte, wenn wir uns die Zentralanlage unter den Nagel reißen, könnten wir den ganzen Laden hier übernehmen. Aber hör jetzt auf zu unken, Hamhock. Oder ich brech’ dir dein verdammtes Niggergenick!«
»Ich sag’ ja schon nichts mehr, Boß«, gab Hamhock klein bei. »Richtig großartig fühl ich mich hier im Stockdunkeln.«
Während der Ereignisse war weiter das rhythmisch pochende Geräusch zu hören gewesen, das von der Zentralversorgungsanlage kam und an das sie sich schon so gewöhnt hatten, daß sie es fast nicht mehr wahrnahmen.
Jetzt sagte Hamhock plötzlich: »He, horcht mal! Kommt es euch nicht auch so vor, als ob das komische Pochen immer langsamer wird?«
Bowen horchte auf. »Yeah, da hast du recht. Und sie schießen auch nicht mehr so viele Giftbolzen ab. Wahrscheinlich glauben sie, sie hätten uns schon alle erledigt. Aber wartet nur, bis sie wieder ihr verrücktes gelbes Licht andrehen. Dann nebeln wir sie ein. Mit Blei.«
Honey Hamilton sagte mit seiner sanften Stimme: »Geht es euch – nicht auch so – daß euch das Atmen – immer schwerer fällt?« Er brachte die Worte nur noch mühsam heraus.
Von den anderen wurde ihm dies nachdrücklich bestätigt. Hamhock japste: »Kann es nicht damit zusammenhängen – daß das Pochen da – immer langsamer wird?«
Bowen stieß einige Flüche aus; zu mehr fehlte auch ihm inzwischen der Atem. »Wahrscheinlich haben sie die Sauerstoffzufuhr gedrosselt – und hier oben macht sich das zuerst bemerkbar. Los, ins Haus – runter!«
Sie nahmen die schwarzen Brillen ab und leuchteten mit ihren Stablampen. Mit der wendelförmigen Rolltreppe, die es in dem Wohnhochhaus statt eines Fahrstuhls gab, fuhren sie hinunter, ließen die Lichtkegel der Stablampen herumgeistern und gaben mehrmals Schüsse auf Köpfe ab, die sich neugierig vorstreckten.
In Bodenhöhe war die Luft tatsächlich viel atembarer. Mit ihren MPis immer wieder kurze Feuerstöße abgebend, stürmten sie auf die Straße der Höhlenmetropole hinaus, und Bowen schien genau zu wissen, wohin er wollte. Er führte seine Männer zu einer bestimmten Stelle der äußeren Höhlenwand der unterirdischen Metropole und rief hinauf: »Los, runterlassen! Und kein Licht
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