DS045 - Die Macht des Shimba
zugestellt werden.«
Er besah sich nun ebenfalls das Paket. Außer seinem Namen war nichts angegeben, weder die Straße, noch die Hausnummer, noch die Etage – doch war dergleichen nicht ungewöhnlich. Es gab nicht viele Menschen in New York, die Docs Anschrift nicht kannten. In der oberen linken Ecke war der Absender vermerkt:
William Smith, 4404 Crooked Neck Road, Long Island
.
Doc las den Namen und die Adresse des angeblichen Absenders vor. Ham schüttelte den Kopf,
»Also nicht Harlem, wie ich vermutet hatte«, meinte er. »Aber wenigstens nennt er sich Smith! Ihr werdet euch daran erinnern, daß ich gesagt hab, dieser Logo könnte sich als Brown oder Smith in Harlem verkrochen haben.«
»Woher willst du wissen, daß Logo der Absender ist?« erkundigte sich Monk.
»Ich weiß es nicht«, sagte Ham. »Ich halte es für möglich.«
»Wir wissen es nicht.« Doc nickte. »Außerdem wäre es ein seltsamer Zufall, wenn Leute aus Kokonia jetzt, nachdem Renny vergebens versucht hat, uns einen Hinweis zu geben, mit uns Verbindung aufnehmen wollten.«
»Das finde ich nicht!« behauptete Monk. »Von Zufall kann keine Rede sein. Auch die Bürger von Kokonia wissen, daß Renny zu unserer Gruppe gehört, und wenn sie ihn gegriffen haben, können sie die Finger auch nach uns ausstrecken.«
»Richtig. Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Udus Gegner wollen uns vielleicht in ihre Gewalt bekommen, während Udu und seine Verbündeten uns eine Nachricht zugehen lassen möchten.«
Er entfernte vorsichtig das Papier, soweit Monk es nicht schon abgerissen hatte. Er hielt einen polierten Würfel aus Teakholz in den Händen. Falls der Würfel ein Kasten war – Doc wußte es nicht genau –, so war jedenfalls kein Öffnungsmechanismus zu erkennen.
»An deiner Stelle würde ich mit zimperlicher Behutsamkeit vorgehen«, sagte eine gebildete Stimme am anderen Ende der riesigen Bibliothek. »Nach allem, was zu eruieren mir gelungen ist, stammt dieses Paket aus einer Firma, die noch zwei solcher Pakete auf den Weg gebracht hat, und die beiden anderen Pakete haben sich als tückisch und tödlich erwiesen.«
Doc blickte auf. Johnny war durch eine Geheimtür hereingekommen. Er war lang und erschreckend mager. In seiner Zeit als Universitätsdozent hatte er sich eine geschraubte Ausdrucksweise angewöhnt, von der er nicht mehr loskam.
Doc stellte den Kasten abermals ab. Johnny trat näher und berichtete von den beiden Anschlägen, von denen er auf der Straße gehört hatte.
»Männer mit durchlöcherten Ohren ...« Doc brütete. »Das könnte auf die Massai und die Waperri zutreffen, während die schmalen Nasen der Boten eher auf Kokonesen hindeuten ...«
»Massai und Waperri sind gefährlich wie Klapperschlangen«, erläuterte Johnny, »obwohl man sich natürlich immer vor Verallgemeinerungen hüten soll. Jedenfalls geht dieser Ruf den Mitgliedern der beiden Stämme voraus; ob er gerechtfertigt ist, kann man von hier aus nicht beurteilen. Sie ernähren sich von rohen Fleisch und trinken Blut – soweit man den Forschern glauben darf. Ich weiß nicht, wie weit man das kann.«
»Der Holzblock ist so schwer, daß er massiv sein könnte«, sagte Doc und betrachtete noch einmal das ungewöhnliche Geschenk. »Mein Instinkt teilt mir mit, daß er nicht massiv ist. Der Inhalt würde mich durchaus interessieren, aber wahrscheinlich ist es nicht empfehlenswert, mit Gewalt vorzugehen. Wir werden das Ding einschließen.«
Der Bote im Empfangszimmer wurde laut.
»He!« brüllte er. »Ich will hier raus! Auch wenn ich hier bei Doc Savage bin, ich hab noch mehr zu tun, ich laß mir das nicht gefallen!«
Monk eilte ins Empfangszimmer und trat wieder kräftig auf die Ecke des Teppichs. Die Mauer glitt zurück und gab die Tür frei.
»Warum schreien Sie denn so?« fragte er scheinbar naiv und reichte ihm den unterschriebenen Zettel. »Niemand hält Sie fest.«
»Aber Sie haben mich hier festgehalten!« Der Bote besichtigte entrüstet die Tür. »Sie haben mich eingesperrt. Das ist Freiheitsberaubung!«
Monk schenkte ihm einen Dollar. Der Bote beruhigte sich.
»Ich mag solche Tricks nicht«, bekannte er, dann grinste er vertraulich »Wie haben Sie das gemacht?«
»Ich hab nichts gemacht«, log Monk mit unerschütterlich einfältigem Gesicht. »Die Tür war die ganze Zeit da.«
Er führte den Boten auf den Korridor und zum Lift und machte lautlos hinter ihm die Tür zu. Doc, Ham und Johnny kamen nun auch ins Empfangszimmer, Doc
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