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DS062 - Das Unheimliche Königreich

DS062 - Das Unheimliche Königreich

Titel: DS062 - Das Unheimliche Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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wenn Sie mit mir zu Mittag essen würden.«
    Flancul stiefelte aus dem Saal. Renny bedankte sich für die Einladung, salutierte vor dem König, der möglicherweise ein Tyrann, aber durchaus sympathisch war, und ließ sich von einem der Livrierten durch endlose, hallende Korridore eskortieren. Die Prinzessin, soviel bemerkte er, ehe er die Halle verließ, tuschelte mit ihrem Vater, und Renny fühlte sich jählings wieder unbehaglich.
     
    Er hatte keinen Grund zur Besorgnis, er merkte es, als er am Mittag den kleinen Speisesaal betrat, wo Le Galbin und das Mädchen ihn bereits erwarteten. In der Zwischenzeit hatte er sich in seinen Gemächern – einem schleiflackfarbenen Schlafzimmer, einem Mahagonisalon und einem Marmorbad – gesäubert und noch einmal rasiert, damit seine dunklen Bartstoppeln den roten Haarschopf nicht Lügen straften, und schließlich eine himmelblaue Fliegeruniform der Calbianischen Armee angezogen. Nur der oberste Befehlshaber durfte Weiß tragen. Der Diener, der die Uniform brachte, hatte es ihm erklärt.
    Renny erfuhr nun, warum das Mädchen mit Le Galbin getuschelt hatte. Sie wollte Renny die Stadt zeigen, und Le Galbin sollte ihr zu diesem Zweck einen gepanzerten Wagen und einen Chauffeur zur Verfügung stellen, der zugleich ein armierter Leibwächter war. Le Galbin hatte nichts dagegen.
    Das Essen verlief harmonisch wie im Familienkreis, und Renny ertappte sich dabei, diesen König immer mehr zu mögen. Vorsichtig brachte er das Gespräch auf eine angebliche Geheimwaffe, von der er in Hongkong gehört haben wollte und über die Calbia, wie es hieß, verfügen sollte. Le Galbin schwieg sich aus, und die Prinzessin schwieg sich ebenfalls aus.
    Später mischte Renny sich unter die Palastwachen. Der Offizier, den er verhauen hatte, war unterdessen abgelöst worden. Wieder erkundigte sich Renny nach der Erfindung des Barons Mendl. Aber auch die Soldaten gaben vor, darüber nichts zu wissen. Renny wunderte sich.
    Nach dem Fünf-Uhr-Tee, der in Calbia schon um vier serviert wurde, fuhr Renny mit dem Mädchen und dem Leibwächter durch die Stadt. Renny und das Mädchen waren im Fond. Zwischen ihnen und dem Chauffeur war eine schallsichere Trennscheibe. Die Prinzessin wies ihn auf sogenannte Sehenswürdigkeiten hin, ließ sich über die etwaigen Verteidigungsmöglichkeiten von San Blazna aus und begehrte Rennys Meinung zu hören. Er antwortete einsilbig. Er dachte darüber nach, ob er nicht Gusta schon immer mal entführen und sich anschließend den König holen sollte. Er kam zu keinem Resultat.
    Zum Abschluß der Exkursion führte das Mädchen ihn in ein uraltes Haus, das am Stadtrand lag und erstaunlich gut erhalten war. Hier, so erzählte Gusta, war der erste Le Galbin, jener Carlos, geboren worden. Er war armer Leute Kind, hungerte meistens und konnte weder lesen noch schreiben. Durch Intelligenz, Fleiß und Tapferkeit war es ihm gelungen, König des Gemeinwesens zu werden. Renny war mißtrauisch. Er kannte ähnliche Geschichten, die in den USA über die Begründer großer Vermögen verbreitet wurden und zum Teil sogar der Wahrheit entsprachen. Er wußte aber auch, was diese Geschichten im allgemeinen verschwiegen, daß die betreffenden Helden nicht nur tapfer, sondern auch skrupellos waren und überdies Glück und Beziehungen hatten. Diejenigen, die sie nicht hatten, waren dank ihres Muts häufig nicht in Marmorvillen, sondern hinter schwedischen Gardinen gelandet.
    Als Gusta und Renny aus dem Haus kamen – und er noch einmal erwog, mit dem Mädchen hurtig auf und davon zu fahren –, hinkte von der Ecke ein zerlumpter Bettler heran. Der Bettler war krumm und ausgemergelt und hatte eine Krücke und lange, fettige Haare, die ihm ins Gesicht hingen. Das Mädchen betrachtete ihn mitleidig und suchte in ihrer Handtasche nach Geld. Renny durchsuchte ebenfalls seine Taschen. Er hatte kein Geld. Er hatte vergessen, es aus seiner Russenbluse zu nehmen. Auch die Prinzessin hatte kein Geld. Sie war, so vermutete Renny, daran gewöhnt, mit Schecks oder gar nicht zu bezahlen.
    Der Bettler machte ein beleidigtes Gesicht. Plötzlich war er nicht mehr krumm, wenngleich nach wie vor ausgemergelt. Er holte blitzschnell aus und hämmerte Renny mit der Krücke auf den Kopf. Renny sah schwarze Schleier und ging in die Knie.
    »Schnell!« schrie der Bettler. »Packt sie!«
    Aus Türen und Fenstern quollen Männer in schäbigen Kleidern. Sie wälzten sich über Renny hinweg und ergriffen das Mädchen. Gusta

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