DS061 - Die Gedankenmaschine
Er fand Monokel schick, zumal diese Geräte seit vielen Jahren aus der Mode gekommen waren. Littlejohn alias Johnny liebte es, gegen Trends anzuschwimmen.
Die Journalisten wußten, daß er zu Doc Savages kleiner Gruppe gehörte, aber mit ihm hatten sie nichts im Sinn. Sie erkundigten sich nach Doc Savage.
»Zu meinem Bedauern sehe ich mich genötigt, Sie darüber zu informieren, daß Docs Aufenthalt mir derzeit nicht geläufig ist«, erläuterte er mit Würde. »Sollten Sie die Absicht hegen, mich mit Interviews zu behelligen, so muß ich Sie enttäuschen. Nicht nur bin ich keineswegs über Docs Pläne aufgeklärt, sondern darüber hinaus zu einer grundsätzlichen Diskretion verpflichtet.«
Eine halbe Stunde deckten sie ihn trotzdem mit Fragen ein, die er höflich und gewunden nicht beantwortete. Dann fuhren sie verdrossen mit den Lifts nach unten und strömten in die nächste Bar. Sie bestellten Bier und Whisky und hechelten durch, was sie nicht erfahren hatten. Später mokierten sie sich über Mandebran und die zwanzig Millionen, die dieser möglicherweise in kleinen Scheinen mit einem Lastwagen ins Ausland transportiert hatte, und schließlich diskutierten sie über Frauen und Pferderennen.
Zwei der Journalisten hielten sich etwas abseits. Sie sprachen wenig und hörten aufmerksam zu, wobei sie indes nicht den Eindruck erweckten, voll auf ihre Kosten zu kommen. Nach einer Weile steckten sie sich Zigaretten an, bezahlten ihre Getränke und traten vor die Tür. Einer von ihnen hatte eine Kamera, sein Kollege trug einen Stenogrammblock in der Jackentasche.
»Nicht gut«, sagte der. Mann mit der Kamera. »Wir wissen nichts, und die Kerle in der Kneipe wissen auch nichts.«
»Und das Knochengestell in der sechsundachtzigsten Etage hat uns leer laufen lassen«, nörgelte der Kollege. »Das ist verdächtig. Warum war er so verschlossen? Ich bin davon überzeugt, daß Savage schon seine Finger in dieser Sache hat.«
»Aber woher weiß er Bescheid?«
»Vielleicht weiß er nicht Bescheid – noch nicht.«
»Du meinst, er hat keine Ahnung, wie dick dieser Fisch ist, und bohrt trotzdem darin herum?«
»Er wird bald eine Ahnung haben. Er bohrt auf alle Fälle, immerhin hat er Geld verloren.«
»Dann sollten wir dafür sorgen, daß er seine Finger zurückzieht, bevor es für uns zu spät ist.«
»Richtig«, sagte der Mann ohne Kamera. »Mehr oder weniger ist es genau das, was der Chef von uns erwartet.«
»Naja«, meinte der Mann mit der Kamera unentschlossen. »Aber hast du mal darüber nachgedacht, wie wir es anstellen wollen?«
»Ich denke immer nach.« Der Kollege feixte. »Ich bin nämlich ein Denker. Komm mit.«
Sie gingen schnell die Straße entlang, bogen in eine Gasse ein und steuerten auf ein einzelnes Taxi zu, das an einer Ecke parkte. Sie stiegen ein, der Fahrer wandte sich forschend zu ihnen um. Er war so unauffällig wie seine beiden Passagiere, bemerkenswert war lediglich, daß er viel jünger war als sie, nämlich höchstens zwanzig, und sein Kinn außerordentlich unterentwickelt war.
»Zum Museum of National History«, sagte einer der Passagiere.
»Warum?« fragte der Fahrer. »Habt ihr euch entschlossen, die Geschichte der Vereinigten Staaten zu studieren?«
»Fahr los und bleib in unserer Nähe«, sagte der Passagier. »Dann hast du Gelegenheit, selber mal ein bißchen zu studieren.«
Der Fahrer setzte sein Taxi in Bewegung, bugsierte es mit mehr Fleiß als Können durch den chaotischen Verkehr, brachte es vor dem Museum zum Stehen und stieg mit den beiden Männern aus. Als sie endlich vor einem Glaskasten standen, der das Wohlgefallen der zwei Passagiere zu erregen schien, blickte der Fahrer auf seine Uhr. Mittlerweile war eine Dreiviertelstunde vergangen.
Um diese Zeit war es im Museum ziemlich leer. Der Fahrer beobachtete die beiden Wärter, die sich in einer Ecke des Saals langweilten. Seine Begleiter betrachteten den Inhalt des Glaskastens. Er enthielt ein Medaillon von dem ein Messingschild verkündete, daß es aus dem Grab Tutanchamuns stammte.
Die beiden Passagiere schlenderten scheinbar beiläufig zu den Wächtern, zogen blitzschnell Schlagstöcke aus den Ärmeln und klopften den Wächtern auf den Kopf. Die Wächter ächzten dezent und kippten um. Unterdessen fischte der Fahrer ein kleines Brecheisen aus der Tasche und wuchtete das Schloß des Kastens auf. Er schob das Medaillon unter sein Hemd und verließ mit den Passagieren das Museum, ohne unterwegs oder an der Tür
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