DS062 - Das Unheimliche Königreich
Umständen waren die Flugzeuge der Calbianischen Armee wie die der Revolutionäre an den Boden gefesselt. Renny brauchte sich mit den Piloten einstweilen nicht zu befassen. Er flog seine Maschine zum Flughafen, und übergab sie den Mechanikern. Er verbrachte seine Zeit damit, die Verhältnisse im Palast zu studieren und weiter über die geplante Entführung nachzudenken.
Er stellte fest, daß die königlichen Automobile an den Palasttoren nicht kontrolliert wurden und daß Dal Le Galbin sich abends meistens in einen unbewohnten Flügel des Palasts zurückzog, wo er sich ein privates Studio eingerichtet hatte. Notgedrungen fand Renny sich damit ab, die Prinzessin und Flancul nicht ebenfalls kidnappen zu können. Vor der Zimmerflucht des Mädchens lungerte Tag und Nacht der ungeheuerliche Botezul – den die Prinzessin in eine Uniform mit Bärenfellmütze gesteckt hatte, wodurch er noch gigantischer wirkte und Flanculs Unterkunft kriegte Renny trotz aller Mühe nicht heraus. Daher steckte er an seinem dritten Abend in San Blazna kurz vor Mitternacht einen stabilen Strick in die Tasche und schlich zu Le Galbins Studio.
Die Tür knarrte, als Renny sie behutsam öffnete, und Le Galbin, der am Schreibtisch im Lichtkegel einer Leselampe saß, blickte verwirrt auf. Renny zog seinen Revolver.
»Still!« zischelte er. »Sonst tut’s gleich lausig weh!«
Le Galbin hob zögernd die Hände, obwohl Renny ihn dazu nicht aufgefordert hatte. Renny eilte zu ihm und fischte mit der freien Hand den Strick aus der Tasche. Le Galbin brachte blitzschnell die Arme herunter und schwang die rechte Faust in die Richtung zu Rennys Kinn. Renny wich dem Hieb aus und klopfte dem König mit dem Revolverlauf sanft auf den Kopf. Der König sackte auf seinen Sessel.
Renny fesselte ihm die Hände auf den Rücken, stopfte ihm seine Krawatte als Knebel zwischen die Zähne und lud ihn sich auf den Rücken. Den Rest des Stricks steckte er wieder ein und eilte zur Tür.
Auf dem Korridor lauerte Botezul. Aus dem Halbdunkel wuchs er vor Renny buchstäblich aus dem Boden, und ehe Renny sich von der Überraschung erholt hatte, war Botezuls Pranke mit seinem, Rennys, Kinn zusammengestoßen, und Renny setzte sich bestürzt auf die Marmorfliesen. Den Monarchen ließ er fallen, wodurch dieser sich jäh von seiner Ohnmacht erholte.
Botezul visitierte Renny und nahm ihm den Revolver, die kleine Maschinenpistole unter der Uniformjacke und den überzähligen Strick ab. Dann band er Renny Hände und Füße zusammen und widmete sich demütig dem Monarchen.
17.
Dal Le Galbin massierte die Stelle, wo Rennys Revolver ihn getroffen hatte, und besah sich kritisch Renny und Botezul und die Maschinenpistole. Botezul kniete sich hin und senkte den Kopf, wie er es auf der Straße bei der Prinzessin getan hatte.
»Ich habe diesem Mann mißtraut, König«, sagte er unbeholfen. »Ich hab ihn beobachtet.«
Le Galbin zitterte ein bißchen und war ziemlich fahl geworden. Er zupfte an Botezuls Schulter zum Zeichen, daß dieser sich erheben sollte. Botezul tat es.
»Ich werde dich für diese gute Tat fürstlich belohnen, mein guter Mann«, sagte Le Galbin heiser. »Ich habe ihm nämlich nicht mißtraut.«
»Er ist ein schlechter Mensch«, meinte Botezul. »Wer ein Schießeisen unter der Jacke hat, ist nicht ehrlich.«
»Wie wahr.« Der Monarch nickte. »Würdest du bitte meine Tochter und Flancul holen?«
Der Riese entfernte sich. Le Galbin musterte finster Renny, der noch auf dem Boden saß, und wenn Blicke töten könnten, wäre Renny nie wieder aufgestanden.
Wenige Minuten später hasteten Gusta und Flancul den Korridor entlang, Botezul folgte ihnen wie ein treuer, etwas einfältiger Hund. Le Galbin berichtete von Rennys Verbrechen.
»Offenbar gehört er zu den Revolutionären!« vermutete Gusta. »Er wollte dich ihnen ausliefern.«
»König«, sagte Botezul treuherzig, »ich will Ihnen was zeigen.«
Mit Rennys Taschentuch rieb er an Rennys gefärbten Haaren, das Taschentuch bekam rötliche Spuren. Er zeigte das Taschentuch herum, und Le Galbin wurde noch fahler. Flancul kniff die Augen zusammen und fixierte Renny.
»Jetzt erkenne ich ihn!« sagte er. »Er ist einer von Savages Assistenten!«
»Tatsächlich?« Gusta staunte. »Dann wäre er auf der ›Seaward‹ gewesen und mit dem Rettungsboot ...«
»Richtig!« sagte Flancul.
»Also lebt Savage vielleicht noch?«
»Hoffentlich nicht!« sagte Flancul.
Die Prinzessin kicherte schrill, der König
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