DS054 - Stausee des Todes
Überraschung erholt hatten. Er zeigte ihnen aus der Nähe das schwarze Loch im Lauf des Revolvers, und die Wärter reckten unaufgefordert die Arme in die Luft. Doc entwaffnete die Wärter und sperrte zwei von ihnen in das Verlies, in dem er gewartet hatte, um zum Komitee geholt zu werden, den dritten nahm er mit.
Er eilte zu der Treppe, die zu einem der Wachtürme führte. Er hielt sich hinter dem Wärter, so daß der Posten nicht schießen konnte, ohne den Wärter zu gefährden. Bevor der Posten sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte, waren Doc und der Wärter bei ihm. Mit einem Druck der Fingerspitzen auf das Nervenzentrum an der Schädelbasis setzte Doc den Posten blitzschnell außer Gefecht. Der Wärter stand dabei und wurde von Sekunde zu Sekunde blasser.
»Keine Angst«, sagte Doc. »Wenn Sie mitspielen, passiert Ihnen nichts.«
»Okay«, sagte der Wärter heiser. »Ich spiele mit. Aber Sie werden nicht weit kommen. Wir haben bisher alle Ausbrecher zurückgeholt, und dann können Sie was erleben. Sie werden den Tag verfluchen, an dem Sie geboren worden sind!«
»Das ist möglich«, räumte Doc ein, »aber bestimmt nicht Ihretwegen. Wenn ich schieße, geben Sie Alarm. Sagen Sie, ein Ausbrecher ist in die Steppe gerannt – nach Süden!«
Er stülpte die Mütze des Postens auf und zog seine Jacke über den Sträflingsanzug, dann griff er sich die Maschinenpistole auf dem Turm und gab einen Feuerstoß auf einen harmlosen Strauch ab.
»Vorwärts!« zischte er. »Schreien Sie!«
»Alarm!« brüllte der Wärter. »Dort rennt er – zu den Bergen!«
Im Hof rannten die Aufseher zusammen, einer von ihnen bellte Kommandos, dann rückte ein Trupp südwärts aus, die übrigen trieben sämtliche Häftlinge, deren sie habhaft werden konnten, in ihre Zellen. Zwanzig Minuten später, der Direktor und das Komitee waren inzwischen befreit worden, ergab eine Kontrolle, daß außer Big Eva noch ein Häftling fehlte. Der Direktor ordnete eine Razzia an. Der Mann wurde in der Wäscherei in einem Korb unter schmutzigen Laken aufgestöbert, wo er sich in der allgemeinen Verwirrung versteckt und gehofft hatte, ebenfalls eine Gelegenheit zur Flucht zu finden.
Anschließend formierte der Direktor ein Aufgebot und führte es in die Steppe, um den Suchtrupp zu unterstützen. Die Mitglieder des Komitees stiegen in ihre Autos und fuhren in die Stadt.
Doc Savage, der Wärter und der Posten blieben im Turm, bis es dunkel wurde. Doc blieb nichts anderes übrig als auch den Mann, der den Posten ablösen sollte, zu überwältigen. Er fesselte die beiden Posten mit ihren Gürteln und stopfte ihnen die Taschentücher als Knebel in den Mund, dann legte er einen der Posten am Fuß und den zweiten am Kopf der Treppe auf den Boden, damit sie einander nicht helfen konnten.
Sobald es im Gefängnis still geworden war, pirschte Doc zum Büro, der Wärter begleitete ihn wie ein unfreiwilliger Schatten. Doc hatte den Eindruck, daß der Mann sich allmählich an diesen Zustand gewöhnte. Er griff zum Telefon und befahl dem Nachtdienst, Hondo Weatherbee zum Direktor zu bringen.
Zwei Wärter trappten zu Idles Zelle, zerrten ihn von seiner Pritsche und schleiften ihn durch verödete Korridore zum Büro. Einer von ihnen klopfte höflich an, Doc öffnete nur so weit, daß sie ihn nicht sehen konnten, und ließ Idle herein. Im Zimmer brannte die Schreibtischlampe. Der Lichtkreis hatte einen Durchmesser von knapp einem Meter; daher war es im Büro beinahe dunkel.
»Benehmen Sie sich normal«, sagte Doc leise zu Idle.
Idle starrte ihn betroffen an. Er erholte sich schneller von der Überraschung, als Doc vermutet hatte.
»Guten Abend, Direktor«, sagte er scheinbar verdrossen. »Was wollen Sie von mir?«
Doc lächelte und schloß die Tür.
»Sie sind also nicht geflohen«, flüsterte Idle.
»Noch nicht ganz«, sagte Doc leise.
»Warum sind Sie noch hier?«
»Einmal hätte man mich natürlich ohne Mühe eingeholt, wenn ich in die Steppe gelaufen Wäre, zum anderen hatte ich die Absicht, Sie mitzunehmen,«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Idle ohne Ironie. »Aber wie wollen Sie das anstellen?«
»Mit einem Bluff«, antwortete Doc. »Der Direktor ist noch unterwegs, um nach mir zu fahnden, aber die
Wärter vom Nachtdienst wissen es vielleicht nicht. Wir werden seinen Wagen benutzen.«
Er befahl dem Wärter, der sich offensichtlich nach wie vor mit seinem Schicksal abfand, die beiden Männer vor der Tür hereinzurufen. Der
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